Straße Von-Reber-Straße
Signatur DE-1992-STRA-40-57
Archivalie Straßenbenennungen
Dokument Benennung einer Straße zu Ehren von Franz von Reber
 
DE-1992-STRA-40-57

Geheimer Jusiizral
Dr. Wilhelm Zimmermannn
München 23,
Monsalvatstr. 11 

München,den 3.November 1934.

 

Herrn Oberbürgermeister Fiehler, München.

 

Gegenstand: Benennung einer Straße zu Ehren von Franz von Reber.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister !

Am 10.November ds. Js. werden es 100 Jahre.daß der bekannte, am 4.September 1919 verstorbene Kunsthistoriker Dr. Franz von Reber, der 44 Jahre lang dahier als Hochschulprofessor (zuerst an der Universität und von 1868 ab an der Technischen Hochschule) und 34 Jahre lang als Direktor der Bayerischen Staatsgalerien gewirkt hat, Cham geboren wurde.

Dieser Gedenktag gibt meiner Ehefrau Hedwig, seiner Tochter, und mir als seinem Schwiegersphn Anlaß, uns mit der ergebensten Bitte an Sie zu wenden. Sie möchten einer Straße in München den Namen Franz von Reber-Straße erteilen.

Trotz der großen Bedeutung, die Franz von Reber als Gelehrter und als Galeriedirektor hatte und die ihn in seinem Fach nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland berühmt machte, ist in München noch keine Straße nach ihm benannt. Ich darf mit Recht sagen, daß gar viele Persönlichkeiten durch eine Straßenbenennung daher geehrt wurden, die bei weiten nicht die Bedeutung hatten, wie Franz v. Reber. Daß bei ihm die Ehrung unterlassen wurde, ist. wohl, darauf zurückzuführen, daß er zu einer Zeit starb, in der die Aufregungen der politischen Verhältnisse alle Interessen in Anspruch nahmen. Seine Geburtsstadt Cham hat vor einigen Jahren einer neuen Straße den Namen Reberstraße gegeben und in Pöcking am Starnbergersee, wo er seit 1871 ein Sommerlandhaus hatte und wo er auf dem Friedhof ruht »wurde aus Anlaß seines bevorstehenden 100 sten j Geburtstages ebenfalls eine Straße nach ihm benannt.

Um ein Bild, davpn zu geben, welch große Verdienste er als Wissenschaftler und als Direktor der Bayerischen Staatsgalerien hatte und welches Ansehen er genoß, erlaube ch mir anbei in Abschrift einige Aufsätze vorzulegen, nämlich die Aufsätze, die anläßlich seines 70.Geburtstages in folgenden Zeitungen in den beigesezten Nummern erschienen sind:

  1. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Jahrgang 1904, 9.November, Nr. 257
  2. Münchner Neueste Nachrichtemn, Nr.524, vom 9.Nov.l904,
  3. Leipziger Neueste Nachrichten, Nr.314f vom 12.Nov.1904
  4. Münchner-Augsburger Abendzeitung. Nr. 291 vom 22. Oktober 1904,

sodann den von Professor Dr. Paul Wolters verfassten Nekrolog, der im Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1919,Seite 89/90, zu finden ist, und den von Paul Frankl verfassten, im Zentralblatt der Bauverweltung:, Jahrgang 1920, Selte 93/94, erschienenen Nachruf.

Als ein Anzeichen dafür, welche Bedeutung Franz von Reber in der Wissenschaft hatte, darf wohl auch der Umstand gelten, daß er, obwohl sein Wirken schon seit Vielen Jahren  der Vergangenheit angehört, auch wieder in den z.Zt. im Erscheinen begriffenen neuen Auflage des Großen Brockhaus mit seinen Werken auf geführt ist. Gar viele andere Gelehrte, die als Zeitgenossen von ihm tätig waren, sind dort nicht zu finden und waren es auch in den früheren Auflagen nicht.

Welches Ansehen er sich schon in jungen Jahren durch seine Leistungen erworben hatte, ist daraus zu ersehen, daß er im Alter von erst 29. Jahren, zum außerordentlichen Professor an der Universität dahier und näch 5 Jahren zum ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule dahier ernannt wurde und daß er, erst 41Jahre alt, als Direktor der Bayerischen Staatsgalerlerir berufen wurde. Zu seiner im Nachruf Von Paul Frankl besonders hervorgehobenen epochemachenden Tat -- Neugestaltung der Alten Pinakothek -- möchte ich auch noch auf das hinweisend was Friedrich Pecht in seinem Buch  Aus: meiner Zeit“ auf Seite 201 des  2.Bandes über die große Bedeutung mitteilt,die die Berufung Rebers zum Direktor für die Pinakothek hatte.

Vom Standpunkt der Volksbildung- undvVolksgemeinschaft aus betrachtet darf ihm, als besonderes Verdienst auch die Herausgabe der großen Bilderwerke Klassischer Bilderschatz,und Klassischer Skulpturenschatz angerechnet werden, durch welche es den weitesten Kreisen ermöglicht wurde, Abbildungen der bedeutendsten Kunstwerke zu billigsten Preisen sich zu verschaffen. Sein Mitarbeiter an diesen 2 Werken, war der Kunsthistoriker Adolf Bayersdorfer, der damals, Konservator an der Pinakothek war. Diesem zu Ehren, wurde schon vor einigen Jahren eine Straße dahier benannt.

Abgesehen von seiner langjährigen Tatigkeit als Hochschulprofessor und als Direktor der Bayerischen Staatsgalerien ist eine besondere Verbundenheit Franz von Rebers mit der Stadt München; durch eines seiner Bücher, gegeben, nämlich durch den Bautechnischen Führer durch München“ der unter seiner Redaktion als Festschrift zu der im Jahre 1876 in München abgehaltenen Zweiten Generalversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine erschien und dessen, bedeutendsten Teile, besonders. die Baugeschichte Münchens, von ihm verfasst sind. Dieses zwar kleine, aber inhaltlich gewichtige Buch fand die größte Anerkennung in der Welt der Gelehrten und der Architekten und war für Jahrzehnte für Jeden der sich mit derr Baugeschichte Münchens befasste, die Hauptquelle. Es ist. im Buchhandel natürlich längst vergriffen und ist im Antiquariatshandel auch heute nach sehr gesucht und schwer aufzutreiben.Ich nehme an, daß dieser für die Geschichte Münchens so wichtige Bautechnische Führer sich in der städtischen Bücherei befindet und bin, wenn dies wider Erwarten nicht der Fall sein sollte, gerne bereit, der städtischen Bücherei ein Exemplar zu überlassen.

Was die Persönlichkeit Franz v»Rebers -- rein menschlich betrachtet -- betrifft, so möchte ich nicht unterlassen zu bemerken, daß er, wie dies auch aus den von mir vorgelegten Aufsätzen zu ersehen ist, Eigenschaften hatte, die gerade in der heutigen Zeit besonders gewürdigt werden können. Was man mit Volksverbundenheit bezeichnet, war bei ihm in hohem Maß vorhanden Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit gegen Jedermann,auch gegen den einfachsten Mann, war eine hervorstechende Eigenschaft von ihm und es war für ihn besonders auch der freundschaftliche Verkehr kennzeichnend, den er mit den Bewohnern des Dorfes Pöcking hatte, wo er sieh ein Sommerlandhaus erbaut hatte und sich seine letzte Ruhestatt einrichtete. Überheblichkeit oder Kastengeist war etwas, wovon er völlig frei war. Diese Volksverbundenheit mag vielleicht von seinen Vorfahren als Erbgut auf ihn überkommen sein. Sein Vater war ein hochangesehener, in der Bevölkerung allgemein beliebter Beamter, die weiteren Vorfahren waren Förster und Bauern in der Oberpfalz.

Heil Hitler !

Unterschrift

Geh.Justizrat.