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das Gefälle verschlechtert haben38) was zur teilweisen Einfüllung des ersten Stadtmauergrabens und zur vollständigen Einfüllung des zweiten Stadtmauergrabens führte (zum größten Teil Ende des vorigen Jahrhunderts). Der ursprüngliche Graben, der Glockenbach, existiert heute noch, ist aber nun schon fast vollständig überbrückt (ist nur noch andere Hofpfisterei sichtbar); seine Wasserkraft wird heute noch an mehreren Triebwerken ausgenützt (am Hauptmünzamt durch den abzweigenden Hauptmünzamtkanal, an der Pfistermühle und an der Kegelmühle usw.).
Die Stadtbäche wurden vor der Einfüllung, natürlich in stark verkleinerten Querschnitt, ausgemauert und überwölbt, um sie als Regenauslässe nutzbar zu machen; stellenweise, so am Färbergraben- und Hofgrabenbach, mußte die mitHolz beschlagene Sohle 1 m tiefer gelegt werden,um das nöthige Gefälle zu erhalten.
Das Verbindungsstück des Färbergrabenbaches mit dem Glockenbach (jetzt „der große Angerbach“ bezeichnet) zwischen der Sendlinger- un Pettenbeckstraße, wurde beim Aushub der Baugrube für den Ruffiniblock im Jahre 1904 entfernt. Gleichzeitig wurde aber eine Verbindung mit dem städischen Kanal der Sendlingerstraße hergestellt, damit das Färber- und Hofgrabenbachgerinne39) als Regen auslaß benutz werden könne.40)
Es ist vielleicht auch für spätere Zeiten von Interesse, auf Grund der Mitteilungen des Herrn Oberingenieur Kirschmann festzustellen, daß die Stadtbaäche, wie sie unsere Pläne von 1570 aufweisen, in der Hauptsache heute noch bestehen und zur Entwässerungskanälen und Spülleitungen benützt werden. Hauptsächlich in neuerer Zeit, gelegentlich der Neubauten im Hofbräuhaus, des städtischen Verwaltungsgebäudes am Unteranger, des Schulgebäudes der armen Schulschwestern am Anger fanden Auflassungen einiger Teilstrecken statt. Kleiner Abänderungen und Verlegungen oder Unterbindungen, sowie die Anlage neuerer Verbindungskanäle, wurden auch schon in früheren Zeiten vorgenommen. Es würde zu weit führen, alle diese kleineren Veränderungen hier anzuführen.
Die Ergebnisse dieses Abschnittes können kurz dahinter zusammengefasst werden, daß ist die Alten verstanden haben, trotz des beschränkten Raumes des Stadtgebietes die Stadtanlage der weisester Platzausnutzung sinngemäß zu entwicklung; daß es Ihnen dabei geglückt ist, den Aufbau der einzelnen Stadtteile in ästhetischer Hinsicht befriedigend zu lösen, sollen die Abbildungen des nächsten Abschnittes zeigen.Die Ergebnisse dieses Abschnittes können kurz dahinter zusammengefasst werden, daß ist die Alten verstanden haben, trotz des beschränkten Raumes des Stadtgebietes die Stadtanlage der weisester Platzausnutzung sinngemäß zu entwicklung; daß es Ihnen dabei geglückt ist, den Aufbau der einzelnen Stadtteile in ästhetischer Hinsicht befriedigend zu lösen, sollen die Abbildungen des nächsten Abschnittes zeigen.
38) Wir entnehmen dem Artikel: Auf den Spuren der ältesten Befestigung Münchens (Neuste Nachrichten, 8. Mai 1914) hierüber folgendes: Die Alten erzählen, daß viele Bachanwohner ihre Rückhäuser willkürlich derart erweitert hatten, daß die ursprüngliche Grabenbreite von 5 sich auf 4, ja bis zu 1 m verschmälerte. Zudem hemmten ganze Hülle von Unrat aller Art, der gewohnheitsmäßig einfach in den vielfach noch offenen Bach geworfen wurde, den an sich infolge ganz unzureichenden Gefälles geringen Wasserzufluß, so daß nur bei heftigen Regengüssen eine ergiebige Durchspülung eintreten konnte. Dah nun auch noch viele Aborte, dann die Abwasser von Färbereien, ferner aus der in der Färbergrabengasse sich befindlichen (oberen) Fleischbank in den Bach mündeten, worin noch dazu häufig auch Kadaver von Hunden und Katzen lagen, kann man die, namentlich in den Sommermonaten stets wiederholten „beweglichen“ Klagen über den unausstehlichen Geruch, der dem Kanal entströmte und ihm eine wenig ästhetische Bezeichnung eintrug, vollauf würdigen.
39) Hofgraben ist die jetzige Bezeichnung des alten Stadtgraben vom Färbergraben bis zum alten Hof.
40) In einem Vortrag des Herrn Dr. M. Schmidt, Professor an der Technischen Hochschule in München, im Architekten- und Ingenieurverein München (siehe Bericht hierüber in der Süddeutschen Bauzeitung Nr. 7, Jahrgang 1916) konstatiert Dr. Schmidt, das sich deren nördliche Frauenturm und 7,7 mm gesenkt habe (innerhalb der letzten Jahrzehnte). Er führt diese Senkung, ebenso die Neigung der unteren Hälfte der Turmachsen und des Langschiffes nach Westen auf den hart am Nordturm vorbeifließenden Stadtgraben zurück. Die weitere Annahme, daß auch die in letzter Zeit vorgenommene Ausmauerung des Stadtbaches daran Schuld sein könne, wird vom Stadtbauamt bestritten.
II. Abschnitt: Baugeschichtliche und bautechnische Erläuterungen zu den Stadtbildern.
Die dem Text Abschnitt I a und b wie bei gedruckten Abbildungen sind Aufnahmen nach der Natur von den wenigen erhalten gebliebenen Überresten Alt-Münchener Kunst41). Um darauf hinzuweisen, wie notwendig es ist, diese Reste zu sammeln, sei erwähnt, daß manche der von mir abgebildeten Häuser und Höfe, die also Ende des vorigen Jahrzehnts noch bestanden haben, heute schon verschwunden sind.
In richtiger Erkenntnis der begrenzten Erhaltungsmöglichkeit dieser alten Bauwerke hat die Stadtverwaltung Münchens in vorsorglicher Weise die Aufnahme dieser Zeugen aus Münchens Vergangenheit angeordnet. Diese Aufnahmen geschehen in mustergültiger Weise unter Leitung des Professors und städtischen Baurates Dr. Gressel, und zwar zum größten Teil maßstäblich; Die Aufnahmen werden sorgfältig gesammelt und bilden wertvolle Studienmaterial für Münchens Vergangenheit.42)
Aus dem Abildungen 11 und 18 ersieht man, wie die ursprüngliche Putzerarchitektur in späteren Epochen den jeweiligen Stilen entsprechend geändert wurde, jedoch immer unter Beibehaltung
42) Die Aufnahme von Bürgerhäusern und Herbergen hat im Jahre 1907 begonnen; die Aufnahmen werden nun auch auf Grabstellen usw. ausgedehnt; das angesammelte Material befindet sich im Besitz der Stadt. Bis heute besteht die Sammlung aus 1267 Photographien und Negativen und aus 202 Zeichnungen; es wäre wünschenswert dieses wertvolle Material (es befinden sich eine Menge guter Einzelheiten darunter) der breiteren Öffentlichkeit durch Herausgabe eines Werkes zuzuführen.