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Beschreibung: 675. Utzschneiderstraße. Verbindet die Blumenstraße am
nordöstlichen Pavillon der Schrannenhalle mit der Reichenbach- und
Rumfordstraße. Der Name »Utzschneider« *) verdient bei den Münchnern ewig unvergessen zu bleiben, denn sowohl dieses Mannes rastlose Thätigkeit für Industrie, als auch sein edler Charakter haben für
München unendlich viel Gutes geschaffen und andere zu gleichem
Streben angeeifert. Utzschneider wurde als Sohn unbemittelter Landleute am 2. März 1763 zu Rieden am Staffelsee geboren und wurde
durch seiner Mutter Bruder Andrä, den Zahlmeister der Herzogin
Maria Anna, der in der Geschichte des von Karl Theodor beabsichtigten Ländertausches durch seine Treue und deshalb erlittene Verfolgung und jahrelange Einkerkerung rühmlichst bekannt geworden, in
der Kadettenschule in München untergebracht und setzte seine Studien
an dem dortigen Gymnasium fort. Utzschneider kam später selbst in
den Dienst der Herzogin und hierauf als Hofkammerrat in den des
Kurfürsten. Von da an begann seine segensreiche Thätigkeit für
Bayern und besonders für München. Verdient machte er sich zunächst um die Förderung der Salzfabrikation und des Salzhandels,
sowie um Ordnung des zerrütteten Staatshaushaltes. Da seine Verbesserungsanträge manchmal sehr eingreifend und ungewöhnlich waren,
so stießen sie bei andern auf Mißverständnisse und Unwillen, was
zuletzt seine Enthebung vom Staatsdienste veranlaßte (1801). Nun
kehrte Utzschneider seine ganze Thätigkeit industriellen Unternehmungen
zu. Er gründete zu München eine Ledermanufaktur und im Vereine
mit Reichenbach und Fraunhofer ein mechanisches und optisches Institut; aus letzterem gingen später die noch heute blühenden Institute
des Mechanikers Ertel und des Optikers Merz hervor. In Benediktbeuren errichtete Utzschneider eine Fabrik zur Bereitung feinen Glases
für optische Gläser; einen sachverständigen Leiter derselben hatte er
selbst aus Genf geholt. So beschäftigte er Hunderte von Arbeitern.
1807 wurde er nach so vielen Beweisen seiner Tüchtigkeit wieder als
General-Salinen-Administrator in den Staatsdienst berufen. Der Bau
der Saline in Rosenheim, die große Landesvermessung und Herstellung
der Grundkataster — ein von den Franzosen und Engländern als das
Vorzüglichste in diesem Fache gepriesenes Werk -—fand in ihm den
eifrigsten Beförderer; desgleichen die Ordnung der Staatsschulden.
Aber bald hatte er wiederum mit Neid und Mißgunst zu kämpfen,
so daß er 1814 seine Stelle niederlegte. Ins Privatleben zurückgetreten, gründete er eine Bierbrauerei, bewirtschaftete einen großen
Bauernhof bei Giesing und widmete seine Aufmerksamkeit dem Baue
der Runkelrübe, deren Verwendung zur Zuckerbereitung damals eben
an verschiedenen Orten Deutschlands versucht wurde. Im Jahre 1818
endlich wählte ihn die Bürgerschaft Münchens zu ihrem Bürgermeister;
als solcher wirkte er höchst verdienstvoll für die Vermehrung der Volksschulen, Anlage von Kanälen ec. und verzichtete obendrein auf
seinen Bürgermeistergehalt zu Gunsten der niederen Magistratsbediensteten. Indes überschritt er das 60. Lebensjahr und zog sich
vom Gemeindedienste zurück, durch Erreichung dieses Alters hier berechtigt. Aber noch nicht rastete der unermüdliche Mann, den eine
immer gleiche Gesundheit, unterstützt durch ein regelmäßiges Leben
und stets heitere Laune, zur Seite stand, Teils widmete er sich Gegenständen der Landwirtschaft, des Gewerbewesens und der Volksbildung,
teils erfüllte er den inhaltsschweren Beruf eines Abgeordneten zum
bayerischen Landtage, wozu ihn das Vertrauen seiner Mitbürger noch
berufen hatte. Im Begriffe, von seinem Landsitze bei Obergiesing am
29. Jan. 1840 in die Versammlung der Abgeordneten sich zu begeben, wurde sein Wagen beim Herabfahren über den Giesingerberg
durch Scheuwerden der Pferde umgeworfen, und der bereits 77jährige
Mann tödlich verletzt; am 31. Januar trugen ihn 16 Münchener
Bürger, gefolgt von einer zahllosen Menge Leidtragender, zu Grabe.
Sein Grabmal ziert die Aufschrift: »Dem edelsten Vaterlandsfreunde.«
Utzschneiders Wahlspruch lautete: »Ich wünsche den Wohlstand aller,
nicht den Reichtum einzelner wenger«; der Durchführung dieses
Grundsatzes auf gesetzmäßige Weise war sein ganzes Leben gewidmet.
Der Magistrat ließ seine Büste in einer Nische im Rondell des alten
südlichen Friedhofes aufstellen. Die Anlage der Straße begann 1840,
ihren Namen führt sie seit 6. Dezbr. 1844.
*) Vgl. Leher, Bayerland, Jahrgang 1890 S. 233.