München, den 5. August 1940
Dezernat VII/4,d.
Betrifft:
Umbenennung der nach Juden benannten Straßen.
An den Herrn Dezernenten Stadtrat Harbers.
Zum Auftrag vom 3. August 1940.
- Die Rechts- und Aktenlage ist heute noch die gleiche wie im Zeit;punkt des Berichtes an Herrn Staatssekretär Höglmeier am 6.1.1940 (Beilage). Die für Februar 1940 in Aussicht genommene Rücksprache des Oberbürgermeisters mit Reichsminister Dr.Lammers hat bis jetzt nicht stattgefunden, d.h. den Sachbearbeitern ist bis jetzt nichts davon bekannt geworden.
- Im Rückstand sind immer noch die Straßenumbenennungen:
Paul-Heyse-Straße (Mischling I.Grades)
Possartstraße u.-platz ( " ” )
Heckscherstraße ( " ” )
Hofmannsthalstraße und
Königswarterstraße.
Maronstrasse
Bezüglich der Hofmannsthalstraße sind die Nachforschungen durch die Reichsstelle für Sippenforschung immer noch nicht abgeschlossen. Die Angelegenheit wird sofort in Erinnerung gebracht.
Königswarter hat im Jahre 1862 zur Erinnerung an die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten eine Stiftung gemacht. Es ist deshalb mit Sicherheit anzunehmen, daß Königswarter ein Jude war, doch ist dies aktenmäßig noch nicht festgestellt. Das Erforderliche wird sofort veranlaßt.
- Es geht nicht bloß darum, daß die gegenwärtigen Benennungen endlich verschwinden, an ihre Stelle sind andere geeignete Namen zu setzen. Für die erstgenannten 3 Straßen und Plätze sind bisher nicht weniger als 19 Vorschläge gemacht worden, ohne daß auch nur einer gebilligt worden wäre. Gewiß liegen verschiedene dringendere Anträge vor, so für die acht Opfer des Anschlages im Bürgerbräukeller, Bürgermeister Dr. Tempel u.a. Für die gemeinsam gefallenen Blutzeugen der Bewegung kommt aber wohl nur ein geschlossener Ortstell (Neusiedlung) ln Frage, ln dem sämtliche Namen untergebracht werden können, als Bürgermeister Dr. Tempelplatz ist an einen markanten Gemeinschaftsplatz gedacht worden. Bestimmte Vorschläge, die Aussicht haben beim Führer Anklang zu finden, liegen also auch heute noch nicht vor. Die Umbenennung bekannter Straßen beschäftigt Immer die Öffentlichkeit in erheblichem Maße. Bloß andere ln der heutigen Zeit der Neuordnung aller Dinge wenig Interessante Namen von Künstlern oder Gelehrten nachgeordneten Ranges an ihre Stelle zu setzen, dürfte wenig Verständnis finden, zumal nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten von der jüdischen Abstammung der fraglichen Personen wiesen dürfte.
Es wäre sehr erwünscht zu erfahren, ob die maßgebenden Stellen noch im letzten Stadium des Krieges die Umbenennung betrieben haben wollen, zumal gleich nach dem Kriege Straßenbenennungen im großen Maßstab (Neuerschließungen - Eingemeindungen etc.) erfolgen werden, wobei bestimmt Weisungen von höchster Stelle wegen der Festhaltung der Daten, Personen und Örtlichkeiten dieses Krieges kommen werden.
lch selbst war seit der Rückkehr des Herrn Oberbaurats mit den Straßenbenennungen nicht mehr befaßt und bitte deshalb um Weisung, was außer den unter 2) angeführten Erhebungen aur Zelt geschehen soll.
Dezernat VII/40:
Amtmannt