Fernberg (1879) - Utzschneiderstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Utzschneiderstraße. Der Name "Utzschneider" verdient bei den Münchnern ewig unvergessen zu bleiben, denn sowohl dieses Mannes rastlose Thätigkeit für Industrie als auch sein edler CharaSohn unbemittelter  Landleute am 2. März 1763 zu Rieden am Staffelsee geboren und verschaffte sich seine höhere Ausbildung durch Unterstützung seitens seines Onkels Andrä, welcher Zahlmeister der Herzogin Maria Anna (s. Mariannenstraße) war.Utzschneider kam später selbst in den Dienst der Herzogin und hierauf als Hofkammerrath in den des Kurfürsten. Von da an begann seine segensreiche Thätigkeit für Bayern und besonders für München. Besonders verdient machte er sich zunächst um die Förderung der Salzfabrikation und des Salzhandels, sowie um Ordnung des zerrütteten Staatshaushaltes. Da seine Verbesserungsanträge manchmal sehr eingreifend und ungewöhnlich waren, so stießen sie bei Andern auf Mißverständnisse und Unwillen, was zuletzt seine Enthabung vom Staatsdienste veranlaßte (1801). Nun kehrte Utzschneider seine ganze Thätigkeit industriellen Unternehmungen zu. Er gründete zu München eine Ledermanufaktur und im Vereine mit Reichenbach (s. Reichenbachstraße) und Frauenhofer (s. Frauenhoferstraße) ein mechanisches und optisches Institut; aus letzteren gingen später die noch heute blühenden Institute des Mechanikers Ertel und des Optikers Merz hervor. In Benediktbeuern errichtete Utzschneider eine Fabrik zur Bereitung seinen Glases für optische Gläser; eine sachverständigen Leiter derselben hatte er selbst aus genf geholt. So beschäftigte er Hunderte von Arbeitern. 1807 wurde er nach so vielen Beweisen seiner tüchtigkeit wieder als General-Salinen-Administrator in den Staatsdienst berufen. Der Bau der Saline in Rosenheim, die große Landesvermessung und Herstellung der Grundkataster ---- ein von Franzosen und Engländern als das Vorzüglichste in diesem Fache gepriesenes Werk ---- fand in ihm den eifrigsten Beförderer; desgleichen die Ordnung der Staatsschulden. Aber bald hattet wiederum mit Neid und Mißgunst zu kämpfen, sodaß er 1814 seine Stelle niederlage. Ins Privatleben zurückgetreten gründete er eine Bierbrauerein, bewirtschaftete einen großen Bauernhof bei Giesing und widmete seine Aufmerksamkeit dem Baue der Runkelrübe, deren Verwendung zur Zuckerbereitung damals eben an verschiedenen Orten Deutschlands versucht wurde. Im Jahre 1818 endlich wählte ihn die Bürgerschaft Münchens zu ihrem Bürgermeister; als solcher wirkte er höchst verdienstvoll für die Vermehrung der Volksschulen, Anlage von Kanälen und verzichtete obendrein auf seinen Bürgermeistergehalt zu Gunsten der niederen Magistratsbediensteten. Indeß überschritt er das 60. Lebensjahr und zog sich vom Gemeindedienste zurück, durch Erreichung dieses Alters hiezu berechtigt. Aber noch nicht rastete der unermüdliche Mann, dem eine immer gleiche Gesundheit, unterstützt durch ein regelmäßiges Leben und stets heitere Laune, zur Seite stand. Theils widmete er sich Gegenständen der Landwirthschaft, des Gewerbewesens und der Volkbildung, theils erfüllte er den inhaltsschweren Beruf eines Abgeordneten zum bayerischen Landtage, wozu ihn das Vertrauen seiner Mitbürger noch berufen hatte. Im Begriffe von seinem Landsitze bei Obergiesing am 29. Jannar 1840 in die Versammlung der Abgeordneten sich zu begeben, wurde sein Wagen beim Herabfahren über den Giesingerberg durch Scheuwerden der Pferde umgeworfen, und der bereits 77jährige Mann tödtlich verletzt; am 31. Jannar trugen ihn 16 Münchener Bürger, gefolgt von einer zahllosen Menge Leidtragender, zu Grabe. Sein Grabmal ziert die Auschrift: "Dem edelsten Vaterlandsfreunde". ---- Utzschneiders Wahlspruch lautete: "Ich wünsche den Wohlstand Aller, nicht den Reichthum einzelner Weniger"; der Durchführung dieses Grundsatzes auf gesetzmäßige Weise war sein ganzes Leben gewidmet.


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