Rambaldi(1894) - Schyrenplatz

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 603. Schyrenplatz. Liegt am rechten Isarufer zunächst der Wittelsbacherbrücke und ist von der Schreyer-Kultur umgeben. Die Grafen von Scheyern wurden auch die ,,Schyren« genannt *). Innerhalb der Flüsse Isar und Lech vom Gebirge bis zur Paar und Glan mag sich der Gau der Huosier, des mächtigsten der fünf Adelshäuser der Huosi, Drozza, Fagana, Hosilinga und Anniona, ausgedehnt haben. Nach der Meinung neuerer Forscher wäre der Huosi-gau von Karl dem Großen geteilt worden in einen südlichen, wo die Andechser, und in einen nördlichen, wo die Schyren die Herrschaft führten. Ein dunkler Schleier verhüllt die Geschichte aller dieser Dynastien, sie sind längst untergegangen, nur die Linie der Schyren trotzte allen Stürmen und Unbilden der Zeit. Die Geschichte der Schyren beginnt mit jenem heldenmütigen Markgrafen Luitpold, der als Anführer der Deutschen in der unglücklichen Schlacht bei Preßburg gegen die Ungarn 5. Juli 907 den rühmlichen Tod für’s Vaterland starb. Sein Urenkel Arnulf 11. erhielt vom deutschen Könige Otto I. das Pfalzgrafenschaft in Bayern, d. i. das Amt eines Stellvertreters des Königs im obersten Richteramte und eines Verwalters der königlichen Burgen, Güter und Lehen, sowie der Reichseinkünfte in den bayerischen Gauen. Derselbe erbaute auch 940 die Burg Scheyern. Der Schyre Pfalzgraf Otto IV. erbaute aber 1113 eine neue Burg zu Wittelsbach bei Aichach und überließ die Burg Scheyern den Benediktinern des aufgehobenen Klosters Petersberg bei Eisenhofen als ein Kloster. Nunmehr führte das Schyrengeschlecht den Namen »die Wittelsbacher«; von ihnen stammt unser erhabenes Königshaus. Pfalzgraf Otto I. von Wittelsbach (1180—1183), dem Kaiser Friedrich für die ihm geleisteten Dienste die Herzogswürde in Bayern verlieh, war somit der erste Fürst bayerischen Geblütes aus dem alten Stamme Luitpolds. Der Platz trägt seinen Namen seit 3. Aug. 1876, resp. 1. Jan. 1878, gleichwie die am 25. Juli 1874 begonnene und am 26. Aug. 1876 eröffnete Wittelsbacherbrücke (s. Wittelsbacherplatz).

*) Vgl. die Wittelsbacher in Bayern von Dr. Friedrich Leitschuh, Bamberg 1894, Handelsdruckerei: Huschberg älteste Geschichte des Hauses Scheyern- Wittelsbach; J. M. Söltl, die frommen und milden Stiftungen der Wittelsbacher, Landshut 1858.


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