Rambaldi(1894) - Thalkirchner Straße

Rambaldi - 1894

Beschreibung:

650. Thalkirchnerstraße. Beginnt an der Müllerstraße nächst dem Sendlingerthorplatze und zieht sich zwischen den südlichen Friedhöfen und der Gasfabrik, dem Schlacht- und dem Viehhof entlang nach dem eine Stunde entfernten Thalkirchen, welches schon gegen Ende des 15. Jhdts. ein bedeutender Wallfahrtsort war, der an einer Stelle des hier besonders hübschen und weiten Isarthales liegt. Eine Überlieferung erzählt, 1372 seien die Brüder Christian und Wilhelm von Frauenberg bei einer Fehde mit den Augsburgern von diesen verfolgt und bei Thalkirchen in die Isar gedrängt worden; in dieser Gefahr hätten die Brüder gelobt, für den Fall ihrer Rettung zu Thalkirchen ein Gotteshaus mit Kloster zu Ehren der seligsten Jungfrau erbauen zu wollen; den Bau der Kirche brachten sie zur Ausführung, der eines Klosters unterblieb, da sie nebst anderen bayerischen Rittern mit Pfalzgraf Ruprecht und König Sigmund wider die Türken zogen, aber in der unglücklichen Schlacht bei Nicopolis (s. Schiltbergerstraße) (26. Sept. 1396) geblieben sind. Auf Grund der Ergebnisse der neueren Forschungen erhält jedoch die Gründung der Kirche eine andere Erklärung. Reichsarchivrat Dr. Häutle fand bei seinen Forschungen eine Urkunde mit dem Datum 22. Juni 1487, aus der hervorgeht, daß Graf Christian voll Frauenberg allerdings als Erbauer der Kirche zu betrachten sei, jedoch nicht infolge der Flucht, die schon damals nach Aussage vernommener älterer Männer in das Bereich der Sage gehörte.*) Später wohnte ein Eremit in einem Anbau des Gotteshauses —- Obwohl nun das ältere Gotteshaus Thalkirchens nach einer Matrikel von 1315 die Pfarrkirche für Mitter- und Untersendling, Neuhausen, Pullach, Schwabing, Soln, Kemnatten (Nymphenburg) war —- auch München gehörte in seiner ersten Zeit demselben Pfarrsprengel an —- erscheint es doch urkundlich viel später als die meisten seiner Filialen; man findet es erst 1268. Der Pfarrsitz von Thalkirchen war von jeher in Mittersendling (s. Plinganserstraße), daher die Pfarrei selbst oft Sendling genannt wird. Die Pfarrei Thalkirchen-Sendling ward am 13. September 1329 der Kollegiatkirche zum hl. Johannes dem Täufer auf dem Domberge zu Freising einverleibt. Da die alte Pfarrkirche später nicht mehr erwähnt wird, scheint sie als baufällig abgebrochen worden zu sein. Heute ist Thalkirchen die Filiale von Sendling. —- Die Straße hieß früher teilweise »Kirchhofstraße.«

*) cfr. Rambaldi, Wanderungen im Gebiete des Isarthalbahn S. 4.


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