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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

II. Staats- und königliche Gebäude öffentlichen Zweckes. Denkmäler.

werthes bietet. — Die Akademie der bildenden Künste, welche für München eine so hervorragende Bedeutung hat, wird sich glücklicherweise nicht lange mehr mit den jetzigen ungenügenden und meist unzweckmässigen Räumlichkeiten behelfen müssen. Es sind bereits beträchtliche Mittel (2,000,000 fl.) für Herstellung eines Neubaues genehmigt und es ist dieser Neubau auch schon in der Ausführung begriffen. Mit dem Entwurf der Pläne und der Ausführung ist Herr Oberbaurath von Neureuther beauftragt. Der Bau kommt auf einen geräumigen freien Platz am Ende der Ludwigsstrasse zu stehen, der durch eine neu anzulegende, unmittelbar beim Siegesthor links abzweigende Strasse — Akademiestrasse — erreicht wird. Maassgebend für die Wahl dieses Platzes war die dort gegebene Möglichkeit für den grössten Theil der Unterrichtsräume und Ateliers das absolut nothwendige, von störenden Reflexen freie Nordlicht zu gewinnen. Die Rücksicht hierauf musste auch maassgebend für die Hauptgestaltung des Grundrisses sein. Derselbe bildet im Ganzen ein Hufeisen mit einem langen Mittelbau und zwei kurzen, südlich vortretenden Flügeln. Nach der Südfronte sind die Hauptkorridore verlegt, während die Hauptunterrichtsräume und die Ateliers nach Norden gerichtet sind. Die auf diese Weise nach der Hauptfronte liegenden Corridore sind loggienartig gebildet und geben so das Hauptmotiv für die  ussere Gestaltung. Der Mittelbau des Hauptgebäudes und die beiden Flügel erhalten ausser einem ziemlich hohen Unterbau ein Erdgeschoss und zwei Stockwerke, während im Uebrigen auf dem Erdgeschoss nur noch eine Etage aufgesetzt ist. Das Gebäude soll in monumentaler Weise auf den Hauptfrouten in Hausteinen, mit reicher plastischer Ausstattung zur Ausführung kommen, und verspricht eines der bedeutendsten und imposantesten Bauwerke Münchens zu werden.

4. Die Hof- und Staatsbibliothek (Ludwigsstrasse No. 23).

Dieser in den grossartigsten Verhältnissen angelegte Bau wurde in den Jahren 1832—42 nach den Plänen von Gärtner im italienisch-mittelalterlichen Style ausgeführt. In seinen ausgedehnten Räumlichkeiten umschliesst das Gebäude die bekanntlich ausserordentlich reiche, gegenwärtig 1,300,000 Bände zählende Staatsbibliothek, sowie auch das Staatsarchiv. Im Innern ist der bedeutendste Raum das imposante, den ganzen Mitteltrakt einnehmende Stiegenhaus. Dasselbe ist mit den Standbildern Albrechts V., des Gründers, und Ludwigs I. des Erbauers der Bibliothek, beide von Schwanthaler, geziert. Die Fladen sind theils in Haustein, theils in Cement, theils in Backsteinen ausgeführt. Auf der Brüstung der Freitreppe an der Ludwigsstrasse sind die Standbilder des Aristoteles, Hippokrates, Homer und Thucydides (von

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