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Die Baukunst Alt-Münchens

I. Abschnitt: Das Bauwesens Alt-Münchens von der Städtegründung bis Ende des 16. Jahrhunderts

b) Von der Stadtanlage und dem Aufbau der Stadt.

16. Der Schlichtingerbogen zwischen Haus Nr. 10 und Nr. 11 in der Burgstraße.

er errichtete Gebäude, wie die Salzstädl (am jetzigen Prommenadeplatz) und gründete Verkaufshallen, ein Waghaus, Weinkeller usw.29)

So entwickelte sich das Innere der Stadt, die Altstadt, immer mehr zur Geschäftsstadt; wie sich am Anger und auch sonst an den Stadtbächen (in der Graggenau, im Tal usw.) die HAndwerker ansiedelten, so waren in der Altstadt die Kaufleute und Händler seßhaft; es genügte der ursprüngliche Markt, der Marienplatz, bald nicht mehr; es mußten Scheidungen in besondere Märkte vorgenommen werden, insbesondere suchte man die Tiermärkte vom Marktplatz wegzulegen, und, sa weirräumige Platzanlagen in einer befestigten Stadt nicht vorgesehen werden konnten, mußte man sich damit begnügen, für diese Märkte platzartige Straßenerweiterungen zu benützen; so wurde der Klauen- und Viehmarkt auf den Rindermarkt verlegt, der Pferdemarkt an die hintere Angergasse, der Schweinemarkt an das Altheimereck; die Heumärkte wurden auf den geräumigsten Platz Alt-Münchens, auf dem Angerplatz abgehalten. Der Kräutlmarkt, zwischen Marienplatz und dem Rathaustor, bleub als Obst-, Gemüse-, Fisch- und Eiermarkt.

Bauliche Sonderheiten hat München in seinem sogenannten Durchgangshäusern und auch in seinen ziemlich zahlreichen Straßenüberquerungen aufzuweisen, beides Eigenarten, an denen festgehalten wurde und die sich bis heute erhalten haben.

Dr. Wiedenhofer berichtet uns, daß das Entstehen von Durchgangshäusern sogar durch Vorschriften begünstigr wurde, die für einige Häuser die Herstellung solcher Durchgänge besonders anordneten, z. B. wurden die Bürger Pürlfinger und Karl Ligsalz angehalten, bei ihren Häusern an der Weinstraße einen Durchgang zum Kornmarkt (Marienplatz) herzustellen.

Diese Durchgänge30) hatten zweifellos einige Vorteile für den Straßenverkehr: sie entlasten den Verkehr der durch den Durchgang verbundenen Straßen und kürzten dem Fußgänger den Weg ab. Die Hausbesitzer konnten bei vorhandenen Durchgängen rückwärtige Gelasse, die sonst wertlos waren, nutzbringend vermieten, da sie an den Verkehr angeschlossen wurden (man könnte diese Durchgänge vielleicht als Vorgänger der moderenen „Passagen“ nenne). Die Durchgänge haben aber auch Nachteile insofern, als sie die Verkehrsüberwachung beeinträchtigen und dadurch unehrlichen Leuten ermöglichen, rasch zu verschwinden oder plötzlich den Weg zu verändern. — Straßenüberbauungen mit gedeckten Gängen


29) Geschichte Bayerns, Band III, S. 762-764.
30) Solche Durchgänge sind heute noch in beträchtlicher Zahl in Benützung, so vom Petersplatz zum Marienplatz, vom Rindermarkt zum Rosental, von der Sendlingerstraße zum Anger und zur Pettenbeckstraße; von der Kaufingerstraße zum Frauenplatz; von der Fürstenfelderstraße zum Färbergraben; von der Neuhauserstraße zum Altheimereck und zur Herzogspitalstraße; von der Kaufingerstraße zur Fürstenfelderstraße (Schlüsselbazar); von der Residenzstraße zur Theatinerstraße usw.

 

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