Rambaldi(1894) - Ringseisstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 539. Ringseisstraße.Verbindet nördlich der Waltherstraße die Lindwurm- mit der Maistraße. Zur Ehrung des k. Universitätsprofessors Dr. Johann Nepomuk von Ringseis, geb. den 16. Mai 1785 in dein oberpfälzischen Marktflecken Schwarzhofen als Sohn eines Gastwirtes *). Derselbe besuchte die Klosterschule der Cisterzienser zu Walderbach, das Gymnasium zu Alnberg und 1805 die Hochschule in Ingolstadt. Jm Jahre 1817 wurde Ringseis von König Max I. aufgefordert, den Kronprinzen Ludwig nach Italien zu begleiten. Dreimal innerhalb 7 Jahren brachte er den Winter und teilweise den Sommer in Italien zu mit dem originell geistreichen, kunstsinnigen und wohlwollenden Fürsten. Ein abenteuerlicher Rundzug durch Sicilien, in Rom der Verkehr mit den deutschen Künstlern und Staatsmännern, die politischen Erlebnisse, seine glückliche Heilung des Kronprinzen, endlich eine Episode, in welcher sich Ringseis als treuer, keine Ungnade scheuender Diener seines Herrn erwiesen, bieten ein farbenreiches Bild in seinem Leben. Obwohl er mit offenen Augen die kirchlichen Schäden schaute, halfen die Romfahrten ihn zum sattelfesten Katholiken bilden. In die Zwischenzeit fallen eine ihn fast erdrückende Praxis, Ernennung zum Kreismedizinalrat, seine Bemühungen für Cornelius Berufung und Seilers Bischofswahl, endlich seine Vermählung mit Friederike von Hartmann, aus welcher Ehe 3 Töchter hervorgingen, und seine Ernennung zum Professor an der neuen medizinisch-praktischen Lehranstalt. Als 1825 Ludwig I. den Thron bestieg, ernannte er Ringseis zum einzigen Obermedizinalrat und Referenten für das Medizinalwesen. Auf Ringseis Veranlassung und unter seiner thätigen Mitwirkung wurde die Hochschule von Landshut nach München verlegt und Ringseis zum Professor ernannt; 1831 setzte er die Einführung der barmherzigen Schwestern am städtischen Krankenhause durch. Für 1833-34 zum Rektor magnifieus erwählt- hielt Ringseis in der Antrittsrede: »Über den revolutionären Geist der deutschen Universitäten« den Regierungen den Spiegel vor, daß sie durch Revolution von oben die Revolution nach unten verbreiteten. Man prophezeite ihm die Ungnade des Königs, dieser aber machte ihn zum Ritter des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone mit persönlichem Adel; in der Folge wurde er Komtur dieses Ordens und Großkomtur des Michaelsordens. 1847 gehörte er zu den wenigen ultramontanem Professoren, welche der lolamontanen Morgenröte nicht zum Opfer fielen. Als er nochmals 1855-56 zum Rektor gewählt wurde. erregte seine Antrittsrede einen Sturm von Anfeindungen. 1862 feierte er sein 50jähriges Doktorjubiläum, 1872 erhielt er den erbetenen Ruhestand. Als Beamter entwickelte Ringseis eine riesige Arbeitskraft, als Gelehrter eine Belesenheit von seltenem Umfang bei außerordentlicher Treue des Gedächtnisses, dazu Scharfsinn und Tiefe. In der ärztlichen Praxis hielten ihn manche für den ersten Diagnostiker seiner Zeit; allerdings ist er auch infolge seiner sarkastischen Ader vielfach ein Gegenstand des Mißverstehens, des Spottes, auch der Verfolgung gewesen, zugleich aber war er einer der Bestgeliebten von Freunden, Schülern und Kranken. Ringseis starb zu München 22. Mai 1880. Begraben liegt er an der Seite seiner Friederike auf dem malerischen Dorfkirchhofe in Tutzing Die Straße wurde nach ihm seit 18. März 1887 benannt.

*) Seine Lebenserinnerungen, in Form einer Autobiographie ihm nacherzählt durch seine Tochter Emilie und ihm selber noch unterbreitet, erschien in 3 Bänden Regensburg 1886. — In der allgemeinen deutschen Biographie Bd. 28 S. 635 und in den historisch-politischen Blättern sind Aufsätze über Ringseis enthalten.


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