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Münchener Stadtbuch

XXXIII. „Ein schöner Lopspruch und Beschreibung von der fürstlichen Hauptstadt München,

gestellt durch Thomas Greill von Steinfeld Carinthium.

Tag und Nacht 18 Rohrbrünnen.
Ein schöner Brunen darunter, wißt,
aus allen andern der schönste ist;
zu oberst ein Ritter schön und jung
thut mit seinem Roß einen Sprung,
aus seinem Helm springen gar hoch
siebzehn Röhren, daß ainer mag zählen noch.
Herum auch die Heidengötter sitzen,
die alle Wasser von sich spritzen.
Aber in einer Summ' allein
Hat der Brunn 152 Röhrlein.
Ihr Durchlaucht Herzog Ferdinand
Hat ihn machen lassen zu Hand.*)
Wir ließen diesen Brunnen stah'n,
und thäten in die Kirchen gah'n.
Da ward' ich meine Wunder sehen
der großen Mirakul, so da geschehen
bei Bischof Benno den heiligen Mann,
den man da nit gnug loben kann
täglich mit Beten und auch Singen.
Etlich Zentner Kerzen da brinnen,
ein großes Gut thut da hin kommen
von Wachs und Geld auch in der Sommen,
davon man ihm hat bauen lassen
ein schön Pallast über die Maßen.
Da stehn große wächsene Bild,
auch große Herrn mit ihrem Schild.

*) Wohin mag wohl dieser Brunnen gekommen sein? Auf den Brunnen in der Residenz paßt obige Beschreibung nicht.

 

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