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mit Recht nicht verzeihen, daß sie ihre Kinder nicht einmal deutsch wollte lernen lassen. Und der Kurfürst machte es nicht besser, und es begann am Hofe eine Maitressenherrschaft, die dem Versailler in n ichts nachstand.
Das Unglück, das der spanischer Erbfolgekrieg über sein Haus und Land gebracht, schien spurlos an ihm vorübergegangen; Lustbarkeiten aller Art wechselten Tag für Tag und er selber ordnete sie an und leitete sie persönlich und außer dem König von Frankreich besaß kein Fürst Europa's so herrliche Lustschlösser als er. Für die damals weltberühmte Flora-Fontäne im Schloßgarten zu Nymphenburg, die er 172 Schritte im Umfang hatte und deren zahlreiche Statuen und Berge alle vergoldet waren, gab er alleihn 60,000 fl. (102,857 M) aus. Die Kosten der Hofhaltung berecheten sich auf jährlich 2,120,000 fl. (3,634,386 M) Dazu kamen in den Jahren 1713 bis 1720 noch 4,601,145 fl. (7,887,677 M) Extra-Ausgaben. Auch die Jagd wurde so großartig betrieben, daß täglich 400 Pferde auf den Beinen waren.
Der Zuzug italienischer Adeliger an den bayerischen Hof hatte schon unter Wilhelm V. begonnen, sich unter Ferdinand Maria gesteigert und dauerte auch unter Max Emanuel noch fort, so daß sie zuletzt auf 43 Familien anwuchsen, und Max Emanuel zog dazu noch über 40 französische und niederländische an seinen Hof.
Unter dem Kurfürsten Karl Albrecht, nachmaligen Kaiser Karl VII., behielt der Hof seinen französischen Charakter vollständig bei, namentlich in Bezug auf die Laxheit der Sitten, von der uns die Skandal-Chronik jener Zeit gar viel zu erzählen weiß. Daneben aber gehörte fleißiger Kirchenbesuch zum guten Ton. Auch ein leidenschaftlicher Jäger war der Kurfürst und die Kurfürstin Amalie theilte diese seine Leidenschaft. So wimmelte es in den Gemächern Beider von Hunden, welche die Prachtmöbel der Schlösser Schleißheim und Nymphenburg übel zurichteten. Des Kurfürsten Lieblingshund lag in einer Loge neben seinem Bett, während zwölf andere Logen für Hunde sich im anstoßenden Schreibsaal befanden. Und die Kurfürstin hatte bei der tafel einen Hund auf jeder Seite und einer hatte neben ihrem Bett ein gelbseidenes kleines Gezelt mit einem Kissen, auf der Seite aber hing das Brustbild des Herrn Christi mit der Dornenkrone, wie Keußler in seiner reise durch Deutschland 1729 schreibt.
Der Hof brauchte viel Geld — er erzählte, ehe der Kurfürst noch Kaiser geworden, schon 267 Kammerherrn — und so verkaufte der Kurfürst im Jahre 1738 8000 Bayern, den Mann zu 36 fl. (61 M 71) an das Haus Habsburg, das sie gegen die Türken schickte. Der Krieg um die Kaiserkrone ruinierte das Land vollstaändig und bei seinem Tode hinterließ der Kaiser 40 Millionen Schulden.
Sein Nachfolger Maximilian III. hielt nicht minder auf Glanz und Prunk, obwohl es um die Finanzen noch immer schlecht genug bestellt war. Zudem bestand seine Umgebung aus ganz mittelmäßigen Leuten, so daß es seinem Beichtvater, dem Jesuiten P. Stadler doppelt leicht war, den Kurfürsten ganz zu beherrschen. Auch Maximilian verkaufte Soldaten an Oesterreich, bekam aber nur 24 fl. (41 M 14) für den Kopf.
Karl Theodor machte aus seiner Abneigung gegen Altbayern kein Hehl und die Altbayern, die Münchener an der Spitze, gaben sie mit Zinsen zurück.
Mit ihm kam die ganze Lüderlichkeit des Mannheimer Regiments nach Altbayern. Aemter wurden um Geld und Gunst vertauscht und vererblich gemacht und im Voraus nicht blos den Söhnen, sondern auch den Frauen und Töchtern der begünstigten zugesichert. So führte auch ein „churpfalz-bayerischer hochadeliger Damenkalender“ aus jener Zeit ein „Fräulein Oberforstmeisterin“, eine „beanwartete Grenz-Hauptmauterin“ und ein paar Dutzend „Pflegerinnen“ auf. „Pfleger“ aber hießen die Beamten, in deren Händen die Justiz und Verwaltung lagen.
Der Adel erfreute sich in Bezug auf das Steuerzahlen besonderer Begünstigungen und von den Gesammtsteuern verzehrte der Hof ein volles Fünftel. Ebenso schlimm stand es um die Armee. Obwohl der Kurfürst keine sonderliche Neigung für das Militätwesen hatte, ward das Soldatenspiel doch so weit getrieben, daß auf je zwei- bis dreihundert Mann ein General traf, es auch an