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Münchener Stadtbuch

XXXV. Die Brände in der Residenz zu München.

1. Der Der große Residenzbrand im Jahre 1674.

Endlich setzte auf dieser Seite eine große Mauer, welche den sogenannten Kaisersaal, — der für den schönsten und prachtvollsten in Europa galt, — abschloß, dem Weitergreifen des Feuers Schranken. Ohne diese Mauer wäre offenbar die ganze Residenz zu Grunde gegangen. Das Feuer kehrte nun auf dem nämlichen Wege, den es genommen, mit reissender Schnelligkeit wieder zurück, ohne daß die größte Anstrengung dieses verhindern konnte, verzehrte die Hälfte eines andern Flügels der Residenz, wo es, weil es da auf eine zweite starke Mauer stieß, sich auf den Hartschiersaal warf und von da den ersten Saal vor den Gemächern der Kurfürstin erreichte, welcher gleichfalls von innen gänzlich ausbrannte. Aber hier hatte die Klugheit und Geschicklichkeit eines italienischen Baumeisters, welcher durch eine Mauer die Verbindung mit den Vorzimmern der Kurfürstin gänzlich abgeschnitten hatte, so wie auch, — wie Marquis de Beauvau in seiner Beschreibung dieses Brandes fromm-gläubig erzählt, — ein sichtbares Wunder den Brand zum Stillstand gebracht, nachdem man vier Skapuliere und mehrere Agnus Dei in das Feuer geworfen hatte. Allein von da ergriff es die Gemächer der Prinzessin, und warf sich in eine Seitengallerie, wo es augenblicklich die Bildnisse der alten Fürsten und Fürstinen von Bayern verzehrte. Endlich fand es sein Ende am Eingange des Herkulessaales, gleichsam, — wie Marquis de Beauvau in feiner Erzählung naiv hinzusetzt, — als wollte es die Wohnung dieses Halbgottes respektiren.

Das Feuer ergriff noch seitwärts einen hölzernen Gang, welcher für die Schloßmannschaft als Durchgang

 

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