1879 Fernberg
Neudeck, am. Der Name soll wahrscheinlich an "neu gedecktes" Haus erinnern; er ist sehr alt und kommt schon 1416 vor. Die Gegend am Neudeck war im Mittelalter ein beliebter Sommeraufentalt der bayerischen Herzoge: Herzog Wilhelm IV. ließ sich daselbst ein Jagdschlößchen erbauen (der Wald ging damals bis nahe an den Rand er Anhöhe heran) und einen Lustgarten anlegen. ( S. Falkenstraße. )
1880 Adressbuch
Die herzogliche Villa Neudeck (schon 1416 war hier die „Neydegker Mahlmühle“ im Gang), die vielleicht mit der 1480 genannten „neuen Veste in der Au“ identisch ist, bestand als Jagdschlößchen jedenfalls unter Herzog Wilhelm IV. (1508-50). Der Name deutet auf einen mittelalterlichen Herrensitz „Nidegge“. Herzog Albert V. (1550-79) erweiterte die Besitzung zu einem Lustschloß nebst Hofgarten; dessen Sohn Wilhelm V. /1579-97), resp. 1626) gestaltete dieselbe, seiner Gemüthsrichtung entsprechend, zu einer großartigen Einsiedelei um. Am 3. Juni 1628 erfolgte die kirchliche Trennung der bisherigen Filiale „Giesing-Au“ von Bogenhausen, indem die Au zur selbstständigen „Pfarrei Neudegg“ erhoben ward. Kurfürst Ferdinand Maria überließ Neudeck 1660 den Paulanern. Bei der Auflösung des Klosters der letzeren (s. Paulanerplatz) kam der Garten in Privatbesitz und erhielt die Bezeichnung „Neudeckergarten“. Der alte Name ist am 10. Juli resp. 1. Sept. 1857 in das amtliche Straßenverzeichnis aufgenommen worden.
1894 Rambaldi
450. Neudeck, am. Zieht von der Ohlmüllerstraße hinter
dem Zuchthause den Auermühlbach entlang und ist durch einen Steig
mit Treppe mit der Hochstraße und durch eine Zufahrtstraße mit dem
Mariahilfplatze verbunden. Die herzogliche Villa Neudeck (schon
1416 war hier die »Neydegker Mahlmühle« in Gang), die vielleicht
mit der 1480 genannten »neuen Beste in der Au« identisch ist, bestand als Jagdschlößchen jedenfalls unter Herzog Wilhelm IV.
(1508—1550)· Der Name deutet auf einen mittelalterlichen Herrensitz
»Nidegge«. Herzog Albert V. (1550—79) erweiterte die Besitzung
zu einem Lustschloß nebst Hofgarten; dessen Sohn Wilhelm V.
(1579—97 resp. 1626) gestaltete dieselbe, seiner Gemütsrichtung entsprechend, zu einer großartigen Einsiedelei um, ohne darum den
Freuden des Weidmanns zu entsagen· Da begab es sich am
16. Sept. 1616, daß bei der Schweinsjägd im Forste von Grünwald ein Keuler auf ihn losstürzte; nur den herbeieilenden vier
Zimmerleuten, die für die Spießmühle Holz fällten, gelang es, den
wilden Eber mit ihren Aexten zu erlegen und das Leben des hohen
Herrn zu retten. Statt einer Gnade erbat sich Josef Gaißreuter
die Genehmigung eines Vereins zur Unterstützung verunglückter Handwerksgenossen oder deren Familien, und sofort traten 85 Zimmerleute bei. Als nun das unglückliche Jahr 1705 die Oberländer
rechts und links der Isar gegen die Hauptstadt heranführte, versammelte
der Zimmermeister Gelb, wahrscheinlich als Vorstand, nachdem er
schon längere Zeit mit den Anfständifchen Verabredung gepflogen,
die Mitglieder zwei Tage vor Weihnachten im Neudeckergarten, ihrer
Herberge, und eröffnete mit begeisterter Anfprache den Angriffsplan
mit dem Ausrufe, als gute Bayern sich zu beteiligen. Und siehe da!
alle Mannen, 96 an der Zahl, schwuren unter heiterem Sternenhimmel den feierlichen Eid auf Leben und Tod, sogleich in den
Kampf einzutreten. Gelb übernahm die Führung. Tag und Nacht
wurde nun zur Herrichtung der Waffen verwendet, in ihrer Herberge
selber insgeheim eine Schmiede ins Werk gesetzt. Als nun in der
heiligen Nacht die Hochländer in Giesing herabstiegen, schloß sich
männiglich ihnen an, auch thaten viele Maurer mit- *) Den Neudecker Garten mit seinem Walddickicht, seinen Wasserfällen, Felsenhöhlen, Einsiedeleien und Fischwassern hat der Jesuit Johannes
Bisselius besungen.**) Am 3. Juni 1628 erfolgte die kirchliche
Trennung der bisherigen Filiale ,,Giesing-Au« von Bogenhausen,
indem die Au zur selbständigen ,,Pfarrei Neudegg« erhoben ward.
Kurfürst Ferdinand Maria überließ Neudeck 1660 den Paulanern.
Bei der Auflösung des Klosters der letzteren (s. Paulanerplatz) kam
der Garten in Privatbesitz und erhielt die Bezeichnung »Neudeckergarten.« Der alte Name ist am 10. Juli, resp. 1. Sept. 1857 in
das amtliche Straßenverzeichnis aufgenommnen worden.
*) A. Schmid, Geschichte des Bruderbundes der Auer Zimmerleute
München 1832. P. Magnus Sattler, Prior von Andechs, im Bayer. Kurier
1. Mai 1879.
**) Monatsschrift des hist. Vereins, Januar 1894, S. 7.1943 Adressbuch
Die herzogliche Villa „Neudeck“ bestand als Jagdschlößchen unter Herzog Wilhelm IV. 1508-50, kam 1660 zum Paulanerkloster, wurde später Wirtschaft und ist seit 1905 aufgelassen.
Zieht von der Ohlmüllerstraße den Bergabhang entlang und ist durch einen Steig mit der Hochstraße und durch eine Zufahrtsstraße mit dem Mariahilfplatz verbunden (Au).
1965 Baureferat
Am Neudeck: Nach dem Jagdschlößchen Neudeck des Herzogs Wilhelm IV., das 1660 zum Paulanerkloster kam und später eine Gastwirtschaft wurde. (Heute nicht mehr vorhanden.) *1857