Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Hüter des Freistaats |
Untertitel | Das Führungspersonal der Bayerischen Staatskanzlei zwischen Nationalsozialismus und Nachkriegsdemokratie |
Autor:in | Tanzelaar Rick |
Verlag | De Gruyter Oldenbourg |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | November 2023 |
Seiten | 431 |
ISBN/B3Kat | 3111277291 (978-3111277295) / BV049394509 |
Suchbegriff | Freistaat Staatskanzlei NS-Zeit Weimarer Republik Ministerpräsident Entnazifizierung BVP Lex Hoegner Verfassunggebung Entnazifizierungspolitik Föderalismus |
Personen | Schäffer Fritz Pfeiffer Anton Deuerlein Ernst Hoegner Wilhelm Ehard Hans Schwend Karl Spindlier Max Seidell Hans Erber Peter Heubl FranzKraus Hans Leusser Claus Bauer Fritz |
Die Bayerische Staatskanzlei entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg erstaunlich rasch zur Schaltzentrale der Regierungspolitik und des bayerischen Föderalismus. Doch wie konnte sie diese Hüter-Rolle einnehmen? Welche politischen Ziele verfolgte sie gemeinsam mit den bayerischen Ministerpräsidenten und wie setzte sie diese um?
Rick Tazelaar untersucht in seiner Studie das Führungspersonal, die Organisationskultur sowie die Handlungsfelder der Bayerischen Staatskanzlei zwischen 1945 und 1962. Mithilfe erstmals zugänglicher Akten zeigt er, wie sehr diese Bereiche im Zeichen der Konsolidierung des bayerischen Staats standen.
So richtete die Staatskanzlei ihren Umgang mit NS-Belastung sowie ihre Personalauswahl nach ihren föderalistischen Zielen aus und etablierte eine dezidierte Geschichtspolitik, um den bayerischen Staat von der NS-Zeit abzugrenzen. Der autoritär-etatistische Führungsstil war dabei stark geprägt von den Erfahrungen in dem Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
Mit kritischem Blick auf die Hintergründe föderalistischer Politik historisiert die Studie ein zentrales Element der demokratischen Kultur der Bundesrepublik.
Editorial
Vorwort
Einleitung
Fragestellung
Führungspersonal
Organisationskultur
Handlungsfelder
Forschungsstand
Quellenlage
Aufbau der Studie
1 Die Staatskanzlei in der NS-Zeit
1.1 Vom Ministerium des Äußern zur Staatskanzlei
1.2 Aufgaben und Personal
Rudolf Buttmanns Denkschrift
Wandlungsprozesse während der NS-Zeit
Ursachen für den behördlichen Bedeutungsverlust
Handlungsspielräume im Einheitsstaat
Paul Giesler und die letzten Kriegsjahre
2. Männer mit Erfahrungen und Vorstellungen: die föderalistischen Gründerväter der Bayerischen Staatskanzlei
2.1 Fritz Schäffer und das „bayerische Experiment“
Schäffers Ernennung zum Ministerpräsidenten
Aufgaben als Ministerpräsident
Schäffers politische Erfahrungen in der Weimarer Republik
Das Selbstverständnis der BVP
Schäffer und die BVP am Ende der Weimarer Republik
Rechts- und Steuerberater im NS-Staat
Notstandverwaltung im Zeichen des staatlichen Wiederaufbaus
2.2 Architekt und Organisator: Anton Pfeiffer
Pfeiffer in der Weimarer Republik
Aktivitäten im konservativen Flügel der BVP
Im Schuldienst während der NS-Zeit
Nach dem Krieg
2.3 Föderalismus aus der Defensive: Wilhelm Hoegner
Position als Ministerpräsident
Politische Erfahrungen in der Weimarer Republik
Entscheidende Jahre: im Exil in der Schweiz
Defensiver Föderalismus
Die bayerische Verfassunggebung 1946
Das umstrittene Amt: Bayerischer Staatspräsident
2.4 Föderalismus in der Offensive: Hans Ehard
Die Landtagswahl 1946 und die Skandalisierung von NS-Belastung in der CSU
Zweiter Staatsanwalt im Hitler-Prozess
In der Verwaltung des NS-Staats
Nach dem Krieg
2.5 Hausideologe im Hinterzimmer: Karl Schwend
Schriftleiter der BVC
Im Dienst der Dornier-Werke
Nach dem Krieg
Fazit
3 Führungspersonal und Personalpolitik: Akteure, Netzwerke und Vergangenheiten
3.1 Das „bayerische Experiment“ unter Druck
Vorsichtige Anfänge der amerikanischen Entnazifizierungspolitik
Verzeichnisse und die „Reinigung des Beamtenkörpers“
Karl Weinisch und die „aktiven“ und „nicht-aktiven Nazis“
Die Verschärfung der Entnazifizierung
Entschärfungsversuche: Schäffers Memoranden
Die rasche Entlassung des ehemaligen Reichswehrministers Otto Geßlers
Weitere Personalkonflikte und die Entlassung Schäffers
Schäffers Bilanz
3.2 Personalpolitik zwischen „Lex Hoegner“ und Befreiungsgesetz 1945 bis 1946
Hans Kraus als kommissarischer Leiter
Rahmenbedingungen der Personalpolitik
Der Fall Claus Leusser
Die „Lex Hoegner“ und die Forcierung der Entnazifizierungspolitik
Pfeiffers Vorstellungen von NS-Belastung
Pfeiffer als Sonderminister für die Entnazifizierung
Personalpolitische Engpässe
Rekrutierungsnetzwerke
Vom Mythos der sauberen Verwaltung: Der Fall Fritz Baer
Diplomatischer Überlebenskünstler: Hans-Heinrich „Johnny" Herwarth von Bittenfeld
3.3 Vergangenheitspolitik und die frühe Wiedereinstellung der „Ehemaligen" 1947-1954
Personalpolitik in der behördlichen Alltagspraxis
Rahmenbedingungen der Personalpolitik
Staatskanzlei, Landespersonalamt und die gebremste Demokratisierung des bayerischen Berufsbeamtentums
Die Verordnung Nr. 113 und die frühe Rückkehr der „Ehemaligen“
Das 131er Gesetz
„Zentralist oder Föderalist?" Der Angriff gegen Friedrich Glum
„Einen Schwager der Familie Ribbentrop". Der Angriff gegen Hans Schwarzmann
Nach der Gründung
3.4 Nach der Entnazifizierung 1954-1962
Albrecht Haas und die Viererkoalition
Hanns Seidel
Die „Blutrichter-Kampagne": Der Fall Peter Erber
Die Staatskanzlei als Sprungbrett: Franz Heubl
Ausblick in die Ära Goppel
3.5 Das Führungspersonal 1945-1962: Ein Sozialprofil
3.6 Die Einstellungspraxis: Erfahrungsgruppen und Vergangenheiten
4 Schaltzentrale des bayerischen Föderalismus: Die Staatskanzlei in der Nachkriegsdemokratie
4.1 „Erwägungen zur Frage Kanzlei des Bayerischen Ministerpräsidenten“
Ein Ziel, unterschiedliche Vorstellungen
Konkurrenzkampf?
4.2 Die verfassungsrechtliche Grundlage der Staatskanzlei als Regierungszentrale
Verborgene Machtfülle
Nichtgeschäftsbereich
4.3 Organisationsstrukturen des Föderalismus von Schäffer bis Goppel
1945-1946
1947-1949
1949-1954
1954-1957
1957-1960
1960-1962
1963: Beginn einer neuen Phase
4.4 Organisationskultur in der Prinzregentenstraße 7
Die Raumsituation
Selbstverständnis des Berufsbeamtentums
Das „Problem Frau ORR Dr. Bitter“
Fazit
5 Geschichtspolitik: Die Neuerfindung des bayerischen Staats nach 1945
5.1 Bayerische Geschichte als „historische Legitimationswissenschaft“
Max Spindler
Meistererzählung bayerischer Geschichte
5.2 Die Staatskanzlei schreibt Geschichte
Ernst Deuerlein
Die Bayerische Landeszentrale für Heimatdienst
5.3 Die Staatskanzlei und die Anfänge des Instituts für Zeitgeschichte
Rudolf Holzhausen
Die Rolle Anton Pfeiffers
Gerhard Kroll
Fazit
Anlagen
Abbildungen und Grafiken
Abkürzungen
Quellen und Literatur
Personenregister
Der Autor