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Die Baukunst Alt-Münchens

I. Abschnitt: Das Bauwesens Alt-Münchens von der Städtegründung bis Ende des 16. Jahrhunderts

b) Von der Stadtanlage und dem Aufbau der Stadt.

14. Hof des Hauses Burggasse Nr. 5 (ehemaliges Stadtschreiberei). Die störende Mauer im Hofe (zwischen Burggasse Nr. 5 und Dienerstraße 20) ist im Bilde weggelassen.

Dr. Kart Traumann und Prof. Dr. Hans Willich.

Ich möchte zunächst von der Stadtanlage ausgehend, hauptsächlich von einigen baulichen Eigentümlichkeiten Münchens sprechen, von den Straßenüberbauungen und Durchgangshäusern; dann eine Frage berühren, die meines Wissens noch nicht angeschnitten wurde, nähmlich die Entwässerung der Straßen und in Verbindung damit vom Zustand der jetzt bestehenden Stadtbäche sprechen.

Wir wissen, daß München in  zwei Teilen entstand: Die Entwicklung der ältesten Stadt, auch nach ihrem Gründer Herzog Heinrich dem Löwen die „leonische“ Stadt genannt, fällt in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts (1158 wurden die Freisinger Anlagen zerstört), ihr folgte bald die Einverleibung des Tals, durch das die Salzstraße führte, mit der Errichtung des Isartors. Infolge des schlechten Baugrundes in der Talniederung blieb diese Ausbuchtung auch bei der zweiten Stadterweiterung, die Ende des 13. Jahrhunderts unter Herzog Ludwig dem Strengen begann, bestehen; die Erweiterung wurde von seinem Sohne Kaiser Ludwig dem Bayern Der zweite Stadtmauerring verlor durch die eigentümliche Anlage des Tals die sonst zu beobachtende konzentrische Form, er setzte segmentförmig an die erste Stadterweiterung an und zwar südlich am Schiffertor (Einlaß), östlich an der Herzogsburg, dem alten Hof. In der Verteidigung der Stadt war dies entschieden ein Mangel, die Verteidigungslinie wurde in die Länge gezogen, es bildeten sich tote Winkel, die nicht bebaut waren, aber doch verteidigt werden mußten. Eigentümlicherweise berührten sich dort durch die beiden Mauerlinien der alten unter neuen Stadt an den beiden Punkten, Schiffertor und Herzogsburg, fast, eine Beobachtung, die man bei keiner anderen deutschen Stadt, die ebenfalls zwei Umwehrungen besaß, machen kann. —

Es muss damals eine der schwierigsten Fragen gewesen sein, wie weit man wohl den zweiten Mauerring hinaussetzen müsse, um micht bald wieder vor die Frage gestellt zu sein, wie die fortwährend anwachsende Bevölkerung innerhalb des Stadtringes untergebracht werden könne; andererseits müsste die Mauerlinie, welche die Stadt umzog, möglichst enge gezogen werden, um die Verteidigung der Stadt für die Bürger nicht zu schwierig zu machen. Soweit wir uns ein Urteil über solche Fragen bilden können, war sie Festsetzung der Umwehrungslinie für München ganz richtig bemessens; trotzdem die Grundrißbilder der alten und der neunen Stadt sehr voneinander abweichen — das Straßennetz der alten Stadt war enger, die Baublöcke kleiner wie in der neuen Stadt, die schmalen Gäßchen der

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