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München und seine Bauten

Der Klassizismus und die Abwendung von der Tradition

Ludwig I.

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Die Propyläen, erbaut 1849 durch Leo von Klenze
Nach einer Aufnahme von F. Bruckmann A. G.

Mit der Grundsteinlegung der Glyptothek durch Leo von Klenze, der von nun ab der bevorzugte Baumeister Ludwigs blieb, begann jene großartige Reihe von Monumentalwerken, die den ganz modernen Sinn des Königs für staatliche Pflege von Kunst und Wissenschaft offenbaren, zugleich aber auch die Abwendung des Königs von dem durch Fischer gepflegten älteren Klassizismus besiegelten, mit der rückhaltlosen Hingabe an die Kunst der Hellenen und der Meister der italienischen Renaissance. Noch einen anderen Zug des Königs lassen sie hervortreten: den festen Glauben an die großartige Entwicklung seiner Hauptstadt, denn als die Gebäude errichtet wurden, standen sie einsam auf weiten Wiesenflächen und die Prachtstraße, die auf sein Geheiß im Zuge der Freisinger Chaussee entstand, hatte vor und neben sich lauter unbebautes Gelände.

An der Ludwigstraße, deren Anfang durch die Bauten Klenzes auf dem Odeonsplatz eingeleitet wurde, kam dann ein anderer Architekt des Königs, Friedrich Gärtner, zur Wirksamkeit. Mehr wie bei Klenze treten bei ihm schon die eklektizistischen Tendenzen der Zeit hervor, aber noch ohne die einheitliche Monumentalität des Ganzen zu stören. In der letzten Periode, der allerdings auch noch rein klassische Gebäude wie die Propyläen und das Kunstausstellungsgebäude entsprossen sind, tritt unter dem Einfluß romantischer Ideen die mittelalterliche Baukunst immer mehr in den Vordergrund, die in der folgenden Periode so große Bedeutung gewinnen sollte. Das Wittelsbacher Palais, die Ludwigskirche und die Universität Gärtners,

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