Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
1. Aberlestraße. Zweigt von der Lindwurmstraße an der Ausmündung der Schmid-Kochelstraße in südlicher Richtung ab und zieht sich bis zu dem von der Thalkirchner- zur Forstenriederstraße führenden Feldweg. Aberle war Adjutant im Lützelburgschen Regiment, leitete den Angriff der Bauern in der Sendlinger Bauernschlacht auf den Wasserturm beim Isarthor und wurde gefangen genommen. Aberle, Lieutenant Clanze und Eisenhändler Senser wurden zum Lohne ihrer Vaterlandsliebe am 29. Januar 1706 auf dem Marienplatze mit dem Schwerte hingerichtet, während der biedere Jägerwirth Johann Jäger und dessen Schwager Khidler (s. Kidlerstraße am 17. Januar 1706 dasselbe Schicksal erlittem, aber gevierteilt wurden. *)
*) Joh. Mauer, Münchener Stadtbuch S. 437; Prof. Dr. Sepp »Der Sendlinger Bauernkrieg«: Ernst von Destouches ,,Münchner Bürgertreue.«
2. Ackerstraße. Verbindet im östlichen Teile der Au die Hochstraße mit dem Giesingertweg und der Auer Kirchhofstraße und geht in die nach der Jrrenanstalt führende Auerfeldstraße über. Der Name rührt davon her, weil diese Straße auf die hinter der Hochstraße östlich der Au gelegenen Aecker und Felder führt und besteht seit 10. Juli, resp. 1. September 1857.
4. Adalbertstraße. Zweigt von der Ludwigstraße nördlich der k. Universität nach Westen ab und zieht sich entlang der Nordseite des nördlichen Friedhofes. Am 8. Februar 1829 erhielt sie den Namen zur Ehrung des Prinzen Adalbert von Bayern, jüngsten Sohnes des Königs Ludwig I., geb. 19. Juli 1828, gest. 21. September 1875 in Nymphenburg als General der Kavallerie und Oberst-Inhaber des 2. Kürassier- (jetzt schweren Reiter-) Regiments. Prinz Adalbeist war mit der spanischen Jnfantin Amalie vermählt und wegen seiner Leutseligkeit allgemein beliebt. Diese Straße erhielt am 28. Juni 1827 von König Ludwig I. die Benennung »letzte Straße , womit er den Wunsch ausdrücken wollte, daß keine weitere Parallelstraße nördlich mehr entstehen möge, 1842 wurde sie bis zur Türkenstraße fortgesetzt.
05. Adamstraße. Verbindet die Nymphenburger- mit der Blutenburgerstraße. Benannt ist sie nach dem berühmten Schlachtenmaler Albrecht Adam *), geb. 16. April 1776 zu Nördlingen, gest.- 28. August 1862 in München. Derselbe ward von· den Königen Maximilian I., Ludwig I. und Maximilian II. reich beschäftigt. Besonders hat er das Pferdeleben studiert, in diesem Genre war er ohne Zweifel der bedeutendste Maler seiner Zeit; weit verbreitet und beliebt waren seine Pferdeporträts. Bei seinen Arbeiten halfen ihm seine Söhne, so daß man kaum noch sagen kann, was daran eigentlich seine Arbeit ist. Werke von ihm finden sich im k. Schlosse zu Tegernsee, in der neuen Pinakothek zu München, im Festsaalbau der k. Residenz, dann in Petersburg, Wien, Meilenburg, Holstein und anderen Orten. Mit der bayerischen Armee stand Adam durch seine Schlachtenbilder als Künstler in naher Beziehung, daher erhielt auch eine Straße seinen Namen in einem Stadtviertel, dessen Straßennamen hauptsächlich zur Ehrung der bayerischen Armee bestimmt sind. Die Straße trägt den Namen seit 9. Oktober 1889, resp. 4. Februar 1890.
*) Sammler 1886 Nr. 95 S. 3: Albrecht Adam, Selbstbiograplsie, herausgegeben von Dr. Holland, Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung in Stuttgart 1886.
6. Adelgundenstraße. Führt von der St. Annastraße am Lehel, die Maximiliansstraße beim Nationalmusenm und hierauf die Hildegardstraße durchschneidend, in südlicher Richtung zur Thierschstraße. Seit 1845 Verbindungsstraße durch den ehemaligen Persfabrik-Anger, wurde sie seit 26. August 1845 nach der Schwester Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregenten, der Erzherzogin Adelgunde Auguste Charlotte von Oesterreich-Este, geb. zu Würzburg 19. März 1823, vermählt zu München 30. März 1842, benannt. Ihr Gemahl Erzherzog Franz war der letzte regierende Herzog von Modena; derselbe starb am ·20. November 1875.
7. Adlzreiterstraße. Führt von der Lindwurmstraße bei der Kapuzinerstraße in südlicher Richtung zum Schlachthausplatz und zur Tumbliiigerstraße beim Schlachthause. Johann Adlzreiter von Tettenweis (Pilotybild 18), geb. 2. Februar 1596 zu Rosenheim, gest. 15. September 1661, war kurfürstlicher Kanzler und bedeutender Historiker. Die Straße hieß früher »Rengerweg« und führt ihren heutigen Namen seit 16. März, resp. 6· April 1886.
8· Aiblingerstraße. Beginnt am Rondell Neuwittelsbach in Neuhausen und zieht sich nach Kreuzung der Lachnerstraße bis zur Platenstraße hin. Diese Straße hat ihren Namen zur Erinnerung an den Kapellmeister und Komponisten Johann Kaspar Aiblinger, geb. in Wasserburg den 23. Februar 1779, gest. 6. Mai 1867. Aibliiigers Kirchenkompositionen leben in der katholischen Kirche, vorzüglich in Süddeutschland, noch immer fort. Sie bestehen in einer Anzahl Messen 2c., meist mit Orgel oder Orchester und Orgel begleitet. Gedruckt sind davon mehrere in München bei Falter, in Augsburg bei Böhm und Kollmann, in Paris bei B. Schotts Söhnen. Auch ein Pastorale für Orgel ist bei Riccardi in Mailand herausgekommen Die Straße trägt ihren Namen seit 6. Oktober resp. 8. Nov. 1890.
9. Ainmüllerstraße. Läuft mit der Hermamistraße parallel und verbindet südlich derselben die Leopold- mit der Wilhelmstraße in München. Ainmüller, Max Emanuel, der Wiederhersteller der Glasmalerei, geb. 14. Februar 1807 zu München, widmete sich unter Fr· v. Gärtners Leitung dein Studium der Architektur und Ornamentik und wurde dann durch seinen Lehrer, welcher die Umgestaltung der k. Porzellanmanufaktur übernommen hatte, veranlaßt, der Anstalt als Dekorateur beizutreten Seine Neigung trieb ihn zur Beschäftigung mit der eben wieder aus der Vergessenheit hervorgezogenen Glasmalerei, und er erhob diese Kunst, welche unter Frank noch mit großen. technischen Hindernissen zu kämpfen hatte, zu der jetzigen hohen Stufe ihrer Ausbildung. Seine vorzüglichsten Arbeiten sind die Fenster des Doms in Regensburg, der Mariahilfkirche in der Au und mehrere für den Kölner Dom. Als Künstler steht Ainmüller auf dem Standpunkt der modernen Schule deutscher Kirchenmalerei; als Architekturmaler hat er Anerkennenswertes geleistet. Er starb 8. Dezember 1870 in München. Sein Denkmal befindet sich im nord- östlichen Teil der Arkaden des neuen südlichen Friedhofes.
10. Akademiestraße. Beginnt am nordwestlichen Ende der Ludwigsstraße, unsern des Siegesthores, zieht parallel mit der Adalbertstraße an dem k. Akademiegebäude der Künste, von welchem die Straße ihren Namen hat, vorüber und endet am nördlichen Teile der Türkenstraße. Das Akademiegebäude wurde in den Jahren 1879-1885 von Oberbaurat G. von Neureuther im italienischen Hochrenaissancestil erbaut. Die Straße führt ihren Namen seit 3. August 1876 resp. 1. Januar 1877.
11. Albanistraße. Zieht im tiefliegenden, nordwestlichen Teile der Au von der Frühlingstraße, die Asamstraße kreuzend, zur Entenbachstraße. Albani Franzesko, geboren zu Bologna 17. März 1578, gestorben daselbst 4. Oktober 1660, war ein hervorragender Maler, der zur Zeit der Kunstepoche in Bayern (im 16. Jahrhundert) manches Bild im Auftrage der bayerischen Herzoge fertigte, Mitschüler des Guido Reni bei Ealvaert und den Carraccis. In der älteren Pinakothek befinden sich von diesem Meister zwei Gemälde. Die Straße führt ihren Namen seit 2. August 1876 resp. 1. Januar 1877.
12. Albertstraße. Verbindet die Weinstraße nächst der Gendarnieriekaserne mit dem östlichen Teil des Frauenplatzes Der Weingastgeber Franz Albert, ein im letzten Viertel des verflossenen Jahrhunderts rühriger Bürger Münchens, war Besitzer des Gasthofes »zum goldenen Hahn«, des jetzigen als Gendarnieriekaserne verwendeten Hauses Nr. 10 an der Weinstraße, von dem aus die enge Albertstraße zum Frauenplatz führt. Das Haus besaß ursprünglich Hans Wilprecht, von dem das anfioßende Stadthor einige Zeit seinen Namen trug (s. Schäfflerstraße); dann gehörte es dem Patrizier Ainwig dem Altmann, der die Erlaubnis erhielt, von dem Rückgebäude aus durch die Mauer auf »Unser Lieben Frauen-Freithos« eine Thür machen zu dürfen, deren Spuren bis in die neueste Zeit zu sehen waren. Die Albertstraße hieß früher »Thaler-« und dann »Hahnengäßchen«. Alberts Büste befindet sich im Rondell der Arkaden des alten südlichen Friedhofes.
13. Albrechtstraße. Zieht von der Kasernstraße in südwestlicher Richtung der Max II. Kaserne entlang zur Nymphenburgerstraße. Dieselbe erinnert an die bayerischen Herzoge Albrecht, von denen besonders denkwürdig sind: Albrecht III. der Fromme (1438—1460) ein eifriger Förderer der Rechtspflege und Bekämpfer des Faustrechts; Albrecht IV., der Weise, welcher im Jahre 1506 das Recht der Erstgeburt in Bayern einführte und so den verderblichen Landesteilungen ein Ende setzte; Albrecht V., der Großmütige, der unermüdliche Beförderer des Kunstgewerbes und der Renaissance in Bayern und Sammler von Kunstgegenständen, welche jetzt zu den größten Zierden des Nationalmuseums gehören. Die Straße hieß früher Arnulfstraße und erhielt ihren jetzigen Namen am 6. Oktober resp. 8. November 1890.
14. Alexandrastraße. Liegt zwischen der Trift- und Bogenhauserstraße, zieht von der Liebigstraße nach Norden und kreuzt das Forum der Prinzregentenstraße. Diese Straße ist benannt zur Erinnerung der Schwester Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregenten, der Prinzessin Alexandra Amalie, geb. zu Aschaffenburg den 26. Aug. 1826 gest. zu München den 8. Mai 1875.
15. Alfonistraße. Verbindet in nordöstlicher Richtung ziehend die Nymphenburger- mit der Albrechtstraße. Sie trägt den Namen von Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Alfons von Bayern, geb. zu München den 24. Januar 1862, einem Sohne des Prinzen Adalbert, dessen Beliebtheit im Volke sich auch auf den Sohn übergetragen hat. (Siehe Adalbertstraße.)
17. Alpenplatz. Liegt zwischen der Watzmann- und Alpenstraße im nordwestlichen Teile Giesings. Zwei der ihn begrenzenden Straßen gestatten einen Ausblick nach den bayerischen Alpen. Er wird seit 3. August 1876, resp. 1. Januar 1877 so genannt, besonders inbezug darauf, daß in dieser Gegend schon eine Anzahl zusammenhängender Straßen auf das Gebirge bezügliche Namen trägt.
18. Alpenstraße. Verbindet im nordöstlichen, hochgelegenen Teile Giesings die Friedhof- mit der Zugspitzstraße. In ihrer süd- östlichen Verlängerung erblickt man einen Teil des bayerischen Alpenkranzes. Sie trägt ihren Namen seit 19. Juli 1875, resp. 1. Januar 1877.
19. Alramstraße. Zweigt südlich der Lindwurmstraße von der Khidlerstraße in Sendling in östlicher Richtung ab. Zur Erinnerung an Maximilian Alram"·), welcher gräflich Tattenbach’scher Pfleger der Grafschaft Vallei und nochmaliger kurfürstlicher Kriegskommissär war. Derselbe machte im Jahre 1705 an der Spitze von 400 Vallei’schen Unterthanen den von den heldenmütigen Hochländern beabsichtigten Befreiungzug nach München mit.
*) Oberb. Archiv XVII: Professor Dr. Sepp, Sendlinger Bauernschlacht.
20. Altenhofstraße. Verbindet die Dienerstraße mit der Burgstraße beim Mozarthause und dem Löweneck des alten Hofes (siehe denselben). Die Benennung rührt von der Lage zu letzterem her.
21. Alter Hof.**) Jst jener Häuserkomplex, welcher zwischen dem Hofgraben und der Pfisterstraße einerseits und der Burgstraße anderseits liegt. Derselbe hieß in frühester Zeit einfach »Burg« oder auch »Ludwigsburg« und führt seinen heutigen Namen nach manchem Umbau zum Unterschiede von der zwischen 1384—92 wenigstens teilweise entstandenen »neuen Veste« (s. Residenzstraße). Jn einer Urkunde von 1398 kommt zum erstenmale die Bezeichnung »alte Veste« vor, aus der dann 1827 »alter Hof« ward. Nachdem Herzog Ludwig dem Strengen bei der ersten Landesteilung von 1255 Oberbayern zugefallen war, verlegte er seinen Hof nach München, wo — wie es scheint — die Erbauung einer Burg bereits 1253 begonnen hatte. König und Kaiser Ludwig der Bayer (1294 resp. 1314 und 1328 bis 1347) vergrößerte und erweiterte den beschränkten Bau seines Vaters, indem er ihm den anstoßenden westlichen Flügel hinzufügte. Lag auch der Hauptbau noch innerhalb der alten Umfrieduug (s. Hofgraben) so drängte er doch durch eine Anzahl von außerhalb jener sich befindenden Nebengebäuden auch zur Vergrößerung und Verstärkung der Stadtbesestigung. Gleichwohl scheint die Burg selbst vor dem Brande von 1327, welcher die halbe Stadt München in Asche legte, nicht sehr bedeutend gewesen zu sein. Kaiser Ludwigs Sohn, der Herzog Ludwig der Brandenburger (1347, resp. 49 und 1351—61) errichtete, an den oben erwähnten Seitenflügel anschließend, einen weiteren Ban, in welchem er auch residierte. Die Grenzen desselben sind noch deutlich zu erkennen, da er die Spuren eines im 16. Jahr- hundert stattgehabten Brandes trägt. An dieses Gebäude reiht sich bis zum heutigen Rentamtsgebäude — der Stelle der ehemaligen 12533 von Ludwig dem Strengen erbauten und von Kaiser Ludwig 1324 erweiterten, 1806 geschlossenen und 1815 leider abgebrochenen »Lorenzerkirche« — wieder ein kleines Haus, das von jeher der Hofkeller war und dessen unterirdische Räume noch gegenwärtig zur Aufbewahrung des berühmten Einbockbieres benützt werden. Oberhalb dieser Kirche war auf einem Türmlein ein Affe zu sehen. Dieser war ganz genau das Konterfei desjenigen Affen, der Kaiser Ludwig den Bayern, als er noch in den Windeln lag, aus der Wiege geholt und sich damit auf das Kirchdach salviert haben soll, als man ihm das Prinzlein wieder nehmen wollte. Neben der bezeichneten Kirche befand sich das nördliche Burgthor, das heute als Durchggangsbogen aus dem alten Hof auf den sogenannten »Hofgraben« führt. Das östlich an dasselbe stoßende Gebäude, welches noch den hohen Giebel gegen Westen zeigt, war die »Hofkammer« (dermalen den Stadtrentsämtern I und Il eingeräumt) und der ganze östliche Trakt das »kurfürstliche Bräuamt«, das aber 1831 abgebrochen und an dessen Stelle jener große Bau errichtet wurde, in welchem sich zur Zeit die k. Steuerkatasters Kommission befindet. An der südlichen Seite, dem Bräuamt benachbart, und gegen den noch stehenden »Altenhofturm« zu, der in die Burggasse führt, lag ein Gefängnis, welches man das »Schottenstübel« hieß, oberhalb desselben die herzogliche Dienerschaft wohnte. Die Stube des Thorwarts im Altenhofturm ist heute, wie damals bewohnt. Unter dem Fenster des Thorwärtels befindet sich noch heute auf solid aufgemauerter Basis die Steinbank, auf der mancher Bittsteller des Kaisers geharrt haben mag, um ihm, der auch dem Geringsten seines Volkes zugänglich war, sein Anliegen vorzutragen. Leider hat man den alten durch Jahrhunderte lange Benützung glatt geschliffenen Stein durch einen neuen ersetzt. Ein am südlichen Teil befindlicher Erker gilt als Merkwürdigkeit und war fast bis in die Neuzeit ein Wahrzeichen Münchens Von diesem Erker sagt ein 1611 von Thomas Greill aus Steinfeld verfaßtes Gedicht über die Schönheiten Münchens: »Nun ist aber ein Turm darunter, An dem kann sehen einer Wunder, Den Meister soll man billig loben, Spitzig ist er unten und oben, Rührt weder Erd’ noch Himmel au, Thut dennoch unbeweglich stahn.« Uebrigens enthielt das Anlagen-Viereck, von dem bisher die Rede war, und das von dem großen Stadtbrande von 1327 arg beschädigt worden, keineswegs alle zur Alten Veste gehörigen Gebäude. Da war zunächst außerhalb des ursprünglich auch mit einem Turm überbauten nördlichen Burgthores jenseits des aus der Zeit der ersten Anlage der Stadt stammenden Stadtgrabens mit dem sogenannten Toraz- nunmehr Pfifterbach das Marstallgebäude mit einem geräumigen Turnierhof mit gotischen Pfeilerarkaden, die in der Renaissaueezeit in Säulenarkaden umgewandelt wurden. Später wurde die ursprünglich an dem Marienplatz, dann an der Stelle des in den 70er Jahren abgebrochenen Bockkellers befindliche Münze hieher verlegt. An dem Torazbache, etwa am Scheidegaden der k. Münze, lag im Mittelalter das »Thürleinbad« V), nunmehr No. 25 an der Lederergasse, dem Akademischen Gesangverein gehörig, in welchem am »schmalzigen Samstag« 1451 der Herzog Christoph auf Befehl seines Bruders Albrecht IV. gefangen genommen ward. Nicht ferndavon war der Falkenturm (s. Falkenturmstraße), der wirklich Falken und Falkeniere beherbergte und erst bei der Anlage der Maximilianstraße abgebrochen wurde. Südlich davon, gleich neben der Münze, lagen die herzogliche Mühle und Hofbäckerei (Hofpfisterei genannt). Diesen folgte, den Stadtgraben weiter hinauf, das alte Hofbräuhaus Kaiser Ludwig des Bayers, von dem sich noch ein Teil als Zerwirkgewölbe der Hofjagdinteudanz erhalten hat. Zwischen dem Thor, das von der Lederer- (damals Jrcher-) Gasse in die Burggasse hereinführte, und der Burg, erbaute Herzog Albrecht IV. sich ein Haus und daneben wurden in einem anderen auch wieder Falken gehalten. Dieses Thor hieß man zu Anfang dieses Jahrhunderts »Schlichtingerbogen«, dann seit 1811. wo das alte Hofbräuhaus zum k. Zerwirkgewölbe ward »Zwirch-Gewölbebogen«; er ist ein Ueberrest des 1385 erbauten Turmthores, genannt »Tiirmlein« oder »Thürl«, das eigens für die Herzoge durchgebrochen wurde, damit diese neben ihrer Residenz, dem alten Hof, ungehindert aus- und einreiten konnten. Gegenüber aber an der nördlichen Ecke der Burggasse und des Alten Hofgäßchens, heute noch »Löweneck« genannt (Haus Nr. 7), lagen die Löwenstallungen und das Haus der Löwen- wärter und dahinter der Löwenzwinger. Die baherischen Herzöge von Ludwig dem Strengen bis aus Albrecht V. (1550—1579) herab liebten es nämlich, die an ihrem Hofe so beliebten Wappentiere stets auch lebendig zu halten, und der Letztgenannte hatte sogar einen zahmen, der ihm nachlief wie ein Hund. Auch an einem k. Stallgebäude der heutigen Pilotystraße (Nr. 2) haftet noch der Name »Löwenstall«. Aus älterer Zeit stammt das Sonneneck (Nr. 6), im 15. Jahrhundert auch ,,Burgeck« genannt, in welch’ letzterem Hause während der Monate November und Dezember 1770 Mozart seine Oper Jdomeneo vollendete und daher gegenwärtig unter dem Namen »Mozarthaus« bekannt. Leider hat dieses Haus neuestens bei dem im übrigen geschmack- und pietätvollen Umbau sein altes Wahrzeichen, die schwefelgelbe Sonne verloren. — Die ,,alte Veste« blieb Sitz der regierenden bayerischen Herzoge bis auf Albrecht IV., den Weisen (1465—1508), der, als er am 3. September 1467 Alleinregent geworden, die alte Veste, vielmehr das ihm neben derselben am 14. März 1466 zugewiesene Haus, verließ und seine Wohnung und Hofhaltung in die »neue Veste« verlegte. Nur dessen Bruder Herzog Sigmund (s. Sigmundstraße) bewohnte noch ferner die alte Veste, bis er auch diese am 19. März 1474 seinem Bruder Albrecht abtrat, und von nun an abwechselnd die Schlösser Dachau, Grünwald, Nannhofen, Menzing und zuletzt das wahrscheinlich von ihm erbaute Blutenburg (s. Blutenburgstraße) bezog. Die in der alten Veste vorhanden gewesenen Fürstenbilder wurden bei der Aptierung der Räume für die Rentämter in das k. Nationalmuseum übertragen, desgleichen eine hölzerne Säule, welche in früheren Zeiten aus dem Angerkloster in die Burg versetzt wurde. *) Lipowskh sagt in seiner Urgeschichte Bd. Il, S. 333: »also genannt von dem ,,Thürmlein«, welches ehedein über dem Schlichtingerbogen angebracht war.« **) Chr. Häutle,« Geschichte der Residenz in München, Leipzig 1883, S. l u. ff.; E. Urhir v. Oefele, Zur Geschichte des alten Hofes in München 1359—64 (Oberb. Arch. XXXIII, S. 341 u. ss.; Abbildung des Alten Hofes, s. Zeitschrift des Kunstgewerbevereins 1894, Heft 4.
22. Altheimereck. Verbindet den nördlichen Teil des Färbergrabens mit der Herzogspitalstraße zunächst der Damenstistkirche. Die Bedeutung des Namens erscheint klar-, wenn aber mehrere Lokalschriftsteller aus ihm folgerten, daß hier wahrscheinlich die frühesten Ansiedelungen Münchens überhaupt, sowie speziell die der Stadt zu suchen seien, — die sogenannte »Mönchshöfe« (Munichshöfe), kurzweg »bei den Mönchen, Münichen, apud monachos« genannt, welche die Klöster Schästlarn, Tegernsee und Wessobrunn hier besaßen — so liegt für eine solche Annahme selbst nicht der geringste Nachweis vor, und überdies wäre dann sicher eine derartige Niederlassung sofort in das Weichbild der alten Stadt gezogen worden und nicht außerhalb derselben geblieben, wie solches wirklich der Fall gewesen ist« Das Quartier »im Althaim«, lag zwischen der Hakengasse (s. dieselbe) und dem Färbergraben, und ward von dessen Häuserkomplex jene Ecke, welche gegen die Herzogspitalgasse zu lag (Haus Nr. 8) schon früher als »Altheimereck« bezeichnet, wovon dann die jetzige Straße, einst als »Althamgasse« bekannt, den Namen erhielt. Wohl zur Erinnerung an die einstige Lokalität »im Hagka« ließ jemand an dem erwähnten Eckhause zwei noch vor fünfzig Jahren sichtbare Hacken anmalen, welche die Veranlassung zu der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkommenden Verunstaltung »Althammereck« gaben. Im November 1869 stellte der Magistrat die richtige Schreibweise der alten Benennung wieder her. Dort, wo das heutige Altheimereck etwa in der Mitte sich hakenförniig biegt, ward in früheren Tagen der Schweinemarkt abgehalten, und von daher stammt die bis in das dritte Jahrzehnt unseres Jahrhunderts für die westliche (größere) Hälfte der Lokalität vorkommende, derbe Bezeichnung ,,am Saumarkt«, die selbst heute noch hin und wieder vom Volke gebraucht wird. Doch war für diesen Teil des Altheimereckes, der Nähe des Damenstifts-Gebäudes wegen- vorübergehend auch die Bezeichnung »Stiftsgasse« üblich. Ein Teil des »Althaim« hieß früher »am oberen Elend«, indem im 13. Jahrhundert von der reichen und angesehenen Patriziersamilie der Sendlinger dortselbst ein zweites Pilgrimhaus (bezüglich des »ersten« und des Begriffes »Elend« s. Dreifaltigkeitsplatz) mit einem eigenen Elendseelhaus« und einem »Elendfreithof« gestiftet ward. Dieses »Sentlinger-Elendhaus« ist das Haus Nr. 16 am Altheimereck mit seinem altertünilichen hohen Giebel gewesen, das aber im Juni 1875 als gänzlich baufällig abgebrochen und an seiner Stelle ein neues, stattliches Gebäude errichtet wurde, wodurch zugleich in dieser Straße, deren in mehreren Ecken und Winkeln vorspringende Häuser sich bisher unschön darstellten, eine künftig gerade Baulinie begonnen werden konnte. Das zweite dazu gehörende Haus Nr. 15. war das »Elendnonnenhaus« und beide wurden von der zur Pfarrei von U. L. Frau zählenden »Bruderschaft der Elenden« (confrateenium exulum) besorgt. Diese »im Althaiin« befindliche Pilgerherberge nannte man zum Unterschiede von der am Dreifaltigkeitsplatze bestehenden am »oberen Elend«. Der Name kommt in den Sal- und Grundbüchern der Stadt, sowie noch in den Münchner Tageblättern des 17. und 18. Jahrhunderts häufig vor. Der Armen- oder »Elendfreithof« aber lag auf der sogenannten Hofstatt.
74. Bergsteig. am. Zieht sich vom Nokherberg in der Au auf dem hohen Isarrande bis gegen die Giesinger Pfarrkirche. Dieser Fußpfad gehörte einst teilweise zur »Lohe«, seine schon früher übliche Benennung ist seit 7. März, resp. 1. April 1856 amtlich.
168. Am Feuerbächl.Befindet sich zwischen der Rottaw-, Gutenbach- und Ohlmüllerstraße im südlichen Teil der Au. Als die Verschönerungen in der Vorstadt Au zu Anfang dieses Jahrhunderts immer dringender wurden, ließ der dortige Landrichter Franz Xaver Steyrer vor allem die Hauptstraße verbessern. Neben derselben zog sich ein Graben hin, worin das Abwasser stehen blieb und faule Dünste verbreitete. Diesem Uebelstande half Steyrer dadurch ab, daß er 1806-07 einen Kanal graben ließ und so das stagnierende Wasser in die Isar ableitete, wodurch noch der weitere Vorteil entstand, daß jenes bei einer Feuersbrunst angestaut, zum Löschen gebraucht werden konnte. In dieser Weise möchte die von den Bewohnern gebrauchte Benennung der Lokalität zu erklären fein, welche dann seit 10. Juli, resp. 1. September 1857 amtlich ward.
197. Gänsbühel.Liegt zwischen der Sendlingerstraße und
dem Oberanger und wird durch die Schmidstraße mit ersterer verbunden. Selbst die in der Stadtgeschichte wohl bewanderten Schriftsteller zu Ende des vorigen Jahrhunderts wußten schon die gewiß
rein lokale Entstehung des alten Namens nicht mehr zu erklären.
Da das altdeutsche bühil-Bühl einen kleinen Hügel bedeutet, wird
wahrscheinlich einstens ein Gänsehändler eine dortige Bodenunebenheit
bewohnt haben, oder diese der Weideplatz von Gänsen gewesen sein.
205. Gasteig, am.Beginnt außerhalb der Zweibrückenstraße und zieht sich, die sogenannten Gasteiganlagen bildend, in nördlicher Richtung gegen das Maximilianeum. Gasteig, Gasta, Gaster auch Gachsteig bezeichnet in alten Büchern einen jähen, »gähen«, steilen Weg oder Steig, meist Hohlweg, der auf eine Anhöhe, besonders auf die eines hohen Flußufers führt, wie es hier der Fall ist, wo jetzt die breite Straße am Gasteig zur Wiener·, Prehsing- und Kellerstraße auf dem rechten Isarufer hinaufführt. Das einstmalige Leprosenhaus zur Heilung der Sondersiechen soll schon aus dem Jahre 1253, also aus der Zeit Herzog Ludwig des Strengen stammen *), urkundlich sicher geschieht jedoch der »Leprosen aus dem Gasteig (in Gastagio) **) bei München« erst 1295 Erwähnung Die alte Kapelle ist längst verschwunden, die gegenwärtige Kirche gehört der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Das Nikolaispital für die Unheilbaren mußte 1861 den 1857 begonnenen Anlagen weichen, und kamen die Kranken einstweilen in das frühere Irrenhaus in Giesing (s. Balaiistraße), zu Anfang Oktober 1877 aber in den Nebenbau neben dem Krankenhause r. d. Isar. Die städtische Versorgungsanstalt für Arme ward 1796 auf den Gasteig verlegt, woselbst sich seit 1763 das astronomische Observatorium befand, das sich selbst an der Stätte des einstmaligen »Schneeweißenburg-Schlössels«, genannt die »Schwauenburg«, erhob. Das heutige palastähnliche Pfründnergebäude ließ der Magistrat 1861-62 erbauen. Die prächtigen Gasteigberg- oder Maximilians-Anlagen, welche sich sowohl südlich als nördlich vom Maximilianeum erstrecken, werden dortselbst durch einen tiefen, früher Brunnthal (s. Brunnthal) genannten Graben getrennt und wurden in der zweiten Hälfte der 1850er Jahre unter König Maximilian II., von Effner in gelungener Weise an Stelle sterilen Terrains und abschüssiger Kieshalden angelegt. Dieselben setzen sich, etwa in der Mitte durch die von der Luitpoldbrücke heraufziehende Straße durch- schnitten, isarabwärts bis zum Bad Brunnthal fort, wo sie mit dem englischen Garten in Verbindung stehen.
*)Oberbayer. Arch. XIII. 72.
**) Oberbayer. Arch. XI, 224.
213. Glockenbach, am.Zieht von der Müllerstraße, unweit des Sendlingerthorplatzes, an der Ostseite des südlichen Friedhofes vorüber bis zur Kapuzinerstraße nächst der schmerzhaften Kapelle. Der große Isarkanal, welcher östlich des alten (südlichen) Friedhofes hin- läuft, in dessen Nähe sich schon 1454 das Glockengußhaus befand und an dem auch die »obere Lände« eingerichtet ist, gab seinen Namen der mit ihm parallel ziehenden Straße.
219. Gottesackerweg.Beginnt am Areale des ehemaligen,
1817 angelegten und 1876 aufgegebenen, Giesinger Friedhofes zieht
längs der Nordgrenze desselben hin und endet an der Tegernseerlandstraße. Er gehörte früher zur ,,Feldmülleranlage« und zur »Tegernseer Landstraße.« Der schon ältere Name ward am 7. März resp.
1. April 1856 amtlich.
224. Gries, am.Bildet die Verlängerung der äußeren Isarstraße und zugleich das nördliche Ende des Lehels. Das Wort hat hier die Bedeutung von Kiesgeschiebe oder sehr grobem Sande (altdeutsch greoz, grioz — Ufersand), auf welchem der nördlichste Teil des Lehels erbaut ist. Der obere Teil des Gries hieß früher »Schanzel«; eine Bierwirtschaft dortselbst trägt noch diesen Namen.
350. Kostthor, am. Der Platz vor dem Cafe Roth an der Südseite der Maximilianstraße, der Marstallstraße gerade gegenüber. Das Kostthor, von Kaiser Ludwig dem Bayern erbaut, hieß wahrscheinlich bald nachsfeiner Entstehung, jedenfalls aber seit 1389 urkundlich »Graggenauerthor«, weil nämlich mit dem Beginne der Befestigungslinie von 1319 das Graggenauerviertel (s. Platzl) teilweise zum Stadtinnern gezogen ward. Schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts, wo die Graggenau das hauptsächlichste Gebiet für Gemüsezucht (Wurzgärtnerei) bildete, und sich auch die herzoglichen Wurzgärten dort befanden, entstand die Benennung »Wurzerthor«. Eine Persönlichkeit Namens Wurzer wird urkundlich schon 1384 genannt *) und hat auch in Volckmers (1613) und Merians (1644) Plänen das Thor den Namen »Wurzerthor«. An diesem Thore wurde täglich das von dem Patrizier Martin Riedler, Mitglied des inneren Rates, am Freitage vor Judica in der Fasten (28. März) 1449 gestiftete »reiche Almosen« an sechs Arme, anfänglich jedoch nicht in Geld, sondern in Naturalien verteilt (s. Riedlerstraße). Unter der Verwaltung des Magistrats lind durch verschiedene Wohlthäter vermehrten sich allmählich die Mittel für eine größere Anzahl von ausgespeisten Dürftigen, und so entstand der Name ,,Kost-« oder »Brodthor«, welcher in den gleichzeitigen Salbüchern oft vorkommt. Die Benennung blieb, obgleich zuletzt das Almosen selbst aus den Frauenfreithof übertragen wurde. Durch das Kostthor wollten die patriotischen und tapferen Oberländer-Bauern, der getroffenen Verabredung gemäß, während der Christnacht von 1705 in die Stadt dringen, um die feindlichen Oesterreicher zu vertreiben Im 17.Jahrhundert hatte man den, später als Schuldnergefängnis (Schuldturm) benützten »Neuturm« an das Kostthor angebaut (s. Nenturmstraße). Beide erfuhren bei Anlage der Maximiliauftraße noch Schonung, teilten jedoch 1872 das Schicksal des Angerthores. Die letzten Steine des Kostthores verschwanden endlich nach Vollendung der Neubauten rückwärts des Hosbräuhaus-Areales im September 1879, Ein Teil der Lokalität ,,am Kostthor« gehörte früher zur ,,Marstallstraße«. Das ehemalige »Kostthorgäßchen« ist schon bei Beginn der Erweiterungsbauten in der Umgebung des Thores aufgegangen. Im November 1869 stellte der Magistrat den alten Namen ,,am Kostthor« wieder her.
*) Wolf, Urkundliche Chronik don München Il, 362: Mon. boio. 20, pag. 18; Jahrbuch der Münchener Geschichte-, 4. Jahrgang 226.
379. Am Lilienberg. Zweigt vom Gasteig südlich ab und
zieht sich parallel mit der Lilien- und Hochstraße in der Au bis zum
Landgerichts-Gefängnis. Derselbe, früher »Gaisberg« genannt, trägt
seinen Namen unverkennbar symbolisch mit Beziehung auf den Kult
der unbefleckten Jungfrau, der auf jener Höhe mit Vorzug gepflegt
wurde. Johann Max von Alberti, Bürgermeister von München und
dessen erste Gemahlin Maria Franziska, geborne Prielmayr, wollten
auf der Anhöhe neben der Gaisreiter’schen Kapelle ein Klösterchen für
einige Jungfrauen gründen *). 1693 wurde der erste Stein hiezu
gelegt, 1696 war es vollendet. In der Folge baute er dort auch
eine Kirche in Form einer Rotunde, der ullbefleckten Empfängnis
Mariens geweiht, welche 1705 die Konsekration erhielt. 1715 zogen
Benediktiner-Nonnen aus dem Kloster Niedernburg zu Passau auf den
Lilienberg, wo vorher Paulanerinnen wohnten (s. Lilienstraße), ein
und wirkten dort bis zur Aufhebung ihres Stiftes 1803. Die Vermutung, daß dieselben in ihrem Garten Lilien pflanzten, kann auch
neben der obigen Erklärung des Namens aufrecht bleiben. Die Amtsgebäude am Lilienberge (Bezirksamt München r. d. J. und Landrentamt München) waren früher ein Nonnenkloster, die anstoßende
Fronfeste eine Kirche. Als am 25. Juli 1808 die Au offiziell zur
Vorstadt Münchens erklärt wurde, erhielt sie eine dreifache silberne
Lilie über drei grünen Hügeln in das Wappen.
*)Vgl. J. Burgholzer S. 384 ff. Und Geschichte sämtlicher Kirchen
von Matthias Anders, S. 89.
442. Mühlbach, am. Zieht vom Beginne der Bergstraße am rechten Ufer des Auer Mühlbaches zur Nockerstraße unfern des Eisenbahnviaduktes. Die Erklärung liegt in der Bezeichnung selbst, die seit 7. März, resp. 1. April 1856 amtlich ist. Der Mühlbach hieß ursprünglich Auerbach und ward vom Herzog Wilhelm V. ungefähr 20 Fuß breit und 6 Fuß tief bei Harlaching aus der Isar durch die Au geleitet. Seinen jetzigen Namen führt er erst seit Ende des vorigen Jahrhunderts.
450. Neudeck, am. Zieht von der Ohlmüllerstraße hinter
dem Zuchthause den Auermühlbach entlang und ist durch einen Steig
mit Treppe mit der Hochstraße und durch eine Zufahrtstraße mit dem
Mariahilfplatze verbunden. Die herzogliche Villa Neudeck (schon
1416 war hier die »Neydegker Mahlmühle« in Gang), die vielleicht
mit der 1480 genannten »neuen Beste in der Au« identisch ist, bestand als Jagdschlößchen jedenfalls unter Herzog Wilhelm IV.
(1508—1550)· Der Name deutet auf einen mittelalterlichen Herrensitz
»Nidegge«. Herzog Albert V. (1550—79) erweiterte die Besitzung
zu einem Lustschloß nebst Hofgarten; dessen Sohn Wilhelm V.
(1579—97 resp. 1626) gestaltete dieselbe, seiner Gemütsrichtung entsprechend, zu einer großartigen Einsiedelei um, ohne darum den
Freuden des Weidmanns zu entsagen· Da begab es sich am
16. Sept. 1616, daß bei der Schweinsjägd im Forste von Grünwald ein Keuler auf ihn losstürzte; nur den herbeieilenden vier
Zimmerleuten, die für die Spießmühle Holz fällten, gelang es, den
wilden Eber mit ihren Aexten zu erlegen und das Leben des hohen
Herrn zu retten. Statt einer Gnade erbat sich Josef Gaißreuter
die Genehmigung eines Vereins zur Unterstützung verunglückter Handwerksgenossen oder deren Familien, und sofort traten 85 Zimmerleute bei. Als nun das unglückliche Jahr 1705 die Oberländer
rechts und links der Isar gegen die Hauptstadt heranführte, versammelte
der Zimmermeister Gelb, wahrscheinlich als Vorstand, nachdem er
schon längere Zeit mit den Anfständifchen Verabredung gepflogen,
die Mitglieder zwei Tage vor Weihnachten im Neudeckergarten, ihrer
Herberge, und eröffnete mit begeisterter Anfprache den Angriffsplan
mit dem Ausrufe, als gute Bayern sich zu beteiligen. Und siehe da!
alle Mannen, 96 an der Zahl, schwuren unter heiterem Sternenhimmel den feierlichen Eid auf Leben und Tod, sogleich in den
Kampf einzutreten. Gelb übernahm die Führung. Tag und Nacht
wurde nun zur Herrichtung der Waffen verwendet, in ihrer Herberge
selber insgeheim eine Schmiede ins Werk gesetzt. Als nun in der
heiligen Nacht die Hochländer in Giesing herabstiegen, schloß sich
männiglich ihnen an, auch thaten viele Maurer mit- *) Den Neudecker Garten mit seinem Walddickicht, seinen Wasserfällen, Felsenhöhlen, Einsiedeleien und Fischwassern hat der Jesuit Johannes
Bisselius besungen.**) Am 3. Juni 1628 erfolgte die kirchliche
Trennung der bisherigen Filiale ,,Giesing-Au« von Bogenhausen,
indem die Au zur selbständigen ,,Pfarrei Neudegg« erhoben ward.
Kurfürst Ferdinand Maria überließ Neudeck 1660 den Paulanern.
Bei der Auflösung des Klosters der letzteren (s. Paulanerplatz) kam
der Garten in Privatbesitz und erhielt die Bezeichnung »Neudeckergarten.« Der alte Name ist am 10. Juli, resp. 1. Sept. 1857 in
das amtliche Straßenverzeichnis aufgenommnen worden.
*) A. Schmid, Geschichte des Bruderbundes der Auer Zimmerleute
München 1832. P. Magnus Sattler, Prior von Andechs, im Bayer. Kurier
1. Mai 1879.
**) Monatsschrift des hist. Vereins, Januar 1894, S. 7.
457. Nockherberg, am. Ist die Verlängerung der Ohlmühlerstraße nächst dem Zuchthause in der Au und zieht zur Hoch- und
Tegernseerlandstraße empor. Ein auf der Höhe zwischen der Au und Giesing dort stehendes
Haus mit Garten, wo die Verlängerung der Ohlmüller- und Hochstraße sich treffen, gehörte noch zu Anfang dieses Jahrhunderts dem
Bankier Nockher und ist heute als Gastwirtschaft zum »Nockhergarten«
bekannt. Die Münchener Bürgersfamilie Nockher gehörte einst zu
den hervorragendsten der Stadt; auch die großmütigen Spenden der
Handelsleute Josef (s. Pilotybild 126) und Georg Nockher sollen unvergessen bleiben *), sie haben durch die Erbauung eines Krankenhauses
1742 ein immerwährendes Andenken sich erworben. Ihre in der
Blumenstraße (s. dieselbe) gelegene Stiftung war bis zur Erbauung
des großen städtischen Krankenhauses die einzige derartige Anstalt für
arme Kranke ; jetzt ist das Nockherhaus ein Spital für alte Dienstboten.
Vom Nockhergarten leitet sich die am 10. Juli, resp. 1. Sept. 1857
amtlich festgestellte Benennung. Der Nockherberg gehörte früher teilweise zur »ehemaligen« Fraunhoferstraße (s. Ohllnüllerstraße), teils
hieß er ehedem »Bergstraße.« Auch bei der Gründung des ehemaligen Spitales der barmherzigen Brüder vor dem Sendlingerthore
finden wir die Wechselherren Nockher unter den namhaftesten Wohlthätern **).
*) K Th. Heigel, Münchens Geschichte S. 42.
**) Oberb. Archiv XXIX, 279, 301.
464. Oberwiesenfeld.Liegt zwischen Dachauner- und Schleißheimerstraße. Üeber diese Benennung schreibt Burgholzer im Jahre 1796 (S. 449): »Unter den neuern mit einem sonderheitlichen Namen ausgezeichneten Kulturanlagen ist vorerst ,,Wiesenfeld« begriffen, ein außer dem Karlsthor an den Gränzen des Burgfriedens eine Viertelstunde an der Dachauerstraße entlegenes Anwesen des kurfürstlichen Hofkammer- und Kommerzienrates Dominikus von Schwaiger. Selbes liegt auf einer Anhöhe des Neuhauserberges, welche östlich die schönste Aussicht der Stadt gewährt, war ehemal ein durchgehends unfruchtbarer öder Sandhügel, worauf eine Ziege nicht für 3 Tage Futter gefunden hätte, besteht in 25 Tagwerk Gründen, die sämtlich von dem Neuhauser Gemeindegrnud an in den Burgfrieden stoßen, von denen 3 Tagwerke zu einem Garten bestimmt sind, darin sich ein Okonomiegebälld mit dem zuerst im Jahr 1790 daran geballten Stadel nebst einem Pferd- und Kühestall, dann ein Glas- und Treib- haus in Verbindung mit einer Gärtnerswohnung nebst Waschhause, auch einer Bienenhütte und einer Wagenschupfe befinden. Der Garten selbst ist mit 1500 Obstbäumen der besten Gattung aller Art, deren die meisten schon Früchte tragen, dann mit mehreren Spargelbeeten und Melouenkästen besetzt, wovon jährlich mehr denn 400 Stück, und zwar der erhabenen Lage wegen um 3 Wochen früher, denn anderwärts, reifen. Um die Früchte vor den rauhen Nordwinden zu schützen, legte der Eigentümer wohlbedächtlich zur nördlichen Seite ein Tannenwäldchen an. Die Feld- und Wiesgründe voll den übrigen 22 Tagwerken liegell gut kultiviert um den Garten herum und lohnen dem Eigentümer sein mit vielen Beschwerlichkeiten und Hohn der Kulturfeinde, aber nichts desto weniger ausgesführtes Unternehmen . Schon von dem Jahre 1780 hat auf eben dieser Gegend der verstorbene Weingastgeb Albert durch Anlegung neuer Acker den ehemaligen öden Platz, in Volmers Plan 1613 der »Rennweg« genannt, ganz verschwinden gemacht. « Aus dem ,,Maßmanuplatze«, der vorher »Wiesenfeldplatz« hieß, steht ein, wie die Inschrist besagt, im Jahre 1892 renovierter Obelisk, aus welchem folgende Worte zu finden sind, die über den Kulturzustand und die Entstehung des Namens Aufschluß geben, und zwar auf der einen Seite: »Hier siehst Du, was ehemals Isar-Rinnsal war«, auf der anderen Seite befinden sich nachstehende Verse: »Hier wuchs einst keine schöne Blume Hier blühte nie ein Apfelbaum Es war durchaus ringsumher Ein öder fichtenloser Raum, Er wagte sich mit Muth daran Bald wurden Sand und Stein zu Feld Bald wuchs ein Garten auch herum Und so entstunde ,,Wiesenfeld.
23. Amalienftraße. Zweigt von der Glückstraße in nordöstlicher Richtung ab, schneidet die Theresien-, Schelling- und Adalbertstraße und mündet in die Akademiestraße. Sie trägt den Namen von der bayerischen Prinzessin Amalie, geb. zu München 13. November 1801, gest. zu Dresden 8. November 1877, einer Schwester des Königs Ludwig I., welche an den im Jahre 1873 verstorbenen König Johann von Sachsen vermählt war; sie ist die Mutter des jetzt regierenden Königs Albert von Sachsen. Auch ihre Zwillingsschwester Elisabeth trug eine Königskrone. (s. Elisenstraße). Die Straße trägt ihren Namen seit 1. Dezember 1812 und hieß vom 21. November 1808 bis dahin »Freudenstraße«, damals jedoch nur von der Theresien- bis zur Löwen- (jetzt Schelling-) Straße reichend.
Das Schulhaus wurde im Jahre 1887 vom Stadtmagistrat erbaut.
24. Ampfingftraße. Zieht an der südöstlicher Grenze Haidhausens von der Rosenheimers zur Berg am Laimstraße. Bei Mühldorf liegt das Dorf Ampfing; hier wurde im Jahre 1322 den 28. September durch eine große Schlacht der achtjährige Streit um die deutsche Kaiserkrone zwischen Friedrich dem Schönen von Oestersreich und Ludwig dem Bayern zu Gunsten des Letzteren entschieden. *) Der Sage nach verteidigten in derselben die Münchener Bäckerknechte Ludwig, als sein von Pfeilen durchbohrtes Roß unter ihm zusammenstürzte, gegen die andringenden Oesterreicher und retteten ihm so das Leben. Die Bäckerinnung oder »Bäckerbruderschaft« durfte infolge davon auf ihrer Standarte den kaiserlichen Adler tragen. Von nun an wurde Ludwig allgemein in Deutschland als Kaiser anerkannt. Mit Umsicht und vom besten Willen geleitet nahm er sich um die Regierung des zerrütteten Reiches an. Großes wollte er erreichen, aber der Wankelmut der Kurfürsten und die Ränke der auswärtigen Feinde Deutschlands-, besonders des nach der Kaiserkrone strebenden Königs von Frankreich, vereitelten Ludwigs Unternehmungen. Wie am Anfange seiner Regierungszeit, so erstand ihm auch am Ende derselben wieder ein Gegenkaiser. Aber mitten in den Vorbereitungen zu dessen Bekämpfung starb Ludwig der Bayer 1347. Die Straße trägt ihren Namen seit 3. Aug. 1876, resp. 1. Jan. 1877.
*) Siehe Freskogemälde unter den Arkaden des Hofgartens: V l. Riesler Geschichte von Bayern Band II.
354. Kreppe, an der.Ein in Haidhausen von der südlichen Hälfte der Skellstraße, dem Wienerplatz und einem Teil der äußeren Wienerstraße begrenzte Vertiefung, zu der man vom Ende der Praterstraße her gelangt. Von dem Provinzialismus »Greppe« (s. Schmeller’s bayerisches Wörterbuch) abgeleitet, was einen vom Wasser ansgespülten Graben bedeutet, der auch zum Fahrweg dient; also ist „in“ oder „an der Greppen“ so viel als »in« oder „an eitler Sandgrube, einem Hohlweg“. Die kleinen Wohnstätten Haidhausens, welche jene Bezeichnung tragen, sind auch in ähnlicher Weise entstanden. Der ältere Name wurde am 7. März, resp. 1. April 1856 amtlich.
28. Angerthorstraße. Verbindet zunächst des südlichen Pavillons der Schrannenhalle die Blumenstraße mit der Müllerstraße. Der Angerturm wird schon 1319 urkundlich genannt; die beiden an dem äußeren Ring der Stadtmauer sich lehnenden halbrunden Türme waren ähnlich wie beim Sendlingerthor, wurden aber erst später (1398) erbaut. Der hier überbrückte Stadtgraben wurde 1850 beim Bau der Schrannenhalle eingeküllt, während ein Teil der zum Schifferthor (s. Blumenftr.) führenden Stadtmauer noch heute steht, der innere Hanptturm wurde 1851 abgerissen. Die Beseitigung des östlichen der beiden Nebentürme erfolgte im Oktober 1869 und im Mai 1871 brach man den westlichen nebst der anstoßenden alten Stadtmauer ab. Während des Vierherzogenkrieges (1397—1403), als München von den herzoglichen Brüdern Ernst und Wilhelm belagert ward, schloß und vermauerte man das Angerthor, und öffnete es ungeachtet des wiederhergestellten Friedens während vier Jahrhunderten nicht mehr bis zum 25. Oktober 1806.
Die heutige Straße ist schon 1823 hergestellt worden, zählte aber früher zur »Müllerstraße« und hat ihren jetzigen Namen, der das Gedächtnis an das »Angerthörl« erhalten soll, seit 1.Dez.1873, resp. März 1874.
32. Arcisstraße. Beginnt an der Sophienstraße gegenüber dem Hauptportale des Glaspalastes, wird von der Karl-, Brienner-, Gabelsberger-, Theresien-, Heß- und Schellingstraße geschnitten und zieht an der Ostseite des nördlichen Friedhofes vorüber zur Adalbertstraße. Zur Erinnerung an die Schlacht bei Arcis sur Anbe, 20. und 21. März 1814, an der die Bayern unter Feldmarschall Wrede das V. Armeekorps der alliierten Armee, die schon bei Brienne und Bar sur Aube tapfer gekämpft hatte. bildend, rühmlichen Anteil hatten· 10 Tage darauf zogen die Verbündeten in Paris ein. Am 7. April unterzeichnete Napoleon I. seine Abdankungsurkunde. Diese Straße wird seit 2. März 1826 auf Befehl König Ludwig I. so genannt und hieß vom 21. Nov. 1808 bis 1. Dezember 1812 je nach ihrer Entwicklung »Amalienstraße« (vom botanischen Garten bis zum Königsplatz), »Ludwigstraße« (vom Königsplatz bis zur Theresienstraße) und »Maistraße« (von der Theresienstraße an nördlich). Die hierauf folgende Gesammtbenennung »Friedrichstraße« erhielt sie zum Gedächtnis an den Pfalzgrafen Friedrich Michael von Birkenfeld-Zweibrücken und Rappoltstein, den Vater König Maximilian 1. Bemerkeuswert ist das Chemische Laboratorium, dessen älterer Teil im Jahre 1812 nach Franz Thurns Plan, der Neubau nach von Liebig’s Angabe vom Oberbaurat von Voit sowie das Polytechnikum, Hausnummer 11, welches von G. v. Neureuther im Hochrenaissancestil in den Jahren 1865—1868 erbaut wurde.
33, Arcostraße. Zieht vom südlichen Beginn der Barerstraße zum Glaspalaste in der Sophienstraße Ungefähr am Beginn derselben an der Barerstraße befand sich bis 1860 das unscheinbare Palais des Grafen Ludwig von Arco, geb. in München 30. Jan. 1773, gest. dortselbst 21. August 1854. Er gehörte einem besonders um das bayerische Fürstenhaus, aber auch um die Armee wohlverdienten, aus Südtyrol stammenden, adeligen Geschlechte an und war Obersthofmeister der Kurfiirstin Marie Leopoldine, Erzherzogin von Oesterreich-Este, der zweiten Gemahlin Karl Theodors, mit der sich Arco 14. November 1804 morganatisch vermählte. Dieser Ehe entsprossen zwei Söhne, die nachmaligen Grafen Alois Arco Stepperg und Maximilian Areo Zinneberg· Nach seinem Tode ging das Palais, welches vor sich üppig grüne Wiesen und eine herrliche Kastanienallee, rückwärts einen großen hübschen Garten hatte, durch Kauf an den landwirtschaftlichen Zentralverein über. Die Straße führt ihren Namen seit 17. November 1862.
Z. E. an Aventinus, eigentlich Johannes Turmair ***) gemäß der Sitte seiner Zeit nach der latinisierten Namensform seiner Vaterstadt Abensberg a. d. D. (Aventiunm) genannt· Derselbe war aus- gezeichneter Humanist und Historiker des 16. Jahrhunderts; geboren 4. Juli 1477, studierte seit 1495 zu Jngolstadt, Wien, Krakau und Paris, ließ sich 1507 zu Ingolstadt nieder, ward 1509 Hofmeister der Prinzen Ludwig und Ernst von Bayern, begleitete letzteren 1515 und 1516 auf einer Reise durch Jtalien und übernahm nach seiner Rückkehr das Amt eines bayerischen Geschichtsschreibers. Seine freimütigen Aeußerungen über kirchliche Mißbräuche zogen ihm den Haß der Geistlichen zu und veranlaßten 1528 seine Gefangennehmung, die nur auf Verwendung des bayerischen Kanzlers L. v. Eck wieder auf- gehoben wurde. Seitdem lebte Aventin teils zu Abensberg, teils in Regensburg, wo er 9. Januar 1534 starb. Im Jahre 1861 ist ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet worden. Seine Hauptwerke sind die Annales Bojorum und deren populäre Bearbeitung in deutscher Sprache, die »Chronika«. Eine Gesamtausgabe von Aventins Werken in 5 Bänden veranstaltete die bayerische Akademie der Wissenschaften 1880—84. Seine i. J. 1826 von Ferdinand Pallarich aus Dresden in Rom verfertigte Büste befindet sich in der Ruhmeshalle. Die Straße trägt seinen Namen seit 18. März 1887 und wurde bei den Erwägungen hervorgehoben, daß Aventin dem bayerischen Volke unter diesem Namen wohl bekannt sei und daß hienach die Bezeichnung »Turmairstraße« ihren Zweck zum Teil verfehlen würde.
*) Vgl. Bayerische Bibliothek 10. Band; Stumpf, deukwürdige Bayern, S. 77
34. Arndtstraße. Geht von der Auenstraße — unweit der Wittelsbacherbrücke — an der Palm- und Pesenbachstraße vorüber zur Geierstraße. Zur Erinnerung an Ernst Moritz Arndt, geboren 26. Dezember 1769 zu Schoritz auf der damals noch schwedischen Insel Rügen, gestorben 29. Januar 1860 zu Bonn. Arndt war, obgleich geborner Schwede, deutscher Patriot durch und durch, seine Schriften kennzeichnen ihn als entschiedenen Gegner Frankreichs Aus den Zeiten der Befreiungskriege stammen die schönsten seiner Lieder, die Kriegs- und Vaterlandslieder, in welchen er sich den großen Dichtern aller Zeiten anreiht. Die Straße hieß früher »Pechstraße« und führt Arndts Namen seit 3. Juli 1888.
35. Arnulfstraße. Beginnt an der Nordwestecke des Bahnhofplatzes und zieht sich an der Nordseite des Centralbahnhofes entlang zur Maillingerstraße und von da östlich zum südlichen Ende der Spatentraße. Zur Ehrung Sr. K. Hoheit des Prinzen Arnulf von Bayern, dritten Sohnes des Prinzregenten. geboren zu München den 6· Juli 1852.
Früher trug diese Straße den Namen ,,Salzstraße" . Bekanntlich verdankt München seine Entstehung dem Umstande, daß Herzog Heinrich der Löwe die Brücke bei Föhring zerstörte, eine. solche bei München erbauen ließ, und so die Salzhändler zwang, ihren Weg aus dem salzreichen Süden nach dem salzärmeren Norden zu nehmen« Bald wurde München ein Hauptort für den Salzhandelz es. wurden sogenannte Salzstädel gebaut, in welchen man das in Scheiben ankommende Salz behufs Weiterversendung aufstapelte. Solche Salzstädel gab es von 1407 auf dein jetzigen Promenadeplatz, in den Jahren 1778 und 1780 wurden sie vor das Neuhauser- oder Karlsthor verlegt, mußten aber 1857 bei Anlage des ehemaligen Ostbahnhofes, des jetzigen nördlichen Flügels des Zentralbahnhofes weichen. An sie erinnerte nur mehr der Name der an diesem Gebäude vorbeiführenden Straße und die dort gestandene ,,Salzstadelkaserne . Mit ihrem Verschwinden ging wohl das letzte Andenken an jene Veranlassung, welcher München sein Entstehen und Aufblühen verdankte, am immer dahin!
Um 1300 wurde die öffentliches Richtstätte vom Markt- (Schrannen-) Platze außerhalb der Stadt vor das Neuhauser-Thor auf den Umfang des sogenannten „Unserer lieben Frauenfeldes“ verlegt *), wobei man jedoch Galgen- und Köpfstätte trennte (s. Landsbergerstraße). Die Köpfstätte, oder in dem im Jahre 1613 erschienenen Stadtplan von München „Hauptstat“ genannt, eine gemauerte Terrasse, befand sich an der äußeren Schützenstraße, dort, wo jetzt der Vorderbau des ,,ehemaligen« Ostbahnhofes ist und gerade vor der Front der einstigen Salzstädel. Wegen Erbauung dieser demolierte man die Köpfstätte, und wurden nun die Enthauptungen außerhalb derselben weiter westlich, wo sich die Arnulf- und Spatenstraße schneiden, auf einer hölzernen Blutbühne vollzogen, bis die öffentlichen Hinrichtungen ganz aufhörten und die Todesstrafe mittels des Fallbeiles im Hofe der Frohnfeste zum Vollzug kam. Die Straße tragt den Namen des erlauchten Prinzen seit 9. Oktober, resp. 4. Februar 1890.
*) Oberbaver. Archiv XXXI. 231.
38. Artillertestraße. Verbindet die Hübnerstraße mit der Kasernstraße in Neuhausen. Benannt mit Rücksicht aus die- nahe Maximilian II. Kaserne, in welcher die beiden hier garnisonierenden Artillerie-Regimenter untergebracht sind. Die Straße trägt ihren Namen seit 12. November 1892, resp. 17. April 1893
39. Asamstraße. Beginnt an der Ohlmüllerstraße im tiefliegenden nordwestlichen Teile der Au, läuft parallel der Frühlingstraße, wird von der Boos- und Albanistraße geschnitten und endet an der Schlotthauerstraße. Zur Erinnerung an die Brüder Cosmas Damian (Pilotybild 55) und Egid Quirin Asain (Pilotybild 56) berühmte Künstler; ersterer geboren zu Benediktbeuern 18. September 1686, gestorben 11. Mai 1742 (nicht 1739) zu München, studierte in Rom unter Ghezzi und bildete sich zu einem der gewandtesten und charakteristischen Nachahmer der italienischen Barockmalerei, feinen Hauptruhm verdankt er der Freskomalerei. Blühendes Kolorit, kecker Pinsel und gewandte Gruppierung bezeichnen seine Kunstweise. Eine Unzahl Kirchen und Klöster inner- und außerhalb Bayerns hat er mit Gemälden versehen, so in München, Freising, Jngolstadt, Regensburg, Schleißheim, Fürstenfeldbruck, Prag, Jnnsbruck, Maria Einsiedel it. a. O. Das Schlößchen Maria Einsiedel bei Thalkirchen erbaute er für sich und schmückte es mit Malerei.
Egid Quirin, geboren 1. September 1692 zu Tegernsees *) gestorben 29. April 1750 zu Mannheim, war Bildhauer und Stukkator. Das berühmteste Werk der beiden Brüder ist die kleine St. Johanniskirche in der Sendlingergasse zu München **), die von Egidius von 1733—1746 auf eigene Kosten erbaut wurde. Beide wetteiferten, dieselbe mit Stukkaturarbeiten und Malereien auszuzieren. Sie macht darum einen glänzenden, aber auch überladenen Eindruck.
Auf der Tafel der Wohlthäter im Allgemeinen Krankenhause steht 1850 Franziska Asam, Hofchirurgenswitwe mit einer Stiftung von 25522 Gulden. In den Jahren 1811—1813 lebte in dem an Stelle des Klosters der barmherzigen Brüder von Dr. Haberl neuerbauten Krankenhause ein barmherziger Bruder Namens Asam, der nach Auflösung seiner Genossenschaft heiratete und als tüchtiger Chirurg selbst den Hoftitel erwarb. ***) Der Name der Straße besteht seit 3. Aug. 1876, resp. 1. Januar 1877.
*) Dr. Karl Trantnianii, hist. und archäologische Mitteilungen. Monatsschrift des hist. Vereins von Oberbayern, November 1893, S. 122 n. ff.
**) Vgl. L. Gemminger Die Geschichte der Kirche zum hl. Johannes Nepomuk, München 1877.
***) Sammler Jahrg. 1883 Nr. 36 S. 3
40. Astallerstraßr. Führt westlich der Trappentreustraße
parallel derselben von der Landsbergerstraße zur Riedlerstraße.
Die Astaller waren ein altes Münchener Patriziergeschlecht. Dieselben erscheinen im XIX. Jahrhundert als Bürgersgenossen, und im XV. Jahrhundert als Ratsmitglieder zu München. *) Von ihrem Kunstsinn spricht heute noch ein um 1395 gemaltes Glasfenster der Altöttinger Kapelle in der Kirche zu U. L. Frau. **) Der Name der Straße besteht seit 12. Nov. 1892, resp. 17. April 1893.
*) Oberbayer. Archiv Xl, 63; Lipowsky, Urgeschichte I, 219.
**) Oberb· Archiv Xll, 243; Mayer Anton, Begleiter durch und um U. L. Fr. Dom- und Pfarrkirche zu München S. 54. Mayer Josef, Münchener Stadtbuch S. 47.
41. Auenstraße. Zweigt von der Frauenhoferstraße nächst der Reicheiibachbrücke ab und führt isaraufwärts an der Westermühl-, Baum-, Klenze-, Arndt- und Baldestraße vorüber und in die Kapuzinerstraße beim Baldeplatz überschreitend zu den oberen Jsaranlagen.
Die Auenstraße zieht aufwärts des linken Jsarufers in die zu lieblichen städtischen Anlagen verwandelten Jsarauen. Ein Teil dieser Straße hieß früher »obere Isarstraße«, »Wasserstraße« und »Baumstraße«: ihren heutigen Namen hat sie seit 1. Dezember 1873 resp. März 1874.
42. Auerfeldstraße. Bildet die Verlängerung der Ackerstraße in der nordwestlichen Ecke der Au und zieht an der Kreisirrenanstalt vorüber zur Balanstraße. Der Name ist seit 7. März, resp. 1.April 1856 amtlich. -- Au (althochdeiitsch 0uwa. 0we, auch Anwa, 0uwe, Awe und Awa) bedeutet eine Jnsel oder Halbinsel, welche ein Fluß durch feine Arme bildet, oder überhaupt Wiesenland am Wasser. Während die Au westlich immer vom Hauptbette der Jsar begrenzt war, hatte sie ostwärts sicher einen kleineren Arm des Flusses, wie sich ja noch jetzt in dieser Richtung ein Kanal, der Auer-Mühlbach, hinzieht. Daß die heutige Au schon in vorchristlicher Zeit betretbarer und wohl auch wohnlicher Grund gewesen, ist zwar nur eine Vermutung, die sich auf verschiedene Römermünzen gründet. die man daselbst gefunden. Allein es nötigt auch nichts, sogar wenn man die durch den Fluß stets gefährdeten Niederlassungen erwägt, das Entstehen der Au«als Ansiedlung oder Ortschaft weit unter die Anfänge der Stadt München herabzudrücken, wie es bisher vielfach geschehen. Im Beginne des 15. Jahrhunderts bauten sich edle Familien, wie die Preysing und Haslang, in der Au Landhäuser mit Gartenanlagen und zu Ende des 17. Jahrhunderts finden sich auch schon größere Wohnstätten auf der Höhe· Die erte Dult in der Au war am 6. Oktober 1796.
43. Anerkirchhofstraße Zieht von der Ackerstraße in südwestlicher Richtung zum östlichen Friedhofe. Derselbe wurde 1817 eröffnet, 1837 und 1851 erweitert und dient 1876 auch für Giesing. Die Kapelle wurde 1821 erbaut. Der Straßenname ist seit Ende 1867 amtlich.
295. Insel, auf der. Heißt der von der Zweibrückenstraße
(Ludwigsbrücke) nördlich gelegene Teil der Isarinsel, gegenüber der
alten Isarkaserne. Beim Volke heißt sie manchmal auch »Kalkinsel«,
während der nördliche Teil einer östlich gelegenen, von der Isar und
dem Auermühlbach umflossenen Halbinsel die Benennung ,,Kohlen-
insel« führt.
44. Augsburgerstraße. Verbindet westlich die Thalkirchnerstraße unweit der St. Stephan- (Gottesacker-) Kirche mit der Lindwurmstraße. Da dieselbe weder eine Beziehung auf die Stadt Augsburg hat, noch in ihr ein Hauseigentümer des Familiennamens ,,Augsburger« nachweisbar ist, so lag es nahe, an den Augsburger- Boten als Inwohner dieser Straße zu denken. Bestiminten Aufschluß hierüber gibt auch das Stadtgrundbuch nicht, doch kommt unter den ältesten Einträgen in diesem Gäßchen der Bürger und Augsburger-Bote Joseph Palmberger vor, welcher seit 12. Januar 1809 auf einem Anwesen desselben 4000 fl. Ewiggeld liegen hat und 1826 als gestorben erwähnt ist. Warscheinlich wohnte Palmberger der Augsburger Straße ganz nahe.
45. Augustenstraße. Zweigt von der Dachauerstraße nächst der Karlstraße und dem neuen Viktualienmarkte in nordöstlicher Richtung ab, .wird von der Brienner-, Gabelsberger-, Theresiens und Heßstraße geschnitten und endet an der Neureutherstraße. Diese Straße benennt sich nach der Prinzessin Auguste von Bayern, erster Tochter aus der ersten Ehe des Pfalzgrafen und nachmaligen Kurfürsten und Königs Maximilian I., der ältesten Schwester König Ludwigs I., der den Stadtteil, zu welchem die Augustenstraße gehört ins Leben gerufen hat. Geboren den 21. Juni 1788 zu Straßburg, vermählt den 14. Januar 1806 an den Herzog Eugen von Leuchtenberg, einem Stiefsohn Napoleon I., starb sie zu München den 13. Mai 1851.
Die Straße führte ihren heutigen Namen vom 21. Nov. 1808 . an zuerst nur von der Dachauer- bis zur jetzigen Briennerstraße, ihre baldige Verlängerung bis zur Theresienstraße hieß damals ,,Friedrichstraße«. Die Gesamtbenennung datiert vom 1. Dez. 1812.
46. Augustinerstraße. Verbindet den nordwestlichen Teil des Frauenplatzes mit dem Ende der Kaufinger- und dem Anfang der Neuhauserstraße, gegenüber des Einganges in den Färbergraben. Deren ganze nordwestliche Seite bildet das ehemalige Augustinerkloster· Im Westen außerhalb der Stadt dehnten sich in alter Zeit Besitzungen des Klosters Schäftlarn aus, auf welchen Feldbau und zwar vermutlich vorzugsweise Haberbau betrieben wurde, daher man diese Gegend ,,an dem Haberfelde« nannte (s. Neuhausergasse). Dort stand schon in frühen Tagen ein Kirchlein des hl. Johannes. Herzog Ludwig der Strenge erbaute nun 1281 für die Eremitenbrüder des Ordens des hl. Augustin zu jenem kleinen Gotteshause ein Klösterchen, welches anfänglich sehr klein gewesen sein mag, denn schon wenige Jahre da- raus faßte dessen Sohn, Herzog Rudolf I. der Stammler, wie aus dem Wortlaute der Stiftungsurkunde vom 4. April 1294 hervorgeht, den Entschluß, für sich und namens seines Bruders Ludwig, des nachmaligen Kaisers, den Augustinern ein neues, größeres Kloster zu bauen. Es ist wohl anzunehmen, daß dieser Bau schon längere Zeit vor Errichtung der Stiftungsurkunde begonnen worden sein wird, denn bereits unter dem 23. Mai 1294 erwirkten die Augustiner wegen Mangels der zum Fort-. und Ausbau des Klosters nötigen Geldmittel von dem Bischof Heinrich von Regensburg einen vierzigtägigen Ablaß. Die gänzliche Vollendung des Klosters und der Kirche erfolgte 1296 und am 2. Mai dieses Jahres, und zwar gleich nach der Einweihung des Chores der neuerbauten Franziskanerkirche (s. Max- Josefs-Platz) geschah auch die Einweihung der Augustinerkirche durch den Bischof Emicho von Freising. Daß die Augustinerkirche bei der großen Feuersbrunst am 14. Febr. 1327 gänzlich vernichtet worden sei, ist vollkommen irrig. Hingegen aber entstand Montag nach Georgi 25. April 1429 ein Brand, welcher das Augustinerkloster und die Kirche verzehrte. Noch war ersteres nicht völlig wieder hergestellt, als am 1. Mai 1434 mittags eine durch Mordbrenner gelegte Feuersbrunst das im Wiederaufbau begriffene Augustinerkloster samt Kirche einäscherte. Nur langsam ging nach diesem doppelten Unglück der großen Kosten wegen die Wiedererrichtung der abgebrannten Gebäude von statten; erst am 1. Oktober 1449 wurden einige Altäre der neuerstandenen Kirche durch Peter Ulmer von Gmund, Weihbischof von Freising, benediziert, und einige Zeit später die vollendete Kirche selbst konsekriert. 1458 fand man es für nötig, das Gotteshaus zu vergrößern, wie es gegenwärtig noch steht. Auch diese Kirche blieb von dem Restaurationsfieber zu Anfang des 17. Jahrhunderts nicht verschont; 1620 mußte die Gotik der Renaissance weichen. Um die Einkünfte des Klosters zu vermehren, ließ Prior Johann Baptist Inninger, ein hiesiger Patriziersohn, der sich mit anderen seiner Conventualen, als mit Agnellus Kandler und Gelasius Hieber, als gelehrtes Mitglied in der damals bekannten Karl-Albrechtischen Akademie zu München befand, auf dem anstoßenden Klostergrunde in der Löwengrube, sowie auf dein dazugehörigen des Augustinergäßchens 1669 eine Reihe von Gebäuden (die Häuser Nr. 1—5) als »Mietstock« erbauen, welche heute noch der »Augustinerstock« heißen. *) Hievon zogen sie die Zinsen, und von dem dabei angelegten Garten die erpflanzten notwendigen Bedürfnisse; dieser war mit einer Mauer vom Ende des Stocks bis zur Kirche umgeben (s. Ettstraße), welche sowohl von ihrer als der Jesuiter Seite notwendig geworden, um von diesem Platze die daselbst bis dahin gewöhnlichen Märkte und Gewerkschaften bei Seite zu schaffen. **)
1803 fiel auch das Augustinerkloster der Säkularisation zum Opfer. Die großartige Kirche ist seit 1804 als Maiithalle verwendet. Wenn es richtig, daß die frühere Benennung der Liebfrauenstraße (s. dieselbe) »Freimannergäßl« einst auch das Augustinergäßchen trug, dann darf vielleicht ein ehemaliger Zusammenhang beider angenommen werden.
*)Ende des 17. Jahrhundertes schickten die Augustiner zu Maximilian Emanunel nach Brüssel, allwo er sich damals alsJ Gouverneur befand, und hielten um Erbauung ihres Stockes an: Maximilian Emanuel sagte ihnen nicht allein zu, sondern ermunterte sie auch noch mit den Worten: »Ja sie sollen bauen, denn es gibt der Stadt ein Ansehen«
*) Hund. Metropol. Saljsburg Tom.11. 407.
81. Birkenau, äußere. Beginnt an der Entenbachstraße, zieht sich an der Schlotthauer-, Frühling- und Ettlingerstraße vorüber, kreuzt die Freibadstraße und endet unweit des Hans Mielich-Platzes an der Simbacher Bahnkurve in Giesing.