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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

I. Cultanlagen

einen schlichten, im romanischen Styl ausgeführten, einschiffigen Vorbau, welcher die armselige Romanisirung alles Uebrigen zur Folge hatte. Bemerkenswerth ist vielleicht nur ein die hl. Familie darstellendes Gemälde in einer links an den Rundbau angesetzten Kapelle, das von einem geschickten Nachahmer Andrea del Sarto’s und aus einer Gruftkapelle des 1803 demolirten Kapuzinerklosters vor der Herzog-Max-Burg herrührt.

Die Elisabethen-Kirche mit Spital, in der Mathildenstrasse, wurde von der Kaiserin Amalia, der Wittwe Karl Alberts, als Kaiser Carl VII, 1754 gestiftet und 1777 geweiht. Sie besteht aus drei Flachkuppelräumen, von welchen die mittlere als eigentliches Kirchenschiff grösser, die beiden anderen, von dem Hauptaltar und dem Orgelchor eingenommen, etwas kleiner sind. Bemerkenswerthes enthält die Kirche ausser dem später hieher versetzten Katzmair’schen Grabmal von 1520 mit interessanten Marmorsculpturen im Renaissancegeschmack (an der Wand links unter der Orgelempore) nichts.

Die St. Johannes von Nepomuk-Kirche in der Sendlingergasse, 1733—1746 von den mehrgenannten Künstlerbrüdern E. und C. D. Asam neben ihrem Wohnhause gestiftet und ausgeführt, ist ein sehr bemerkenswert]] es Probestück des Cultbaues in der Rococoperiode. Die caprici se Facade sowohl als das einschiffige etwas zu schmale Innere zeigen manche geschickte Lösung; doch findet sich unter dem ostensi sen Prunk der Ausstattung kein Object von eigentlich künstlerischem Werthe. Das anstossende Asamhaus zur Linken mit reichem figürlichen Stuccoschmuck gehört zu den bemerkenswerthesten Privatgebäuden Münchens jener Zeit.

Die S. Salvators- oder griechische Kirche auf dem ehemaligen U. L. Frauen Gottesacker, jetzt sog. griechischen Markt, war 1494 von Herzog Albrecht IV. als Ersatz für die damals wegen eines Befestigungswerkes am Schwabingerthore abgebrochenen S. Salvatorskapelle von 1413 erbaut worden, und erbte auch den Namen, der auf die dort gelungene Wiedergewinnung einer Hostie zurückgeführt wird, welche ein Weib an die Juden auszuliefern im Begriffe stand. Bei dem Bau 1494 musste eine kleine Marienkirche weichen, welche den Mittelpunkt des U. L. Frauen-Gottesackers gebildet zu haben scheint, der bis 1789 hier bestand, und dessen hervorragendste Denkmäler, die Denksäule Herzog Albrecht IV. von 1480 und die Lichtsäule (mit „ewigem Licht für die armen Seelen“) Herzog Wilhelms V. von 1516 auf den südlichen (alten) Kirchhof versetzt wurden und sich noch daselbt befinden (IV, Section, 4. Gräberreihe No. 42 und VI. Section, 4. Reihe No. 19). L ngere Zeit scheint noch die Ritterkapelle auf dem Friedhof gestanden zu ha-

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