Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Von Napoleon bis heute |
Untertitel | Ausstellung im Museum Herzogsburg in Braunau |
Herausgeber:in | Loidol Norbert |
Verlag | Aumayer druck+verlag |
Buchart | Broschiert |
Erscheinung | April 2012 |
Seiten | 269 |
ISBN/B3Kat | 3950323740 |
Kategorie | Bayern |
Serie | Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur (61) |
Geschichtsverein | Haus der Bayerischen Geschichte |
Ort | Österreich Braunau |
Darüber hinaus werden auch Aspekte des Alltagslebens, der rasante technische Wandel und Fortschritt, der Ausbau der Verkehrsverbindungen (Zwischen 1883 und 1897 wurde die Route des Orient-Express über Braunau geführt!), die Industrialisierung und die Veränderungen in der Arbeitswelt mit interessanten Exponaten veranschaulicht. Hörstationen zu Sprache, Dichtung und Musik zwischen München und Wien sowie originale Filmaufnahmen vom Besuch Kaiser Franz Josephs I. in Braunau 1903, zur Entwicklung der Aluminiumindustrie sowie eine Interviewserie mit prominenten Zeitgenossen zur Thematik Bayern-Österreich in der Gegenwart machen die Ausstellung zu einem spannenden, multimedialen Erlebnis. Galahüte von Offizieren der Marineakademie erinnern an den Ersten Weltkrieges, als ab 1915 die Ausbildungsstätte der Marineoffiziere von Rijeka ins sichere Binnenland nach Braunau verlegt war. Dessen Ende brachte den Untergang der Monarchien und in Braunau die Auflösung der seit 1915 hier stationierten k. u. k. Marineakademie. Der von vielen gewünschte Anschluss Österreichs an Deutschland war durch die Bestimmungen des Friedensvertrages von Saint Germain untersagt. Es musste sogar aus den Satzungen der Innviertler Künstlergilde (IKG), deren Gründungsversammlung am 11. November 1923 im Gasthof Fink am Braunauer Stadtplatz stattfand, ein Passus betreffend die länderübergreifende Förderung von bayerischen und österreichischen Künstlern auf behördliche Weisung gestrichen werden. Der Gründungspräsident der Innviertler Künstlergilde und Braunauer Bezirkshauptmann Hans Hammerstein-Equord stand übrigens während in seiner Braunauer Amtszeit in Kontakt mit dem Wittelsbacher Kronprinz Rupprecht in München. Seit 1933 wurde der politische Druck, der vom nationalsozialistischen Deutschland ausging, auch in der Grenzregion immer stärker spürbar. Am 12. März 1938 marschierte Adolf Hitler auf seinem Weg nach Linz und Wien über Braunau am Inn in Österreich ein, fuhr aber an seinem Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 vorbei, ohne die Fahrt zu unterbrechen, und kehrte in der Folge nie wieder nach Braunau zurück. Die Familie Hitler war übrigens bereits 1892, als der spätere Diktator drei Jahre alt war, von Braunau weiter nach Passau gezogen. Während der NS-Zeit (1938-1945) wurden aber für Braunau Um- und Ausbaupläne nach Entwürfen des Burghausener Architekten Rudolf Fröhlich ventiliert, die aber aus Berlin keine Unterstützung fanden und daher auch nicht umgesetzt wurden. Hitler hatte aber am 7. April 1938, nicht einmal einen Monat nach dem „Anschluss“ Österreichs, am Walserberg den Spatenstich für die Reichsautobahn München-Salzburg-Wien gesetzt, von der aber infolge des Krieges auf österreichischer Seite nur wenige Kilometer gebaut wurden. Ganz knapp vor Kriegsende – am 1. Mai 1945 – gab NS-Gauleiter August Eigruber den Befehl, die Straßen- und Eisenbrücke zwischen Simbach und Braunau zu sprengen und damit die regionalen Verbindungswege zwischen Bayern und Österreich zu zerstören. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die beiden Nachbarländer auf gute nachbarschaftliche Beziehungen und auf verstärkte und erfolgreiche wirtschaftliche Kooperation. So wurden zum Beispiel die Grenzkraftwerke an Inn und Donau gemeinschaftlich errichtet. Seit 1979 werden in Steyr Motoren für BMW in München gefertigt, andererseits waren bis 1973 BMW-Hochhaus und -Museum in der bayerischen Landeshauptstadt nach Plänen des Wiener Architekten Professor Karl Schwanzar errichtet worden. Zur Abrundung ist ein Bereich der Ausstellung der künstlerischen Entwicklung im Spannungsfeld zwischen den beiden Metropolen Wien und München, insbesondere der Osternberger Künstlerkolonie und der 1923 in Braunau begründeten Innviertler Künstlergilde, gewidmet. In der malerischen Braunauer Altstadt werden in einem aus acht Stationen bestehenden Stadtrundgang [mit den Stationen: Palms Kerker, historische Brauerei, Heimathaus mit ehemaliger Glockengießerei, Bezirksmuseum, Stadtpfarrkirche, Grabmal des Hans Staininger, Martinskirche, Innbrücke, Wassertor und Festungsmauern, Rathaus, Fischbrunnen, Stadtturm, Torturm, Nepomukkapelle, Hitlers Geburtshaus, ehem. Marineakademie und Vorderbad, Bürgerspitalskirche, Malerwinkel, Palmdenkmal, Rabenhaus, Gugg-Kulturhaus, Linzer Straße, Eisernes Ross, Kurfürstlicher Magazinstadel, Stadttheater / ehem. Kapuzinerkloster] die Sehenswürdigkeiten der Stadt Braunau beschrieben, biographische Details zu interessanten Persönlichkeiten (wie dem durch seinen langen Bart berühmten Stadthauptmann und Ratsherrn Hanns Staininger) und die wichtigsten Stationen der Braunauer Geschichte erzählt. Ein Besuch der Braunauer Ausstellung, das schöne Stadtbild mit seinen zahlreichen einzigartigen Kostbarkeiten sowie viele Geschäfte, Läden, Restaurants und Cafés machen einen Ausflug in die Braunauer Altstadt zu einem unvergesslichen Gesamterlebnis. Das Katalogbuch zur Ausstellung bringt auf 272 Seiten mit mehr als 320, vielfach großformatigen, farbigen Abbildungen eine Dokumentation zur Ausstellung „Verbündet, verfeindet, verschwägert. Bayern und Österreich. Von Napoleon bis heute“, zum Stadterlebnisweg und von renommierten Experten verfasste, vertiefende, dabei aber leicht fassliche und aufschlussreiche Beiträge zur bayerisch-österreichischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert, zu den zahlreichen wechselseitigen Heiraten zwischen Wittelsbachern und Habsburgern, zum immensen Einfluss der Bilder von Wittelsbachern und Habsburgern auf Zeitgenossen und Nachwelt, zur Braunauer Kunstgeschichte mit ihren Verbindungen zu den Metropolen München und Wien und den „Malerfürsten“ Franz von Stuck und Gustav Klimt, zur bayerisch-österreichischen Küche und zu den Braunauer Museen. Das Buch versucht auch erstmals, die Braunauer Geschichte in eine Gesamtschau der bayerisch-österreichischen Geschichte einzubeziehen.