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Beschreibung: 539. Ringseisstraße.Verbindet nördlich der Waltherstraße
die Lindwurm- mit der Maistraße. Zur Ehrung des k. Universitätsprofessors Dr. Johann Nepomuk von Ringseis, geb. den 16. Mai 1785
in dein oberpfälzischen Marktflecken Schwarzhofen als Sohn eines
Gastwirtes *). Derselbe besuchte die Klosterschule der Cisterzienser
zu Walderbach, das Gymnasium zu Alnberg und 1805 die Hochschule
in Ingolstadt. Jm Jahre 1817 wurde Ringseis von König Max I.
aufgefordert, den Kronprinzen Ludwig nach Italien zu begleiten. Dreimal innerhalb 7 Jahren brachte er den Winter und teilweise den
Sommer in Italien zu mit dem originell geistreichen, kunstsinnigen
und wohlwollenden Fürsten. Ein abenteuerlicher Rundzug durch Sicilien, in Rom der Verkehr mit den deutschen Künstlern und Staatsmännern, die politischen Erlebnisse, seine glückliche Heilung des Kronprinzen, endlich eine Episode, in welcher sich Ringseis als treuer,
keine Ungnade scheuender Diener seines Herrn erwiesen, bieten ein
farbenreiches Bild in seinem Leben. Obwohl er mit offenen Augen
die kirchlichen Schäden schaute, halfen die Romfahrten ihn zum sattelfesten Katholiken bilden. In die Zwischenzeit fallen eine ihn fast erdrückende Praxis, Ernennung zum Kreismedizinalrat, seine Bemühungen für Cornelius Berufung und Seilers Bischofswahl, endlich
seine Vermählung mit Friederike von Hartmann, aus welcher Ehe 3
Töchter hervorgingen, und seine Ernennung zum Professor an der neuen
medizinisch-praktischen Lehranstalt. Als 1825 Ludwig I. den Thron
bestieg, ernannte er Ringseis zum einzigen Obermedizinalrat und Referenten für das Medizinalwesen. Auf Ringseis Veranlassung und
unter seiner thätigen Mitwirkung wurde die Hochschule von Landshut nach München verlegt und Ringseis zum Professor ernannt; 1831
setzte er die Einführung der barmherzigen Schwestern am städtischen
Krankenhause durch. Für 1833-34 zum Rektor magnifieus erwählt-
hielt Ringseis in der Antrittsrede: »Über den revolutionären Geist
der deutschen Universitäten« den Regierungen den Spiegel vor, daß
sie durch Revolution von oben die Revolution nach unten verbreiteten.
Man prophezeite ihm die Ungnade des Königs, dieser aber machte ihn
zum Ritter des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone mit persönlichem Adel; in der Folge wurde er Komtur dieses Ordens und
Großkomtur des Michaelsordens. 1847 gehörte er zu den wenigen
ultramontanem Professoren, welche der lolamontanen Morgenröte nicht
zum Opfer fielen. Als er nochmals 1855-56 zum Rektor gewählt
wurde. erregte seine Antrittsrede einen Sturm von Anfeindungen.
1862 feierte er sein 50jähriges Doktorjubiläum, 1872 erhielt er den
erbetenen Ruhestand. Als Beamter entwickelte Ringseis eine riesige
Arbeitskraft, als Gelehrter eine Belesenheit von seltenem Umfang bei
außerordentlicher Treue des Gedächtnisses, dazu Scharfsinn und Tiefe.
In der ärztlichen Praxis hielten ihn manche für den ersten Diagnostiker seiner Zeit; allerdings ist er auch infolge seiner sarkastischen Ader
vielfach ein Gegenstand des Mißverstehens, des Spottes, auch der
Verfolgung gewesen, zugleich aber war er einer der Bestgeliebten von
Freunden, Schülern und Kranken. Ringseis starb zu München 22.
Mai 1880. Begraben liegt er an der Seite seiner Friederike auf
dem malerischen Dorfkirchhofe in Tutzing Die Straße wurde nach
ihm seit 18. März 1887 benannt.
*) Seine Lebenserinnerungen, in Form einer Autobiographie ihm nacherzählt durch seine Tochter Emilie und ihm selber noch unterbreitet, erschien in
3 Bänden Regensburg 1886. — In der allgemeinen deutschen Biographie
Bd. 28 S. 635 und in den historisch-politischen Blättern sind Aufsätze über
Ringseis enthalten.