Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Beschreibung: 606. Sedanstraße. Verbindet in Haidhausen die Milch- und
Steinstraße mit dem Pariserplatz und wird von der Metzstraße geschnitten. Unvergeßlich bleibt den deutschen Zeitgenossen die Ueberraschung und der Jubel, welcher sich aller bemächtigte, als am 2.September 1870 nachmittags vom Kriegsschauplatze die Nachricht eintraf, bei Sedan habe sich die ganze französische Armee samt dem Kaiser Napoleon kriegsgefangen ergeben. München war an jenem Abend festlich beleuchtet, und am Tage darauf konnte man von jedem Dorfkirchturme Fahnen flattern sehen, ein Zeichen des allgemeinen Jubels! Wieder war es die aus nord- und süddeutschen Regimentern
zusammengesetzte III. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm gewesen, welche den Hauptanteil an der siegreichen Schlacht hatte.
Die Schlacht begannen die Bayern *), indem die Infanterie ihres I. Korps
1. Sept. 4 Uhr früh auf der Eisenbahn- und einer Pontonbrücke die
Maas überschritt und Bazeilles (s. Bazeillesstraße) angriff; ihnen
waren die Sachsen gefolgt unter ihrem Kronprinzen (jetzigen Könige)
Albert, der in diesem Kriege ein Kampfgenosse des preußischen Kronprinzen war, wie einst ein Studiengenosse desselben auf der Universität in Bonn. Nach und nach kamen auch die übrigen deutschen
Truppen, soweit sie nicht bei Metz und Straßburg standen, ins Gefecht, während das II. bayerische Korps teils auf das rechte Maas-Ufer vorging, um das I. bei Bazeilles zu unterstützen, teils die
wichtige und starke Stellung zwischen Frenois und Wadelincourt
gegen einen etwaigen Durchbruchsversuch besetzte. Und so waren an
diesem Tage an der ruhmvollen Hauptschlacht der Deutschen beide
bayerische Armeekorps mit Auszeichnung beteiligt. 600 deutsche Kanonenschlünde feuerten zuletzt von allen Seiten auf die Festung Sedan und die dort eingeschlossene französische Armee los. Gegen Abend
ergab sich dieselbe-, am 2. Sept. Mittags wurde die Kapitulation
unterzeichnet. Am selben Tage machte der deutsche Oberfeldherr König
Wilhelm voll Preußen noch einen fünfstündigen Ritt um das Schlachtfeld zur Besichtigung der siegreichen Truppen, die ihn überall jubelnd
empfingen. Außer dem Kaiser Napoleon II. fielen 124000 Mann,
darunter 50 Generäle, außerdem 1 Adler und 2 Fahnen, 419 Feldgeschütze und Mitrailleusen, 139 Festungsgeschütze, 1072 Fahrzeuge
aller Art, 66000 Gewehre, 6000 Pferde und zahlreiches Armee-Material in die Hände der Sieger. Das deutsche Heer hatte ungefähr 460 Offiziere und 8500 Mann an Todten und Verwundeten
verloren. Für Deutschland sowohl als auch für Frankreich war dieser Tag äußerst folgenreich. In Frankreich stürzte er das Kaiserreich
und die napoleonische Herrschaft, für Deutschland aber war er die
sichere Gewährleistung einer vollständigen Niederwerfung des Feindes
und der künftigen Einigung unter einem wiederaufgerichteten starken
deutschen Kaiserreiche. Es wird auch deshalb der 2. Sept. als ein
nationaler Gedenktag in ganz Deutschland festlich begangen. Nach
der Schlacht von Sedan ward der Friede allerdings noch lange nicht
errungen.· Die neue französische Regierung setzte den Krieg hartnäckig
fort. Die deutschen Heere mußten deshalb weiter vorwärts dringen
und zugleich die beiden großen Festungen hinter ihnen, Metz und
Straßburg, sowie mehrere andere kleinere Festungen in ihre Gewalt
bringen.· um sich den Rücken frei zu machen.
Die Benennung ist seit 30. April, resp. Okt. 1872 festgesetzt.
*) Ausfiihrt s. der deutsch-französische Krieg 1870/71 redigiert von der kriegsgeschichtlichen Abteilung des großen Generalstabes Bd. II S. 1139 ff. u. Anlage 50.