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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

Die Krankenhaus-(Vinzenz-)Kirche ist in das Kloster der barmherzigen Schwestern eingebaut, welches mit der Kirche 1837— 1839 nach Plänen von F. Gärtner hergestellt wurde. Das Innere ist schlicht in Tonnenform gew lbt, doch ist der geräumige fünfseitige Chorabschluss nicht ohne Wirkung. An den zwei Langseiten vertreten geschlossene Oratorien die fehlenden Nebenschiffe; das romanische Ornament isi lediglich aufgemalt.

Die Herz-Jesukirche mit Kloster der N iederbronnerschwestern in der Buttermelcherstrasse ist erst im Jahre 1876 vollendet worden. Sie zeigt bei unansehnlichem und nur durch einen Fasadenthurm im Rundbogenstyl geschmückten Aeusseren ein nicht unbemerkenswerthos Innere. Der schwere Pfeilerbau dos Schiffs mit doppelgeschossigem Nebenschiff ist nemlich, freilich spärlich, in Frührenaissancemotiven ausgestattet , welche besonders an den Blendarkaden des halbkreisförmig abschliessenden Chors nicht unvortheilhaft sind. Die Decke von Haupt- und Nebenschiffen ist in Tonnenform mit Stichkappen ausgeführt, welche letztere auch dem halbkuppelförmigen Schluss der Apsis eine eigenthümliche Gestalt geben. Von zierlicher Schönheit sind die drei neuen Altäre in feiner Renaissancearbeit.

Die Marienkapelle mit Armen- und Kinderhaus der Niederbronnerschwestern (Vincentinum) in der Bogenhauserstrasse No. 10 bei dem sogen. Paradiesgarten ist ein einfacher Betsaal mit Flachdecke bei verglastem Hyäthrum und mit apsidalem Abschluss. Das Marienbild auf Goldgrund an der Apsiswand ist von A. Hess.

Die St. Stephans- oder Gottesackerkirche am südlichen (alten) Friedhofe wurde 1638 von Churfürst Maximilian I. als Ersatz für die der Befestigungserweiterung wegen abgetragene Gottesackerkapelle von Albrecht V. erbaut. Sie ist einschiffig, in Tonnenform gewölbt, nur mit einem Dachreiter versehen und innen wie aussen ohne andere Bedeutsamkeit, als die der hübschen Stuccaturen, welche den Einfluss der Stückarbeit in der maximilianischen Residenz zeigen, wenn sie nicht sogar von denselben Fistulatoren herrühren.

Die Schmerzhafte Kapelle südlich vom neuen südlichen Kirchhofe (Staubstrasse 14), wurde 1703—1705 an der Stelle einer seit der Zeit des dreissigj hrigen Krieges bestehenden Feldkapello als einfache Rotunde auf acht Pfeilern erbaut. Als aber 1846 derselben ein Kapuzinerhospiz, welches 1853 zum Convent erweitert wurde, angefügt ward, musste die Rotunde nicht blos einige Umgestaltungen in den drei Altarapsiden erfahren, sondern erhielt auch

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