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Münchener Stadtbuch

XL. Zauberei und Hexen

1721.

Hochgericht zum Hexentanze mitgenommen. Auf diesem infernalischen Balle erschienen nach ihrer Angabe ganze Reitereien von Soldaten und viele Herrn und Frauen. Ein schöner Kavalier mit einer großen Allongeperücke trat zu ihr hin und fragte sie, ob sie das ganze himmlische Heer verläugnen wolle. Mehrmals antwortete sie mit: nein! allein ihre Base drang in sie, so daß sie endlich auf wiederholtes Befragen ja! sagte. Nun zog dieser Kavalier ein großes Buch hervor, und hieß sie mit ihrem Blute ihren Namen hineinschreiben und ihr Alter beizusetzen. Mit einem ihr dargereichten Messer schnitt sie sich in die linke Hand und unterschrieb mit ihrem Blute. Hierauf war Tanz; jedoch waren die Tanzenden nackt. Dann habe ihr dieser Kavalier einen Thaler und dann noch mehrere geschenkt; als sie dieselben aber später wieder besehen wollte, hatte sie nichts als lederne Fleckchen in der Hand. Der Teuftl habe sie auch zum Stehlen verleitet und ihr gelernt, wie sie mit einem Messer oder einer Scheere Schlösser öffnen könne, und so wagte sie dreizehn Angriffe auf fremdes Eigenthum. — Auch habe sie der Teufel angelernt, den kurfürstlichen Hofkammerkanzellisten Neufinger und dessen Frau, bei welchen sie in München diente, zu vergiften; allein, da ihr deren Kinder erbarmten, habe sie dieses nicht gethan, weshalb sie der Teufel gequält und geschlagen hätte. Im Gefängnisse selbst habe ihr der Teufel oft zugeredet, sie solle sich, um nicht dem Henker in die Hände zu fallen, selbst ermorden. — Geweihte Sachen habe der Teufel an ihr nicht geduldet, und besonders mußte sie das Skapulir und die Monika-Gürtel ablegen; auch habe sie mehrmals mit dem Teufel Unzucht getrieben.

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