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Ein Jahrhundert München

Der Englische Garten im Jahre 1814

unter den Bäumen einige Tische und Bänke aus Brettern leicht zusammengeschlagen. Alles zeugt von hoher ländlicher Einfalt. Die Freunde der Natur und des Genusses tun sich hier enger zusammen. Der muntere Scherz, das hübsche Grün der Umgebungen und der Vögel Chor bezaubern die Sinne mehr als die nüchterne einfache Tafel. Eine wesentliche Verschönerung erhielt der Garten durch den See, welchen der Hof- garten-Intendant im Jahre 1812 mit genialer Kunst angelegt hat. Er breitet sich aus in der GegendvonKleinhesselohe, zwischen demHirschangerwald und dem Dorfe Schwabing, und bedeckt einen Raum von 23 ¾ bayerischen Tagwerken. Sein Wasser empfängt er aus dem freundlichen sogenannten Oberstjägermeister-Bache, der fast die ganze Länge des Gartens unter unzähligen Krümmungen durcheilt, überall Leben und Erfrischung verbreitend. Ein Arm desselben drängt sich und stürzt in kleiner Entfernung über Felsen herab in einen Strom, den er bildet und der in den See übergeht. Zur Seite dieses Wasserfalles lächeln dem Auge schon wieder die neuen Pflanzungen entgegen, die den See umgeben,- ein Hain, aus lauter Platanenbäumen bestehend, begleitet den Strom in ehrwürdiger Pracht, während die See-Ufer, nach den Gesehen der Natur gezeichnet, von lieblichen Pflanzungen bedeckt und andere Stellen wieder mit Trauerweiden Über- hängen sind. Die gegenüber gelegenen, nach Norden hin gekehrten Ufer zeichnen sich durch einen ernsthaften Charakter aus, denn sie werden durch große Massen majestätischer Eichbäume, die sich mit ihren dunkelgrünen Rinden tief in die Fluten tauchen, über- schattet. An dem unteren Teil des Sees erhebt sich ein Hügel mit einem Ruhesitz, wo aber künftig ein Gebäude im höheren Stile der Baukunst wird errichtet werden zum Verweilen der Spaziergänger und zum Genuß der mannigfaltigen Schönheiten dieses Sees. Hier zeigt sich der See als ein weitausgedehnter Spiegel, die Mitte einer großen majestätischen Landschaft in stiller feierlicher Pracht ausfüllend,- Münchens entfernte Türme, vorzüglich die der Frauenkirche, malen sich in der Ferne mit den freundlichen Inseln und dem einfachen prunklosen Türmchen in Schwabing in dessen reinen Fluten. Am Fuße dieses Hügels tritt der See mit der großen modernen neuen Anlage von Biederstein jenseits des Schwabinger Baches in Verbindung.

Benjamin Thompson, Graf von Rumford (1753 — 1814), trat 1784 als Staatsrat in bayerische Dienste, hervorragender Philantrop und Volkswirtschaftler, ein Mann der Aufklärung, ein Freund der Armen. Vom Kurfürst in den Grafenstand versetzt und zum Generalleutnant ernannt, kehrte er 1799 nach England zurück. Friedrich Ludwig Sckell (1750—1823), legte die Schloßgärten von Schwetzingen, Biebrich, Laxen- burg an, kam 1789 nach München, wurde 1803 Gartenbau-Intendant und verwandelte in dieser Eigenschaft den regelmäßigen park des Nymphenburger Schlosses in eine große landschaftliche Anlage englischen Stils. Im Englischen Garten wurde ihm ein Denkmal errichtet. Der „Pavillon Royal" ist das frühere Palais Salabert, erbaut von Karl von Fischer, hernach Wohnsitz des Prinzen Karl von Bayern und zuletzt Heimstätte der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft Das Monument, das „den sanften Hügel krönen" sollte, entstand 1833 in dem von Ludwig I. gestifteten, von Leo von Klenze erbauten Monopteros. Dagegen verschwanden manche der hier er- wähnten Bauten in der Nähe des Chinesischen Turms später wieder.

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