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Luxus des Lebens

Die 'Tres Riches Heures' des Herzogs von Berry

Titel Luxus des Lebens
Untertitel Die 'Tres Riches Heures' des Herzogs von Berry
Autor:in Schacherl Lillian
Verlag Prestel Verlag
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1997
Seiten 127
ISBN/B3Kat 3791318519
Kategorie Kunstführer Malerei 
Serie Prestel - Pegasus (0)
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

Die Zeit
ZWEIERLEI STUNDENMASS
Die große Zeit der Stundenbücher, jener Gebetbücher, die ein Hort erlesener Buchmalerei geworden sind, war auch die große Epoche der mechanischen Räderuhren. Ob rinnender Sand im Glas die Zeit mißt oder ein Räderwerk, das durch Gewichte angetrieben und ein Schwingsystem in seinem Gang geregelt wird, ist ein Unterschied, der Berge versetzt. Der Gangregler hieß später Unruh. »Unruhe ist fortan der mechanische Takt des abendländischen Daseinsempfindens.«' Das neue Präzisionsgerät war ein Triumph der Physik. Es demonstrierte nicht nur die Erdenzeit, sondern auch die Bewegung des Kosmos und bezog die sakrale und soziale Ordnung mit ein. Bei seinen kunstvollsten Exemplaren ziehen die Erzengel oder die zwölf Apostel, die sieben Kurfürsten oder die Allegorien von Tugenden und Lastern im Zeitenlauf mit. Von den Kirchtürmen herab bestimmten die Zifferblätter den »Gleichschritt der Menschen im Alltag«.2 Und sie präzisierten den Betenden durch Zahlen die Stunden, die bisher nach den Gebetszeiten Matu-tin, Laudes, Prim, Vesper oder Komplet geheißen hatten. Die Räderuhr begann ihren Siegeslauf Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Herstellung von Stundenbüchern blühte zwischen 1350 und 1450. Das hier behandelte, ein Höhepunkt seiner Gattung, entstand am Beginn des 15. Jahrhunderts: Zeitlose Versenkung und moderner Zeittakt — einer der vielen Gegensätze, die das Spätmittelalter prägten.