Alte Bücher

 Seite 310


Münchener Stadtbuch

XXIX. Die Hochzeit Herzog Wilhelm V.

1568.

wo zwei Gezelte, jedes ungefähr 30 Schritte von dem andern entfernt, und jedes mit zwei Ausgängen versehen, aufgeschlagen waren. Daselbst angekommen stiegen die erlauchten Fürsten von ihren Pferden und traten in das erste Zelt.

Wohl eine gute Stunde verging bis zur Ankunft der Braut, während sich der gairze Aug zum Rückwege gegen die Stadt ordnete.

Endlich nahte die Braut in einer prächtigen, mit rother Seide innen ausgeschlagenen Sänfte welche von zwei Maulthieren getragen wurde, mit ihrem Gefolge, aus ungefähr vierhundert Pferden bestehend. Unweit der Gezelte stieg sie auS der Sänfte, setzte sich auf einen weißen, prachtvoll geschmückten Zelter und ritt mit ihrem Gefolge den Gezelten zu. Das Kleid der Braut war nach spanischer Art, lang, vom Gürtel an nach unten zu offen, von karmoisinrother Seide, worauf Figuren aus Gold und Silber eingewebt waren, mit einem bei vier Finger breitem Saume geziert mit großen Perlen und herrlichen Rubinen. Auf dem Kopfe trug sie zierlich gearbeitete Spitzen mit Perlen und Rubinen, dann Perlenschnüre um die Stirn gewunden; ferner eine prächtige Halskette von Diamanten, Rubinen und Perlen, an der auf der Brust ein ausgezeichneter Rubin von unschätzbarem Werthe hing, endlich einen Hut mit unzähligen kostbaren Perlen geschmückt. Ihre Schleppe trug Louise, die Tochter des Herzogs von Vaudemont.

Nach ihrer Ankunft an dem zweiten noch leeren Zelte begaben sich die Braut, der Herzog von Vaudemont, der Graf von Schwarzenberg, die Prinzessin Dorothea von
 

 Seite 310