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Münchener Stadtbuch

XXXV. Die Brände in der Residenz zu München.

1. Der Der große Residenzbrand im Jahre 1674.

in die kurfürstlichen Gemächer diente. Man versuchte zwar anfangs die hölzernen Balken abzuschneiden, auf welchen dieser Gang in der Luft hing, allein da diese Balken mit Eisen verstärkt waren, zeigte sich dieser Versuch als unausführbar, worauf einige kühne Männer auf die halbverbrannten Balken sprangen und dieselben mit Wasser löschten. Damit hatte das Weitergreifen des Brandes sein gänzliches Ende gefunden.

Während dieses Unheiles befand sich die Kurfürstin im Kloster der Theatiner, wo sie, halb sitzend, halb liegend auf dem Bette ihres Beichtvaters, ihre Befehle mit jener Ruhe und Geistesstärke, welche ihr von Natur aus eigen war, ertheilte. Ihre Damen saßen um sie herum am Boden, in einer Bekleidung, daß man sie ihrem Aussehen nach eher für Zigeunerinnen als für Hofdamen hätte halten mögen. Ihr Beichtvater auf der einen und ihr Leibarzt Baron von Simeoni auf der anderen Seite stießen jeden Augenblick tiefe Seufzer und unnützes Wehklagen aus. Die kurfürstlichen Kinder aber waren in die Herzog-Max-Burg gebracht, wo sie im Bette der Frau Herzogin lagen. Endlich um 7 Uhr Morgens begab sich die Kurfürstin ebenfalls in dieses Palais, und obgleich so heiser, daß sie kaum mehr sprechen konnte, ertheilte sie doch noch immer ihre Befehle und sendete nach einander drei Eilboten an den Kurfürsten ab, um ihn von dem Fortgange des Brandes in Kenntniß zu setzen.

Plötzlich entstand neuerlicher Schrecken und Entsetzen, als sich ungefähr um Mittag ein Geschrei unter den Damen erhob, weil das Gerücht entstand, es sei neuerdings Feuer in der Residenz ausgebrochen; allein es zeigte sich glück-

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