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ter und Stand der Gestorbenen war unmöglich. Den Totengräbern mußten, um die nötigen Gruben herzurichten, längere Zeit gegen zwanzig Taglöhner beigegeben werden. Manche nützten die Not aus, indem fie ihr Werk nur gegen hohe Bezahlung taten; doch gab es auch Tapfere und Barmherzige wie den alten Adam Holl, den Pfleger des Jesuitengarlens in Haidhausen, der auf seinen Schultern dreißig Tote zu Grabe trug. Jakob Balde, der die Pestzeit 1634 — 35 in München verlebte, hat ihn dafür besungen. Die Leichen wurden gewöhnlich im Totenkarren bei Nacht abgeholt, in die bereiteten Maffengrüfte hineingeworfen, wie es eben kam und mit Kalk zugeschüttet. Gegen 940 Leichen barg jede Gruft. Von den Spitälern allein wurden ungefähr 1200 Personen begraben. Nach Angabe des Geschichtsschreibers Adlzreiter hätte München damals die Hälfte seiner Einwohner verloren.
fendlAls Ende 1634 die vor den Schweden nach Salzburg geflüchteten Reliquien des hl. Benno nach München zurückkehrten und bald darnach die Todesfälle sich minderten, atmeten Viele erleichtert auf. Aber so oft die Krankheit erloschen schien, flackerte sie stets von neuem empor; dies währte bis über die Mitte des Jahrhunderts. 1648 und 1649 trat die Pest wieder so gewaltsam auf, daß der Bischof von Freising allgemeine Gebete und Bittgänge anordnete, auch den Dechanten und Klerus von St. Peter eigens ermahnte, „getreulich bei diesen kommenden Gefahren auszuharren". Für die Pfarrei St. Peter ward ein besonderer Priester ausgestellt, der eine völlig abgesonderte Wohnung beziehen mußte und sie nur verlaffen durfte, wenn er zu Pestkranken gerufen wurde. Auch die Kirche durfte er nicht betreten. In jener Zeit begannen die regelmäßigen Wallfahrten der Mehgerzunft von St. Peters Kirche aus auf den heiligen Berg Andechs. Andere Bruderschaften und Zünfte pilgerten nach Altötting oder nach Ebersberg, zu dem vorzüglichsten Nothelfer gegen die Pest, dem hl. Sebastian. Auch den Kapellen und Altären, die in München selbst diesem Heiligen und dem hl. Rochus geweiht waren, wandle besondere Andacht sich zu, desgleichen den nahegelegenen Gnadenorten Thalkirchen und Ramersdorf.
Endlich hob der „schwarze Tod" sich von dannen. Endgültig, denn die Seuche, die 1680 nochmals in München auftrat, war den Anzeichen nach wohl nicht Pest, obgleich die allgemeine Angst sie als solche bezeichnete und obwohl sie verderblich genug hauste. Auch dies Übel erlosch 1685. Aber lange, lange lebte in den Gemütern das Entsetzen der Pestzeit fort.