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44. Die Heiliggeistpfarrkirche und das Heiliggeistspital.
Abb. 44—46: Das Heiliggeistspital und die Heiliggeistpfarrkirche.
Am Fuße des Petersbergls, also außerhalb der alten Stadt, stand ursprünglich ein, der heilgen Katharina geweihtes Kirchlein, die Katharinenkapelle; nach F. M. Forster soll sie auf Bögen gestanden haben, der Kirchenraum befand sich also in einem Obergeschoß; da das Tal zu dieser Zeit vor den Überschwemmungen der Isar noch nicht gechützt war, würde diese Bauart auf Bögen wohl begründet sein.
An diese Kapelle baute Herzog Ludwig der Kehlheimer im Jahre 1204 ein Pilgerhaus, das in der Folge unter der Leitung des Ordens vom Heiligen Geist sich zum Heiliggeistspital entwickelte; um es lebensfähig zu erhalten, wurden ihm bestimmte Zolleinahmen überwiesen.
In die Zeit um 1250 fällt die Erbauung der Kirche, die 1257 zum größten Teil vollendet war. Nach dem großen Stadtbrande im Jahre 1327 wurde sie in eine dreischiffige gothische Hallenkirche umgebaut; die Strebepfeiler waren nach innen gezogen, was zu Nischenbildungen, ähnlich wie in der Frauenkirche, Anlaß gab. Eien Westfassade hatte die Kirche lange Zeit nicht, da die Kirche unmittelbar an das Spitalgebäude (Weiberbau) angebaut war. An den nach Osten gerichteten Chor schloß sich außen der Sakristeibau an; um die Kirche, namentlich an der Talseite, standen eine Menge kleiner Verkaufsbuden (im Vordergrund der Abb. 44 zu sehen).
An der Südseite der Kirche (gegen den jetzigen Viktualienmarkt zu) war in der Ecke, die die südliche Langmauer und die Sakristei bilden, der Turm der Kirche eingebaut. F. M. Fotster behauptet, derselbe hätte ungefähr um das Jahr 1570 abgetragen werden müssen, wei das Fundament und der Grund mangelhaft waren. Tatsächlich fehlt der Turm im Sandtnerischen Modell; dagegen sieht man noch die Stelle, wo der Turm gestanden hatte (die hellere Stelle ist am Boden des Modells deutlich bemerkbar); ob nun schon Sandtner den Turm herausnahm. weil er eben abgetragen wurde, als er sein Modell fertigte, oder ob durch Zufall der Turm später entfernt wurde (was an dem sonst ziemlich unbeschädigten Modell auffallend wäre), wird kaum mehr entschieden werden können. Auf jedern Fall ist bedauerlich, daß dadurch die Turmform, die sicher noch gothisch war, verloren ging; auf den Stichen, die den Turm zeigen, ist die genaue Form schwer zu erkennen; nach Schedels Buch der Chroniken hatte er Turm ein Spitzdach und ging in Höhe der Dachtrasse vom Viereck über. (Siehe Abb. 66, Tafel VIII).