Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | Walter-von-Dyck-Platz |
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Signatur | DE-1992-STRA-40-55 |
Archivalie | Straßenbenennungen |
Dokument | Walter-von-Dyck-Straße |
Abschrift.
München 2 NW., 2.Juni 1933.
Arcisstr.21
Der Rektor der
Technischen Hochschule
München .
An den
rechtst. Bürgermeister
der Stadt München
Herrn Geheimen Rat
Dr. Hans Hüfner
München
Sehr geehrter Herr Geheimer Rat!
Im Anschluß an die Besprechung, die ich schon in der vorletzten Woche heim Kösener-Korpsphilister-Kommers mit Ihnen zu führen Gelegenheit hatte, erlaube ich mir, Sie auch auf diese Weise noch einmal um Ihre liebenswürdige Vermittlung bei der zuständigen Stelle des Stadtrats München dahin zu bitten, daß eine Straßenbenennung zu Ehren des o. Professors der Allgemeinen Abteilung unserer Hochschule Geheimen Rats Dr. Walther von Dyck in Aussicht genommen werde.
Der äußere Anlaß für eine solche Ehrung wäre dadurch gegeben, daß. Geheimer Rat von Dyck zum Ende des laufenden Sommerhalbjahrs um seine Befreiung von den amtlichen Pflichten nachgesucht hat.
Auf die führende Stellung, die Geheimer Rat von Dyck in der Wissenschaft im allgemeinen wie im deutschen und außerdeutschen Hochschul- und Geistesleben überhaupt eingenommen hat, brauche ich in diesem Zusammenhang wohl nicht weiter einzugehen. Ich kann mich vielmehr darauf beschränken, auf seine Verdienste als Herausgeber der "Enzyklopädie der Mathematischen Wissenschaften", als Veröffentlicher der Keplerbriefe hinzuweisen und daran zu erinnern, daß er lange Zeit, Mitglied des Obersten Bayerischen Schulrats und der Reichsschulkommission war, daß er der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angehört, im Internationalen Verband der wissenschaftlichen Akademien, in der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, im Verband der Deutschen Hochschulen und in einer Reihe ähnlicher wissenschaftlicher Körperschaften an führender Stelle tätig war oder ist. Auch seine Tätigkeit um die Eröffnung der Flämischen Universität Gent während des Weltkriegs gehörte hierher.
Dagegen möchte ich nicht versäumen, näher die besonderen Beziehungen hervorzuheben, die Geheimen Rat von Dyck gerade mit München verbinden.
Im Jahr 1856 in München als Sohn des bekannten Malers und Radierers Hermann Dyck geboren, wurde er - nach kurzer Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig — schon 1884 im Alter von nur 28 Jahren o. Professor an unsere Hochschule berufen. In den seitdem verflossenen fast 50 Jahren hat er Zehntaüsende junger Ingenieure und Techniker ausgebildet und, da unsere Hochschule stets gerade von Angehörigen aus führenden Schichten auch des nichtbayerischen, Vaterlands wie des Auslands stark besucht war, in weitem Umfang dazu beigetragen, persönliche Beziehungen mit München zu vermitteln.
Eine besondere und, wie ich sagen darf, wohl einzigartige Stellung aber hat er beim innern und äußeren Ausbau der Hochschule eingenommen. Mit der Verleihung der Hochschulverfassung und des Doktorrechts im Jahr 1900 zum ersten rector magnificus gewählt, hat er in der ersten, bis zum Jahr 1906 dauernden Rektoratszeit durch Erwerbung des früheren Ostermeier-Anwesens und durch den Bau der nunmehrigen chemischen Institute den ersten Grundstock zu dem gewaltigen Aufschwung gelegt, den unsere Hochschule seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts genommen hat. Diese Bautätigkeit hat er auch nach Beendigung seiner ersten Rektoratszeit durch die Erstellung der von Friedrich von Thiersch durchgeführten Erweiterungsbauten an der Luisen- und Gabelsbergerstraße weitergeführt und endlich mit der Fertigstellung des neuen Nord- und' Südflügels an der Arcisstraße durch German Bestelmeyer gekrönt. Alle diese Bauten, insbesondere die letzteren, die unter den. schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen der Nachkriegsjahre durchgeführt werden mußten, sind sein Werk und sein Verdienst.
In die Zeit nach dem unglücklichen Ausgang des Weltkriegs fällt auch seine zweite Rektoratsführung - vom Jahr 1919 bis 1925 - während der u.a. auch die frühere Handelshochschule München mit der Technischen Hochschule vereinigt wurde. Daß die Technische Hochschule München gerade damals an die Spitze sämtlicher deutschen Technischen Hochschulen treten und an Besucherzahlen durch eine Reihe von Jahren sogar die Technische Hochschule Berlin übertreffen konnte, ist ebenfalls in wesentlichem Umfang ihm zu danken.
An die Verdienste, die er sich durch die Mitbegründung und den Ausbau des Deutschen Museums, dessen zweiter Vorsitzender er durch Jahrzehnte war, gerade um die Stadt München und um die Mehrung ihres Ansehens erworben hat, brauche ich ebenfalls nur zu erinnern.
Wie Sie schon aus dieser kurzen Zusammenfassung ersehen wollen, ist der Name Dyck in untrennbarer Weise gerade mit den Bauten der Technischen Hochschule verknüpft.
Wir würden es daher besonders begrüßen, wenn es sich ermöglichen ließe, den vor der Hochschule gelegenen, durch die beiden Rosselenkergruppen - die eine dieser Gruppen verdanken wir ja der Schenkung durch die Stadt - gekennzeichneten Platz künftig als "Walther-von-Dyck-Platz" zu bezeichnen und damit die Verbindung Dycks mit der Technischen Hochschule auch äußerlich in Erscheinung treten zu lassen. Wenn auf diese Weise auch der Zug der Arcisstraße schließlich durch einen anders bezeichneten.Platz unterbrochen würde, so glauben wir doch, daß einer Umbenennung in dem von uns angeregten Sinn umso weniger Bedenken entgegenstehen, als es sich ohnehin nur um eine, schon jetzt der Technischen Hochschule zugehörige Hausnummer (Arcisstr.21) handelt.
Für Ihre liebenswürdige Vermittlung im Sinne dieses Schreibens beehre ich mich Ihnen, sehr geehrter Herr Geheimer Rat, schon jetzt zugleich im Namen des Senats, in dessen Auftrag ich mich an Sie wende, den verbindlichsten Dank der Hochschule zu übermitteln.
Zu weiteren Aufschlüssen oder dergl. stehe ich Ihnen selbstverständlich jederzeit mit Vergnügen zur Verfügung.