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München in guter alter Zeit

Zwölftes Kapitel - Hof, Adel und Beamte.

In alten Tagen lag noch keine so breite Kluft zwischen den Fürsten und ihren Völkern, und wenn ein Bürger oder Bauer ein Anliegen uaf dem Herzen hatte und meinte, sein Fürst könne ihm darin helfen, so gab es keine versperrten Thüren und davor posierte Wachen, sondern er konnte vor ihn treten und ihm in schlichten Worten die Sache vortragen. Und so wissen wir auch vom großen Kaiser Ludwig, daß er,  wenn des Reichsregiments Geschäfte ihm gönnten, ein paar Wochen in seinem lieben München zu weilen, nach des Tages Mühen gar oft durche den hohen Thorbogen der alten Veste hinaustrat und leutselig mit seinen großen Bürgern verkehrte. Und auch seine Nachfolger hielten es so und Herzog Stephan der Kneyssel konnte einstmals zu seinem Schwiegervater, derm Herzog Goleazzo Visconti von Mailand mit Recht sagen: „Wir haben zu den Unseren in unseren Landen ein solches Trauen, daß keiner ist, in dessen Schoß wir nicht eine Nacht ohne Sorge schlafen dürften.“ Um so weniger trugen sie Anstand, an öffentlichen Orten mit dem Volk zu verkehren; das sie darum nicht minder hoch hielt. Und so kam es auch, daß der Bürgermeister Georg Katzmair und der Stadtschreiber Peter Krünbel von München, als sie im Auftrage der Stadt mit dem Herzog Stephan zu sprechen hatten, ihn ein paar TAge vor Weihnachten des Jahres 1397 im Gasthause der Adelheid Schymelin an der Burggasse aufsuchten und ihn dort auch fanden, wie er eben in  Gesellschaft des Herzog Wilhelm aß. Und das war nicht etwa in einer Herren-, sondern in der großen allgemeinen Gaststube der Schymelin und es handelte sich um wichtige Staatsangelegenheiten. Sein Sohn Ludwig, ein geistvoller und gewandter Jüngling, der schönen Isabeau von Frankreich schöner Bruder, seines kräftigen Bartwuchses halber der Bärtige genannt, war der Liebling der Münchner Bürger, mit denen er gerne beim Weine saß und deren Frauen und Töchter er zum Tanz führte. Von Herzog Wilhelm ganz zu schweigen, der sich die schöne Enkelin der Frau Schymelin zur Liebsten erkor.

Dabei war der Haushalt der Fürsten ein gar bescheidener, denn die ewigen Fehden kosteten viel Geld und trugen selten etwas ein und die Juden nahmen hohen Wucherzins. So gerieth Herzog Friedrich, Stephans und Johanns Bruder, in solche Noth, daß ihm nichts mehr übrig blieb, als seiner Gemahlin Magdalena Visconti Geschmeide zu versetzen.

Dieselbe patriachalische Sitte bleib auch noch im XV. Jahrhundert erhalten. So ging einstmals ein armer Mann zu Herzog  Albrecht III., dem Gemahl der schönen Agnes Bernauer, und klagte ihm seine große Noth. Der junge Herzog achtete nicht viel darauf und schaute, während der Arme zu ihm sprach, zum Fenster hinaus, an der er stand. Das verdroß den armen Amnn billig und er sprach: „Herr, Euer Auslugen ist mein groß Verderben, wann er sollt merken auf

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