Rambaldi(1894) - Pappenheimstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 477. Pappenheimstraße.Zieht voll der Nymphenburgerstraße südwestlich zur Karls und Blutenburgerstraße und setzt sich in gleicher Richtung zu dem freien Platze in Mitte des Marsfeldes fort. Die Straße führte in ihrem nördlichen Teile zwischen der Karl- und Blutenburgstraße einer- und der Nymphenburgerstraße anderseits früher den Namen ,,Marsfeldstraße«. Zur Erinnerung und Ehrung des berühmten Reitergenerals und österreichischen Feldmarschalls, Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim (Pilotybild 83). Geboren zu Pappenheim, einer Stadt in Mittelfranken, am 29. Mai 1594 aus dem uralten Reichsdynastengeschlechte der Calatine, trat er als Reichshofrat in die Dienste Kaiser Mathias’, nahm aber bald Kriegsdienste in Polen und, als die böhmischen Unruhen ausgebrochen, im Heere Maximilians von Bayern. Er trug wesentlich zum Siege am Weißen Berge bei, wo er mit 20 Stichen und Wunden eine geraume Zeit unter den Rossen gelegen, worüber er selbst sagte: »er habe nicht gewußt, liege er in der Hölle oder im Himmel, da er zum ersten zu wenig Pein, zum letzten zu wenig Freude empfunden, habe also gemeint, er sei im Fegfeuer«. Pappenheim zeichnete sich bei Mansfeld’s Verfolgung durch Tilly aus, sodaß ihm Ferdinand 11. auf dem Reichstage zu Regensburg den Ritterschlag und ein Kürassier-Regiment gab, zog 1625 den Spaniern zu Hilfe nach Italien, wo er an der Ran kämpfte, 1626 unterdrückte er den Bauernaufstand in Oberösterreich durch die Treffen bei Efferding, Gmunden, Völklabruck und Wolfseck, focht 1627 wider die Dänen und bezwang Wolfenbüttel. Dankbar für die geleisteten Dienste verlieh ihm Ferdinand II. am 19. Mai 1628 die Grafenwürde, die unter Karl VII. am12. Juni 1742 für alle Pappenheim bestätigt wurde. 1629 leistete er Tilly Dienste bei der Blockierung Magdeburgs und eroberte Ratzeburg. 1631 den 20. Mai war er der Erste, der unter dem Feldgeschrei: »Jesus Maria« den Wall Magdeburgs erstieg und dessen Eroberung ermöglichte, nahm später Merseburg und verleitete Tilly zur Schlacht bei Breitenfeld, in der er mit gewohnter Tapferkeit focht, operierte dann in Westfalen, hielt nacheinander den Herzog Georg von Lüneburg, Tott, Bauer und den Landgrasen von Hessen in Schach, und verwüstete das Land des letzteren. Als er kurze Zeit nach Magdeburgs Zerstörung nach Helmstädt kam und die dortigen Professoren ihn flehentlich erfuchten, die hohe Schule von der Einquartierung zu befreien, gewährte er ihnen diese Gnade und sprach zugleich unter Aufhebung der Schwörfinger: »Meine Herren, es möchte einer unter Euch einmal die Historien unserer Zeit beschreiben, darum schwöre ich hiermit zu Gott dem Allmächtigen, daß ich an der Einäscherung der alten herrlichen Stadt Magdeburg keine Schuld habe. Dieses wollt Ihr gedenkenl« Großen Ruhm erwarb sich Pappenheim durch seinen Zug zum Entsatze von Mastricht wo er am 7. August 1632 das staatische Lager, jedoch ohne Erfolg, stürmt, da ihn die spanischen Gellerale Cordova und Santa Eroce in Stich ließen. Er entsetzte dann Wolfenbütlel, nahm Hildesheim und zog, von Wallenstein berufen, zur Hauptarmee. Nachdem er Halle genommen, war er im Begriffe, Köln Hilfe zu bringen, als ihn Friedland’s Befehl: »der Feind marschiert hereinwärths, der Herr laße alles stehen und liegen und incaminiere sich herzu mit allein Volk und Stücken, auf daß er morgen fruh bei uns sich befindet«, zurückbeorderte. Mit 8000 Reitern langte Pappenheim zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags bei Lützen an, suchte vergeblich Gustav Adolf, der schon gefallen, und wurde ebenfalls tötlich verwundet. Der »Telamonier« des Heeres, dessen Körper hundert Narben bedeckten, weshalb er auch »Schrammenheinz« genannt wurde, starb in den Armen seines Leibtrompeters Ehinger in der Kutsche auf dem Wege nach Leipzig. Die Straße trägt ihren Namen seit 9. Oktober 1889, resp. 4. Februar 1890; König Ludwig I. reihte seine von Arnold Lossow 1841 gefertigte Büste unter die Genossen der Ruhmeshalle ein.*)

*) Über Pappenheim vergleiche: ,,Sebastian Rödl, t. Gymnasiallehrer, Qllellenbeiträge zur Geschichte der kriegerischen Thätigkeit Pappellheims von 1627 bis zur Schlacht bei Breitenfeld. München 1892s93; P. Stumpf, »denkwürdige Bayern.«


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