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München und seine Bauten

Entwicklung der Stadt

Bürgerliche Bauten

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Schäfflerhaus am Färbergraben um 1800
Aus Baumgartners Polizeyübersicht von 1800

hundert haben die Maler oft den Stil gewechselt, auch mancher Bürger ist, vom modischen Schmuck der Rokokozeit angezogen, der Gepflogenheit seiner Väter untreu geworden, aber trotz der Veränderungen erkennt man das gotische Haus an seinem Flacherker, seiner Asymmetrie oder anderen Dingen deutlich. (Abb. Seite 169.) Und auch die Leute, die da aus- und eingehen, sind dieselben mit ihren Beschäftigungen, Sorgen und Freuden; die alten Stiche, die uns München vor seiner Entwicklung zur Großstadt mit liebenswürdiger Treue wiedergeben, zeigen, wie wenig Aenderung das Bürgerdasein trotz dem Wechsel der Kleidung erfahren hat. Fast jedes Haus besitzt zwei Eingänge, einen großen, der zu der Werkstätte, dem Laden und zum Hinterhofe führt, und einen kleineren neben der Kommunmauer, hinter dem sofort die steile Treppe beginnt und, von schmalen Podesten unterbrochen, in geradem Lauf bis zum obersten Stock emporklimmt. Die Beleuchtung vermittelt die Haustür und ganz in der Höhe ein Fenster der Hofwand. Diese Stiege hat die vorher übliche mittelalterliche in einem Wendeltreppenturm im Hofraum abgelöst. Die Trennung der Zugänge war nötig, da fast jedes Bürgerhaus, wie es heute noch in kleinen Landstädten der Fall ist, mit einem Oekonomiebetrieb verbunden war und im Hintergebäude Stallungen für Rindvieh, Pferde und Schweine hatte, auch

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