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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

Uebergabe des Klosters an die Clarissinen (1286) angelegt, zeigt jedoch keine deutlichen Reste aus dieser Zeit, wenigstens stammt die ganze Wölbung von dem Wiederaufbau nach dem Einsturz 1404. Am meisten hat sich das Aeussere verändert, indem hier C. v. Fischer 1810 den unglücklichen Versuch machte, einen italienischen Gesammteindruck zu erzielen, und das Ganze höchst kahl und nüchtern, überdiess z. Th. mit classicistischen Zierden vom Anfang dieses Jahrhunderts verkleidete. Das fünf Traveen lange dreischiffige Innere mit doppelgeschossigen Abseiten zeigt die von schlichten rechtwinkligen Pfeilern getragenen Gewölbe grösstentheils verzopft, nur in dem Obergeschosse der Seitenschiffe sieht man noch das gothische Netzwerk. Gegenwärtig ist der Abschluss der Kirche durch eine schmucklose Wand, an welche sich der Hauptaltar lehnt, sehr unschön, wie sie auch hinsichtlich der Ausstattung, grossentheils von den Gebrüdern Asam hergestellt, nichts bemerkenswerthes darbietet.

Das rechts anstossende Angerkloster hat mit Bezug desselben durch die armen Schulschwestern 1841 seine Gestalt ganz verändert und erscheint neuromanisch und kahl. Einst erfreute es sich grosser Theilnahme, wie auch unter vielen vornehmen Mitgliedern der bis 1803 daselbst wohnenden Clarissinen selbst drei Prinzessinen aus dem bayerischen Fürstenhause dort lebten und starben: Agnes, die Tochter des Kaisers Ludwig des Bayers († 1352), Barbara. Herzog Albrecht V. Tochter († 1444) und Emanuela Theresia, Tochter des Churfürsten Max Emanuel († 1750).

Die Damenstifts- oder St. Annakirche mit dem Stiftsgebäude in der Damenstiftsgasse wurde 1732—1735 von Karl Albert den von seiner Mutter, der Churfürstin Adelheid, berufenen Salesianerinen an der Stelle einer lteren Kapelle durch  J. B. Gunezrainer erbaut. Sie besteht aus zwei Kuppelräumen mit Flachkuppeln auf je vier Pfeilern, welche letztere selbst schwachvertiefte gradlinig abgeschlossene Nischen zwischen sich nehmen. Der eine der Kuppelräume enthält den Hauptaltar; gegenüber an der Eingangsseite ist ein Tonnengewölbe vorgelegt. Die Decoration ist sorgfältig, doch nicht von hervorstechender Bedeutung; auch die Decken- und Altarbilder von C. D. Asam, B. Albrecht, G. Demare’s und Ruffini sind ohne Werth. — An die Stelle der Salesianerinen traten schon vor der Secularisation die adelichen Damen, welchen Carl Theodor in dem Kloster ein Stift gründete, das jedoch unter Ludwig I. verlegt worden ist, seit welcher Zeit das Gebäude Schulzwecken, jetzt Gewerbe- und Handelsschule, dient.

Die Karmelitenkirche in der Karmelitengasse mit anstossendem Kloster, jetzt Ludwigsgymnasium und k. Erziehungsinstitut für Studirende, wurde in Folge Gelöbnisses des Churfürsten

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