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München und seine Bauten

Privatbauten

Vereinshäuser

Zur zweiten Gruppe der Bereinshäuser gehören die der studentischen Verbindungen der hiesigen Hochschulen und daher an erster Stelle die Corpshäuser.

Verhältnismäßig spät haben die Münchener Corps solche erhalten: die kleineren Universitätsstädte wie Heidelberg, Erlangen, Gießen usw. sind ihnen darin schon im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts vorausgegangen. Wie schon oben erwähnt, war der Grund dieser „Verspätung" hauptsächlich darin zu suchen, daß hier geeignete Bauplätze, die für den studentische:: Verkehr nicht zu weit ablagen, schwerer zu finden und dann nur viel teurer zu erwerben waren als in kleineren Städten mit ihren billigeren Anwesensverhältnissen.

Es mußte daher erst die Zeit abgewartet werden, wo die zum Zwecke von Corpshausbauten gebildeten Bereinigun- gen der „Alten Herren" kapitalkräftig genug waren, um mit eigenen großen Opfern das längst gehegte Bestreben zur Schaffung eigener Häuser, die den geselligen Mittelpunkt aller Corpsangehörigen „der Alten" und „der Jungen" bilden und die Zusammengehörigkeit derselben noch fester schweißen sollten, zu verwirklichen.

Bisher hatten die Corps ihre Kneipen in gemieteten Räumen und oftunterVerhältniffen, die denWunschnach einem eigenen Heim immer lauter werden ließen. So traten als die ersten die „Schwaben" der Corpshausidee näher durch Erwerb eines älteren Hauses an derAdelgundenstraße, das sie für ihre Zwecke umbauten.

Dann folgten die „Franken", „Makaren", die „Rhenopala- ten" und die „Bayern" mit neuer: Corpshäusern am Platzl nächst dem Hofbräuhaus—„dem Bierherzen" Münchens—, sodann die „Jsaren" auf dem bewaldeten rechten Jsarufer an derMaria-Therasiastraße, die „Pfälzer" unfern derPrinz- regentenstraße an der Reitmoorstraße, die „Germanen" an der Kanalstraße und schließlich die „Cisaren" in der Münzgasse an der Stelle der historischen „Regensburger Wurstküche".

Alle diese Bauten tragen mehr oder weniger den Charakter abgeschlossener Klubhäuser, wenn sich auch bei einigen derselben durch die teuren Bauplatz- und Baukosten die Notwendigkeit ergeben, das Haus durch Einbau von Wirtschaften, von vermietbaren Gesellschaftsräümen und sogar von Läden rentabler zu machen, so daß. die Erfüllung des Ideals: „Das Corpshaus dem Corps allein" nicht immer durchführbar war.

Die Corpshäuser enthalten im allgemeinen: Die Kneipe mit den nötigen Anrichte- und Nebenräumen, ein Biblio-

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