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b) Von der Stadtanlage und dem Aufbau der Stadt.
Altstadt verschwanden und machten durchwegs breiteren Straßen Platz. Der Raum reichte durch Jahrhunderte hindurch, allerdings mit Hilfe verschiedener Zugeständnisse: die noch Ende des 16. Jahrhunderts im Überflusse vorhandenen Gärten mußten verschwinden; im Stadtkern, der dann immer mehr Geschäftszentrum wurde, wurden den Häusern neue Stockwerke aufgesetzt; die landwirtschaftlichen Gebäude machten bewohnbaren Häusern Platz. schließlich steigerte sich das Bestreben, die Höfe zu bebauen.
Professor Karl Hocheder sagt in seinem hinterlassenen Vortrag27): „ Der Wechsel in der künstlerischen Auffassung des Städtebaues älterer und neuerer Zeit“, daß die Schönheit einer alten Stadt nicht unter der festen Umgrenzung des Stadtgebietes durch die Mauerlinie gelitten hat. Im Gegenteil: die Alten waren durch das sparsame Haushalten mit dem zur Verfügung stehenden Platz zu einer oft viel logischeren Entwicklung der Stadtanlage veranlasst, als bei den neueren offeren Städten, denen in Ihrem Umkreis in fast unbeschränkter Fülle Platz zur Verfügung steht.
Die Schwierigkeiten bei der Anlage einer mittelalterlichen Stadt waren nicht geringe: mußte doch das Stadtinnere alles enthalten, um auch bei einer langwierigen Belagerung bestehen zu können; es waren nur wenige Betriebe, die in einem solchen Fall nicht unbedingt notwendig waren, wie etwa Kalköfen, Zimmerstätten und Sägemühlen, Papier- und Walkmühlen; dagegen mussten Mahlmühlen nebst den umfangreicheren Kornspeichern innerhalb der Umwehrung liegen, um die Ernährung der Stadtbewohner zu sichern. Auch die Friedhöfe blieben sogar noch lange Zeit nach der Anlage des südlichen Friedhof aus dem Jahre 1577 innerhalb der Stadt.
Besondere Regeln oder Gesetze scheinen für die Einteilung des Stadtgebietes nicht bestanden zu haben, aber im Allgemeinen war doch der Grundsatz maßgebend, störende Betriebe möglichst an die Umfassungsmauer zu verlegen. Infolgedessen ergab sich, dass die Bauquartiere an der Stadtmauer zu den untergeordnetsten gehörten; so finden wir in München der Scharfrichterhaus, ganz für sich mit kleinen Höfchen und Gärtchen, zwischen der Stadtmauer und den Bürgerhäusern untergebracht (siehe Plan I, Zeichen S, zwischen Sendlinger Tor und Angertor); ebenso liegt das „gemeine Frauenhaus“ (wie es Lipowsky nennt) am Oberanger in nächster Nähe der Stadtmauer (im Plan I mit F bezeichnet); dieses Haus ist in Sandners Holzmodell schwarz angestrichen.
Aber auch die neuen Friedhofsanlagen, den Münchner Ende des 15. Jahrhunderts notwendig wurden, legte man abseits der verkehrsreichen Straßen an die Stadtmauer, um ihnen eine ruhige Lage zu sichern, nämlich den Frauenfreithof an der Salvatorkirche (als Ersatz des Friedhofs um die Frauenkirche) und den St. Petergottesacker an der Kreuzkirche. Auch die Friedhöfe des Franziskanerklosters und des Heiliggeistspitals lagen an der Stadtmauer; sie werden aber schon vor der Errichtung der zweiten Stadtmauer bestanden haben und es war damals ganz selbstverständlich, daß man sie mit einverleibte.-
Das Angerviertel, das von zahlreichen Stadtbächen durchzogen war, wurde hauptsächlich von Gewerbetreibenden zur Ansiedelung benutzt, wie von Färbern, Tuchmachern, Bleichern, Walkern, Lodenwirkern, Leinewebern usw.; am Anger war auch ein Manghaus und eine Walkmühle erbaut. Offenbart dienten die langgestreckten, niedrigen Pultdächer, immer zwischen zwei Pfeilern eingebaut, die wir (insgesamt 7 Stück) im Modell Sandners im Zwinger zwischen Angertor und Einlaß entlang der inneren Mauer bemerken, auch gewerblichen Zwecken; ich schließe dies aus einer Bemerkung Regnets28), wonach die Tuchmachergesellen „im Tuchmacherzwinger am Angertörl arbeiteten“.-
Wir wissen, dass München die Stadt der Salzhändler war; der Salzhandel, von den Herzögen kräftigst gefördert, machte zwar München nicht zu einer reichen Stadt, jedoch die Bürger, die sich alle an dem Salzhandel beteiligen konnten, wohlhabend; die den Bürgern verliehenen Privilegien brachten sie auch in Handelsbeziehungen zu anderen Städten, wie Augsburg und Regensburg. Wie der Staat dem Handel Schutz angedeihen ließ, so sorgte der Stadtrat für die Möglichkeit, daß sich der Handel entwickeln könne.
27) Siehe süddeutsche Bauzeitung,1917 Nr. 9
28) C. A. Regnet, München ein guter alter Zeit, S. 66.