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München in guter alter Zeit

Fünfzehntes Kapitel - Theater und Musik

Antonio Bernabei seine Entlassung zustellen und dekratierte bezüglich der Uebrigen: „Weill selbige nach Abreise der Prinzen khaine Dienste mehr zu versehen haben, also wird auch kein Sold mehr verabreicht.“ Uebrigens gab die bauliche Vernachlässigung des verödeten Opernhauses zwei Jahre später der österreichischen Administration Anlaß zu folgender Entschließung: „Nachdem man das alhiesige Comödienhaus bei Bau zu erhalten und zu dem Ende einige Reparaturen vorzunhemen gedenkt, ergeht hiermit der Befehl, an das hießige Bauamt die Verfügung zu thun, daß sogleich für die Arbeit gesorgt und die erforderlichen 84 fl. (143 M) aus dem Hofzahlamt verabfolgt werden.“

Nach der Kurfürstin Rückkehr wurde die italienische Oper wieder aufgenommen und im Jahre 1724 zur Bestreitung der Unkosten derselben der Spielkarten-Stempel eingeführt, dessen Gefälle auch eine glänzende Restauration des Opernhauses möglich machten.

Karl Albrechts ursprüngliches Sparsystem erstreckte sich auch auf der Oper und Hofkapelle; es wurde verfügt „fortan von den Kerzen die Stimpfeln sowohl beim theatro, als den Musikanten jedesmal zurückzunehmen und zu weiterem Nutzen zu verwenden.“ Unter ihm finden wir eine Signora Rosa Bavarese engagirt, welche sich als eine junge Münchnerin Rosa Schwarzmann entpuppt und der Münchner Oper bis 1755 angehörte. Auch eines berühmten Gastes derselben vom Jahre 1728 mag hier gedacht werden. Es war Carlo Broschi; genannt Farinelli, der berühmteste Castrat seiner Zeit und in unseren Tagen Vielen aus „des Teufels Antheil“ wohlbekannt.

Maximilian Joseph III. pflegte Kammermusik und Oper mit der geleichen  Liebe, componierte selber und witkte in den Kabinets- und Hofconcerten als Solist auf dem Claviere, der Violine, dem Cello und der Gambe mit; aber die herrschende Finanznoth machte ihm größte Sparsamkeit zur Pflicht. Er mußte den Etat für Hofmusik und Oper auf jährlich 13,000 fl. (22,285 M) feststellen und ernannte an Stelle des Grafen Joseph von Salern den Grafen Joseph Anton von Seeau zum „Intendanten der Musik und Spektakeln.“ Wir werden noch öfter auf ihn zurückkommen.

Maximilian III. genügte das baufällige Opernhaus am Frauenfriedhof nicht mehr und er ließ darum dicht an der Residenz ein neues erbauen, das wir jetzt als k. Residenztheater kennen.

Sein Nachfolger Karl Theodor übertraug dem Grafen Seeau die Besorgung der großen Opern mit 24,000 fl. (31,143 M) der Ballets mit 15,000 fl. (25,714 M) und des deutschen Theaters mit 9000 fl. (15,428 M) jährlich als Entreprise und überließ ihm die Hofkapelle, das Solo- und Chorsänger-Personale, das kurfürstliche Balletpersonale und die Marchandische Gesellschaft, endlich die Benützung beider Hoftheater mit dem gesammten Inenventar zur Benützung. Gleichwohl war Graf Seeau nicht im Stande, damit auszukommen und hat den Kurfürsten so lange um weitere Subventionen, bis dieser im Herbste erklärte, er wolle keine große d. h. italienische Oper mehr. Sie hatte 133 Jahre bestanden.

Sieben Jahre später war Mozarts „Idomeneo“ auf der Münchner Bühne zum ersten Male gegeben worden. Darüber berichteten die „Münchner Staats- Gelehrten- und vermischten Nachrichten“ kurz: „Verfassung, Musik und Uebersetzung sind Geburten von Salzburg. Die Dekortaionen sind Meisterstücke unsers hiesigen berühmten Lorenz Quaglio.“ —

Aber es ist nun an der Zeit, daß wir uns nach dem eigentlichen Schauspiel in München umsehen.

Daß München gleich anderen deutschen Städtn schon in den früheren Jahrhunderten seine theatralischen Vorstellungen gehabt, unterliegt keinen Zweifel. Was das Volk zu sehen bekam, waren einer seits wohl geistliche Schauspiele, die späterhin von den Jesuiten übernommen und fortgeführt wurden, andererseits Kömödien des Terenz, wie sie anderwärts, namentlich im benachtbarten Augsburg von den Schülern der Meistersänger gegeben wurden. An sie reihten sich Staatsactionen, Hanswurtiaden und nach dem Italienischen bearbeitete Arlechinaden, derlei fahrende Schüler vorführten, die sich in Komödianten-Gesellschaften zusammengethan, und die hinwiderum wandernde Truppe als Nachfolger hatten.

Alles was wir vom Theater dieser Zeit wissen, besteht darin, daß inhaltlich einer Hofrechnung vom Jahre 1595, also aus der Regierungszeit Herzogs Wilhelm V. und seines Sohnes

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