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Beschreibung: 503. Pöppelstraße.Verbindet die Hoch- mit der Auerkirchhofstraße und läuft der Ackerstraße parallel. Zur Erinnerung an
Johann Michael Pöppel, eines Faßbinders Sohn aus der Au und
ganz mittellosen Privatlehrer dortselbst, welcher aber ein fühlendes
Herz für jene armen Kinder besaß, die in der Vorstadt Au als obdachlose Waisen herumliefen, nachdem ihre Ernährer im österreichischen Erbfolgekrieg, einem ebenso schrecklichen Kriege, wie der vorhergehende spanische Erbfolgekrieg, gefallen waren. Am 30. November 1742 bei eben
heftiger Kälte sammelte er etwa dreißig elternlose Knaben und Mädchen-
anfangs in einer gemieteten Stube, später im eigenen Hause. Persönlich oft in bitterster Not, begann der edelsinnige Bettler vereint
mit seinem Hausherrn, dem Gerichtsdiener in der Au, Christoph
Nußbaum, das Mitleid der Bevölkerung für jene armen Wesen zu
erwecken und Unterstützungen für sie zu erflehen. Nach zehnjährigen
unermüdlichen Anstrengungen, wobei ihm schmerzliche Verkennung und
Verleumdung nicht erspart blieben, gelang es ihm endlich l752, das
Waisenhaus zu St. Andrä zu gründen, welches an die Sammelstraße
grenzte, in der Folge aufgehoben und 1819 mit der gleichen Anstalt
der Hauptstadt verschmolzen wurde. Pöppel starb 1763; Jahr und
Tag der Geburt des edlen Menschenfreundes sind leider bis jetzt nicht
zu erforschen gewesen· Seinen Namen trägt die Straße seit 28. September 1877, resp. 1. Januar 1878. König Max II. widmete
seinem Andenken ein Freskobild im Nationalmuseum, auch im Pilotybild im Rathaussaal findet sich sein Porträt (Nr. 128). Das Waisenhaus St. Andrä ging in Privatbesitz über und gehört nunmehr der
Seifensiederswittwe Lernbacher (Sammtstraße Nr. 3); dasselbe macht
sich schon durch seine Bauart bemerkbar, indem die Apsis des Hauskapellchens hervortritt. Im Hofraum ist eine Tafel angebracht. Seit
dem Entstehen dieser Anstalt haben über 2500 Kinder dort Pflege und
Unterhalt gefunden, die größtenteils als nützliche Mitglieder in die
Welt kamen, während die Mehrzahl derselben ohne diese wohlthätige
Anstalt gewiß zu unnützen und verdorbenen Müßiggängern herangewachsen wäre. *)
*) Vgl. Wolfgang Maurer, ,,Biographiell denkwürdiger Männer aus Bayern«; Jof. Mayer, Münchner Stadtbuch 474.