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Beschreibung: 477. Pappenheimstraße.Zieht voll der Nymphenburgerstraße südwestlich zur Karls und Blutenburgerstraße und setzt sich in
gleicher Richtung zu dem freien Platze in Mitte des Marsfeldes fort.
Die Straße führte in ihrem nördlichen Teile zwischen der Karl- und
Blutenburgstraße einer- und der Nymphenburgerstraße anderseits früher
den Namen ,,Marsfeldstraße«. Zur Erinnerung und Ehrung des
berühmten Reitergenerals und österreichischen Feldmarschalls, Gottfried
Heinrich Graf von Pappenheim (Pilotybild 83). Geboren zu Pappenheim,
einer Stadt in Mittelfranken, am 29. Mai 1594 aus dem uralten
Reichsdynastengeschlechte der Calatine, trat er als Reichshofrat in die
Dienste Kaiser Mathias’, nahm aber bald Kriegsdienste in Polen und,
als die böhmischen Unruhen ausgebrochen, im Heere Maximilians
von Bayern. Er trug wesentlich zum Siege am Weißen Berge bei,
wo er mit 20 Stichen und Wunden eine geraume Zeit unter den
Rossen gelegen, worüber er selbst sagte: »er habe nicht gewußt, liege
er in der Hölle oder im Himmel, da er zum ersten zu wenig Pein,
zum letzten zu wenig Freude empfunden, habe also gemeint, er sei im
Fegfeuer«. Pappenheim zeichnete sich bei Mansfeld’s Verfolgung
durch Tilly aus, sodaß ihm Ferdinand 11. auf dem Reichstage zu
Regensburg den Ritterschlag und ein Kürassier-Regiment gab, zog
1625 den Spaniern zu Hilfe nach Italien, wo er an der Ran
kämpfte, 1626 unterdrückte er den Bauernaufstand in Oberösterreich
durch die Treffen bei Efferding, Gmunden, Völklabruck und Wolfseck,
focht 1627 wider die Dänen und bezwang Wolfenbüttel. Dankbar
für die geleisteten Dienste verlieh ihm Ferdinand II. am 19. Mai
1628 die Grafenwürde, die unter Karl VII. am12. Juni 1742 für alle Pappenheim bestätigt wurde. 1629 leistete er Tilly Dienste
bei der Blockierung Magdeburgs und eroberte Ratzeburg. 1631 den
20. Mai war er der Erste, der unter dem Feldgeschrei: »Jesus
Maria« den Wall Magdeburgs erstieg und dessen Eroberung ermöglichte, nahm später Merseburg und verleitete Tilly zur Schlacht bei
Breitenfeld, in der er mit gewohnter Tapferkeit focht, operierte dann
in Westfalen, hielt nacheinander den Herzog Georg von Lüneburg,
Tott, Bauer und den Landgrasen von Hessen in Schach, und verwüstete das Land des letzteren. Als er kurze Zeit nach Magdeburgs Zerstörung nach Helmstädt kam und die dortigen Professoren
ihn flehentlich erfuchten, die hohe Schule von der Einquartierung zu
befreien, gewährte er ihnen diese Gnade und sprach zugleich unter
Aufhebung der Schwörfinger: »Meine Herren, es möchte einer unter
Euch einmal die Historien unserer Zeit beschreiben, darum schwöre ich
hiermit zu Gott dem Allmächtigen, daß ich an der Einäscherung der
alten herrlichen Stadt Magdeburg keine Schuld habe. Dieses wollt
Ihr gedenkenl« Großen Ruhm erwarb sich Pappenheim durch seinen
Zug zum Entsatze von Mastricht wo er am 7. August 1632 das
staatische Lager, jedoch ohne Erfolg, stürmt, da ihn die spanischen
Gellerale Cordova und Santa Eroce in Stich ließen. Er entsetzte
dann Wolfenbütlel, nahm Hildesheim und zog, von Wallenstein berufen, zur Hauptarmee. Nachdem er Halle genommen, war er im
Begriffe, Köln Hilfe zu bringen, als ihn Friedland’s Befehl: »der
Feind marschiert hereinwärths, der Herr laße alles stehen und liegen
und incaminiere sich herzu mit allein Volk und Stücken, auf daß er
morgen fruh bei uns sich befindet«, zurückbeorderte. Mit 8000
Reitern langte Pappenheim zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags bei
Lützen an, suchte vergeblich Gustav Adolf, der schon gefallen, und
wurde ebenfalls tötlich verwundet. Der »Telamonier« des Heeres,
dessen Körper hundert Narben bedeckten, weshalb er auch »Schrammenheinz« genannt wurde, starb in den Armen seines Leibtrompeters
Ehinger in der Kutsche auf dem Wege nach Leipzig. Die Straße
trägt ihren Namen seit 9. Oktober 1889, resp. 4. Februar 1890;
König Ludwig I. reihte seine von Arnold Lossow 1841 gefertigte
Büste unter die Genossen der Ruhmeshalle ein.*)
*) Über Pappenheim vergleiche: ,,Sebastian Rödl, t. Gymnasiallehrer,
Qllellenbeiträge zur Geschichte der kriegerischen Thätigkeit Pappellheims von 1627
bis zur Schlacht bei Breitenfeld. München 1892s93; P. Stumpf, »denkwürdige
Bayern.«