Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Wir starten mit einem weiteren Kapitel unserer Reihe „Die Wittelsbacher privat“ und beleuchten das turbulente Leben Karl Theodors, der im Dezember seinen 300. Geburtstag feiert.
Geboren und aufgewachsen in der (heute belgischen) Heimat seiner Mutter, ab 1742 Kurfürst von der Pfalz, ab 1777 auch noch (in Personalunion) Kurfürst von Bayern, war er der erste Pfälzer auf dem weiß-blauen Thron. Gleichzeitig zählt er zu den zwiespältigsten Herrschergestalten der bayerischen Geschichte. Folgerichtig nannte ihn Günther Ebersold, einer seiner früheren Biographen, 1985 den „Vielgerühmten und Vielgelästerten“.
Auch Bernhard Graf, der zu Studentenzeiten mit Klaus Reichold eine Art kulturhistorischen Salon geführt hat und zu den herausragenden Kennern der wittelsbachischen Familiengeschichte gehört, thematisiert diese Ambivalenz in seiner jüngst erschienenen Publikation über Karl Theodor: In Mannheim, wo Karl Theodor vor seinen Münchner Tagen als Kurfürst von der Pfalz regierte, wurde er regelrecht vergöttert. In München hingegen galt er als „schlimmer Regent“ und fiel geradezu einer damnatio memoriae anheim. Weiß heute noch irgendwer, dass das Neuhauser Tor einst zu seinen Ehren in „Karlstor“ umbenannt worden ist? Die Antipathie gegen ihn soll an der Isar so groß gewesen sein, dass sich die Priester weigerten, Buben auf den Namen „Karl“ zu taufen. Und es spricht natürlich Bände, dass waschechte Münchnerinnen und Münchner bis heute vom „Stachus“ sprechen, wenn sie den „Karlsplatz“ meinen.
Dabei war Karl Theodor ein durch und durch aufgeklärter, nach heutigen Maßstäben geradezu moderner, dem Guten, Wahren und Schönen zugetaner Fürst. Natürlich trat er auch als Bauherr in Erscheinung: In den Schlössern Mannheim, Schwetzingen und Benrath bei Düsseldorf weht sein Geist bis heute. Bedeutender aber sind seine zahllosen kultur-, sozial- und wirtschaftspolitischen Initiativen. So machte er den genialen amerikanischen Experimentalphysiker Benjamin Thompson zu seinem engsten Berater und übertrug ihm die Aufgabe, neben dem bayerischen Heer auch gleich das ganze Kurfürstentum auf Vordermann zu bringen, was dieser mit Bravour meisterte.
Doch dieser Eifer ging vielen zu weit. Schon im Sommer 1778 zeigte sich das „hiesig[e] publico“ aufgrund der zahlreichen Reformen „höchst … disgoustier[t]“. Außerdem trug man Karl Theodor nach, dass er wichtige Posten im weiß-blauen Regierungsgefüge mit „höllischen Mannheimen“ besetzte, die Münchner Hofkapelle für „dermal ganz entbehrlich und überflüssig“ erklärte, sie in seinem mitgebrachten Klangkörper aufgehen ließ und natürlich Herren aus der Pfalz an den ersten Pulten platzierte.
Fatalerweise initiierte er dann auch noch ein Pamphlet gegen die in München äußerst populäre italienische Oper. Darin hieß es, eine deutsche Schaubühne sei nicht dazu da, dass „ein welscher Dichterling und Maestro … seine Notdurft darauf verrichten könn[e]“. Außerdem schmähte der Autor die an der Isar hochgeschätzten Kastraten als „Trillerkapaunen“. Jetzt schmollte auch noch der Kulturbetrieb.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold u.a. von den ersten Blitzableitern in Bayern, von einem Wappen, das eine Breze ziert und von einer Suppe, in die nach übelwollenden Stimmen alles hineingehört, „was rumliegt und fort muss“.
Veranstalter | Histonauten |
Datum | 04.11.2024 |
Uhrzeit | 19:00 - 20:30 |
Treffpunkt | Zentrum St. Bonifaz, Karlstr. 34 |
Anmeldung | erwünscht |
Preis | 15,00 € |
Internet | Er hat uns an Österreich verkaufen wollen! - Kurfürst Karl Theodor |
Veranstaltungsart | Vortrag |