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Münchener Stadtbuch

XXX. Der heilige Benno, Land und Stadtpatron.

1576.

lobet euern Gott, ich will euch solches nicht wehren! Sogleich singen die Frösche wieder an zu quacken und die Luft mit ihrem Lobgesange zu erfüllen.

Die große Verehrung und der sich steigernde ungemeine Zulauf des Volkes setzte den demüthigen Benno in bange Sorge; er befürchtete, durch das Ansehen der Welt an der Gnade Gottes zu verlieren, und beschloß daher die Einsamkeit aufzusuchen. Zu Naumburg, an der außersten Gränze seines Bisthumes, erbaute er sich ein Kirchlein, der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht, daneben für sich und einen Kaplan eine kleine Zelle, und widmete sich dem einsamen beschaulichen Leben. Da bemerkte der Kaplan, daß Bischof Benno oft nach gepflogener Andacht Morgens aus seinen Augen verschwand, zum Mittagsessen aber wieder in seiner Zelle anwesend war; zugleich aber erfuhr der Kaplan von andern Leuten, daß der Bischof während seiner Abwesenheit im Dome zu Meissen den Gottesdienst abgehalten habe. Um dieser auffallenden Sache auf den Grund zu kommen, machte er sich nachsten Tages, nachdem sein Bischof wieder verschwunden war, auf den Weg nach Meissen, das fünf Meilen von Naumburg entlegen ist. Plötzlich erfaßte den Kaplan ein Sturmwind, trug ihn fort durch die Luft, und verfetzte ihn in den Dom zu Meissen hinter seinen Herrn, wo er denselben das heilige Amt verrichten sah. Nach geendigtem Gottesdienst begab sich der Kaplan wieder auf den Weg nach Naumburg zurück, wo er erst des andern Tages ankam, und von dem heiligen Mann mit einem scharfen Verweise, seines Fürwitzes halber, empfangen wurde.

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