Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | Paul-Heyse-Straße |
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Signatur | DE-1992-STRA-40-65-1 |
Archivalie | Straßenbenennungen |
Dokument | Jüdische Straßennamen |
Abschrift
Dezernat 7/13.
München, den 20,Juli 1939,
Gegenstand:
Jüdische Straßennamen.
I, Vormerkung: Nach einem neueren Werke (’’Schlag nach”, Bibliographisches Institut Leipzig) ist der Dichter Hugo von Hofmannsthal jüdischer Abkömmling. Nach ihm ist in München eine Straße benannt. Wie die Durchsicht früherer Verhandlungen ergeben hat, wird Hofmannsthal auch vom Stadtarchiv München als jüdischer Abkömmling, jedoch nicht als Volljude bezeichnet. Die Umbenennung der Hofmannsthalstraße ließe sich daher nur im Zusammenhang mit dem gleichgelagerten Fall der Paul-Heyse-Straße klären (Mitteilung vom 20.1.1938 Nr. 1296).
Für die Paul-Heyse-Straße liegt der Auftrag zur Umbenennung bereits vor. Es wird daher auch die Hofmannsthalstraße umbenannt werden müssen.
Die Hofmannsthalstraße ist eine kurze Verbindungsstraße zwischen der Gilmstraße und der Friedrich-List-Straße gegenüber der Kuranstalt Neufriedenheim (25.Stadtbezirk). Sie ist noch nicht bebaut.
Die nächstgelegenen Straßen sind nach zwei Dichtern (Gilm, Sudermann), einem Bildhauer (Friedrich Brugger) und einem Nationalökonomen (Friedrich List) benannt. Der Lage der Straße nach empfiehlt es sich, sie wieder nach einem Dichter zu benennen.
Es werden vorgeschlagen:
Georg-Seherer-Straße (Professor Georg Scherer, Lyriker, Erforscher und Herausgeber volkstümlicher Dichtung, Geb.16.3.1828, gest. 21.9.1909. Scherer liegt in München begraben).
Hofnaßstraße (Franziska Hoffnaß, Dichterin, Gattin des Komponisten Rheinberger, nach dem ebenfalls eine Straße benannt ist. Bekanntestes Werk: "Dichtungen" - München 1882 - .Geb.18.10.1832, gest. 31.12.1892. Hoffnaß liegt in München begraben).
Wensauerstraße (Dr.Josef Wensauer, der Dichter der "Ballade vom Arbersee"* Geb. 20.10.1809 zu Holzhof bei Amschwang, gest. 22. 7.1878 zu Schrobenhausen).
Breuerstraße (Dr. Hans Breuer, der Verfasser des bekannten "Zupfgeigenhansls").
II. Zum Stadtarchiv München mit 1 Unterakt und dem Ersuchen um nochmalige Prüfung, ob Hofmannsthal Jüdischer Mischling I.Grades ist und um Stellungnahme zu vorstehenden Vorschlägen. Gleichzeitig ersuche ich um Prüfung und Ergänzung der Personalien für die neuen Vorschläge.
Am 20.Juli 1939.
Dezernat 7:
Unterschr. unl.
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Hugo von von-Hofmannsthal ist 1874 zu Wien geboren und entstammt einer geadelten Jüdischen Familie Löw, ist also nicht Volljude. Über sein Schaffen äußert sich eingehend Adolf Bartels, Geschichte der Deutschen Literatur, 3.Bd.,1928, S.554 ff.
Hofmannsthal ist besonders bekannt als Dichter des Textes für den "Rosenkavalier" von Richard Strauß, ebenso des Textes zu dessen "Elektra" sowie des Operntextes zu "Ariadne auf Naxos" gleichfalls von Richard Strauß.
Die Benennung einer Straße nach Georg Scherer ist wohl deshalb vorgeschlagen, weil Scherer in München begraben liegt. Bedeutender als Georg Scherer ist Wilhelm Scherer, Germanist und bekannt als Herausgeber der "Geschichte der deutschen Literatur". Er ist geboren am 24.4.1841 zu Schönborn Niederösterreich und gest. 16.8.1886 zu Berlin.
Über Wensauer ließen sieb mit den im Stadtarchiv zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln nähere Einzelheiten nicht ermitteln.
Das gleiche gilt für Dr. Hans Breuer, dem Verfasser des bekannten Zupfgeigenhansls. Vermutlich ist Breuer noch am Leben, da er ja der jüngeren Generation angehört. Name und Bedeutung der Dichterin Hofnaß sprechen gegen die vorgeschlagene Straßenbenennung.
München, den 4.August 1939.
Stadtarchiv
I.V.
gez. Dr. Hornschuch.