Alte Bücher

 Seite 37


Die Baukunst Alt-Münchens

II. Abschnitt: Baugeschichtliche und bautechnische Erläuterungen zu den Stadtbildern.

37: Die alten herzoglichen Zeughäuser an der <a title=Kuhgasse href=../../suchen/suchen.php?suchen=Kuhgasse>Kuhgasse</a>.

37: Die alten herzoglichen Zeughäuser an der Kuhgasse.

Abb. 37: Die alten herzoglichen Zeughäuser an der Kuhgasse.

An der jetzigen Salvatorstraße (früher Kuhgasse geannt) und am Salvatorplatz stand — (auf einem Teil des Areals befindet sich jetzt das Kultusministerium) — ehemals das große und kleine herzogliche Rüsthaus (Zeughaus); am 8. Mai 1599 brannte das kleine Zeughaus nebstt der Schmiede ab.68) Da die Kriegsgeräte und Waffen aller Art sich zu sehr vermehrten, war der Raum in den Zeughäusern nicht mehr ausreichend, Herzog Maximilian ließ deshalb nach vollendeten Residenzbau in dem östlich an diesen anschließenden Residenzgarten, welcher nicht weiter ausgedehnt werden konnte und dem Geschmack des Herzogs nicht genügte, zuletzt auch schon zu Nutzzwecken verwendet wurden,69) 1613 ein neues Zeughaus errichten, bestehend aus fünf großen Gebäuden nebst einer Kapelle, die zusammen einen großen Hog umschlossen; die fünf Zeughäuser waren durch Zwischenbauten miteinander in Verbindung gesetzt. Diese fün Zeughäuser sind im Plane I von 1570 leicht zu erkennen.)

In den alten Zeughäusern an der Kuhgasse sollen bei 100 Stück schwere Geschütze verwahrt gewesen sein; eines dieser Geschütze sehen wir in Sandtners Modell an der Straßenseite, auf Konsolen aufruhend, an der Unfassungsmauer des Hofes angebracht. Diese sonderbare Aufbewahrung einer so großen Kanone (sie muß nach den zur Verfügung stehnden Anhaltspunkten ungefähr sechs Meter lang gewesen sein) hat mich auf den Gedanken gebracht, daß wir in dieser Kanone die 16 Fuß lange, hölzerne Büchse mit Eisenringen vor uns haben, von der uns Sigismund Riezler70) erzählt, daß sie den aufrüherischen Salzburger Bauern abgenommen worden war. Riezlers erwähnt ihrer  bei der Beschreibung des Einzugs Kaiser Karls V. in München (Pfingsten 1530). Bei diesem Feste war eine Viertelmeile vor der Stadt ein hölzernes Schloß errichtet worden, daß zum Schluß eines Scheinangriffes in Trümmer geschossen wurde; zu diesem Zweck hatten die bayerischen Fürsten ihre Artillerie, an die 100 Geschütze usw. auffahren lassen; als Kuriosität sah man darunter die oben erwähnet hölzerne Kanone.

Darüber ist kein Zweifel, daß die im Modell sichtbare Kanone nicht aus Metall gewesen sein konnte, da sie sonst von der verhältnismäßig schwachen Mauer nicht hätte getragen werden können, auch die Länge der Kanone stimmt ungefähr mit der von Riezler erwähnten Kanone überein.


68) Urgeschichten aus München, II. Teil, § 131.
69) Führer durch die Residen zu München, Seite 17.
70) Geschichte Bayerns, Band 4, S. 225.

 Seite 37