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Beschreibung: 660. Tillystraße.Ist eine nördlich der Arnulfstraße parallel mit ihr von der Spaten- zur Deroystraße projektierte Verbindungsstraße. Zur Ehrung des Johann Tserklaas Grafen von Tilly (Pilotybild 85), eines berühmten Feldherrn des dreißigjährigen Krieges, geb.
im Febr. 1559 auf dem Schlosse Tilly bei Gemblour im wallonischen
Brabant *). Derselbe wurde bei den Jesuiten erzogen und trat schon
im 14. Lebensjahre in spanische Kriegsdienste, in denen er unter
Alexander von Parnia seine militärische Schule durchmachte, dann in
lothringische, 1598 in kaiserliche Dienste, focht 1600 als Oberstlieutenant in Ungarn gegen die Insurgenten und Türken, stieg 1601 zum Obersten eines Wallonenregiments und nach und nach zum Artilleriegeneral auf und trat im Mai 1619 in die Dienste des Herzogs Maximilian I. von Bayern, welcher im Begriffe stand, die Wehrkraft
seines Landes neu zu begründen; Tilly wurde sein Hauptmitarbeiter
bei diesem Werke. Der dreißigjährige Krieg gab Gelegenheit, es zu
erproben· Beim Ausbruch desselben wurde Tilly zum Feldmarschall
der katholischen Liga ernannt, gewann am 8.Nov.1620 die Schlacht
am Weißen Berge, brach 1621 gegen den Grafen Ernst von Mansfeld auf und verfolgte ihn bis in die Oberpfalz, dann in die Rheinpfalz, wurde 27. April 1622 von dem Markgrafen Georg Friedrich
von Baden-Durlach und Mansfeld bei Wiesloch geschlagen, besiegte
aber-dann den erstern bei Wimper am Nekar, hierauf den Herzog
Christian von Braunschweig bei Höchst a. M. und eroberte Heidelberg,
Mannheim und Frankenthal und besiegte 1623 Herzog Christian von
neuem bei Stadtlohn, infolge welchen Sieges Tilly vom Kaiser in
den Grafenstand erhoben wurde. Das Jahr 1624 brachte er in Hessen
zu, 1625 aber wandte er sich gegen den neuerstandenen Feind seiner
Sache, König Christian IV. von Dänemark, gegen den und dessen
Verbündete er, jetzt von Wallenstein mit einem kaiserlichen Heere unterstützt, den Krieg mit abwechselndem Glück führte 1626 hatte er
zunächst Städte (Münden, Göttingen) zu erobern; als darauf Mansfeld sich nach Schlesien gewandt hatte und Wallenstein diesem gefolgt
war, schlug Tilly den König bei Lutter am Barenberge; bis zum
Jahre 1628 vollendete er dann mit Wallenstein die Unterwerfung Nieder-Deutschlands und des dänischen Festlandes. Nach Walleilsteins Absetzung (1630) wurde Tilly Generallissimus der kaiserlichen Truppen,
behielt aber daneben, als Generallieutenant seines jetzt kurfürstlichen
Kriegsherrn, den Befehl der liguistischen Truppen. Er hatte jetzt dem
Könige Gustav Adolf von Schweden gegenüberzutreten, übernahm die
Durchführung des Restitutionsedikts in Norddeutschland und begann
zu diesem Zwecke die Belagerung von Magdeburg. Zwar gelang es
ihm nicht, Gustav Adolfs Vordringen in Pommern zu hindern, aber
Magdeburg eroberte er ain 20. Mai 1631. Doch war die Eroberung
für ihn nutzlos, da der Brand die Stadt in einen Trümmerhaufen
verwandelte. Von der Verantwortung für die bei dieser Gelegenheit
verübten Gewaltthaten, welche lange benutzt wurden, Tilly’s Andenken
zu verunglimpfen, hat neuere Forschung sein Andenken vollständig gereinigt. Tilly konnte sich infolge der Zerstörung Magdeburgs an der
Niederelbe nicht behaupten und fiel in Sachsen ein, das er plünderte
und verwüstete. Hiedurch trieb er den sächsischen Kurfürsten zum
Bündnis mit Gustav Adolf, deren vereinigten Heer er 17. Sept. 1631
in der Schlacht bei Breiteilfeld, in welchem der König seine überlegene Kriegskunst entwickelte, erlag; Tilly selbst wurde verwundet,
sein Heer löste sich auf. Er eilte hieraus nach Halberstadt, wo er
Verstärkungen an sich zog, und brach dann nach dem von den Schweden
bedrohten Bayern auf. Zu Ende des Winters, am 8. März 1632, gelang
es Tilly noch einmal, mit den gesammelten Trümmern seines Heeres bei
Bamberg den Feldmarschall Horn zu schlagen; als aber Gustav Adolf
Bayern bedrohte, versuchte er vergeblich, diesem bei Rain den Übergang über den Lech streitig zu machen. Bei dieser Gelegenheit wurde
ihm am 5. April 1632 durch eine Falkonettkugel der rechte Schenkel
zerschmettert, und er starb infolge davon am 20. April 1632 in Ingolstadt. Fanatischer Katholik, vortrefflicher Soldat und ausgezeichneter
Feldherr, In tiefen und richtigen politischen Blick begabt, nüchtern,
uneigennützig, hielt er auch in seinem Heere strenge Mannszucht dagegen
war er kein roher Wüterich, wie ihn einige Geschichtsschreiber darzustellen suchten. Sein Leichnam wurde in der Peterskapelle der Stiftspfarrkirche zu Altötting beigesetzt.
Die Straße trägt Tilly’s Namen seit 9.0kt.1889, resp. 4. Februar 1890.
König Ludwig I. nahm seine von Fr. Sanguinetti in München
gefertigte Büste in die Ruhmeshalle auf, setzte ihm ein Standbild in
der Feldherrnhalle in München und benannte ein Vorwerk der Festung
Ingolstadt nach ihm.
*) cfr. Stumpf, Denkwürdige Bayern S. 146; Wittich, "Magdeburg, Gustav Adolf und Tilly", Berlin 1874; Heising "Magedeburg nicht durch T. zerstört", 2. Aufl., Berlin 1885.