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Bautechnischer Führer durch München 1876

I. Epoche des Mittelalters

von Unsers Herrn Kapelle bei den Befcstigungswerken vor dem Schwabingerthor die Salvatorkirche 1494 von Pierzog Albrecht IV. erbaut, welche Kirche sp ter die Bedeutung erhielt, dass, nachdem der Franenfreithof zu eng geworden war, der Gottesacker für die Frauenpfarre um diese Kirche ( jetzt sog. Bamberger- oder griechischer Markt | angelegt wurde, wie dioss für den zu eng gewordenen Friedhof um S. Peter hei der h. Kreuzkirche geschehen war. Was endlich das vierte Stadtviertel, Graggona uerviortol betrifft, so bildet zun chst den hervorragendsten Theil des leoni- nischon Gebietes die Ludwigs-Burg oder die alte Veste, mit dem Marktplatz und dem Rathhaus durch die liurggas.se verbunden, aber doch auch von der letzteren an deren Mündung durch einen besonderen Thorbau abgeschlossen. Begonnen 1253 von Ludwig dem Strengen beschr nkte sie sich zun chst auf den durch den Erker ausgezeichneten südlichen Flügel am Thorbau gegen die Burggasse hin und auf die an der gegenüberliegenden Seite jenseits des Burghofes an die. Stadtmauer stossende S. Lorenz-Kapelle, welche als llofkapellc mit der Veste selbst 1255 vollendet war, als des Erbauers Schwester und Konradins Mutter Elisabeth ihre zweite Ehe mit dem Grafen Mainhard von Tyrol schloss. Die Kapelle, welche von Ludwig dem Bayer 1321 etwas umgebaut und erweitert wurde, ist leider 1815 niedergelegt worden, um dom gegenw rtigen Rentamtsgeb ude Platz zu machen; loch hat sich das seh uo Votivrelief des Kaisers und seiner Gemahlin Margaretha erhalten*). Kaiser Ludwig der Bayer, in jenem Bau Ludwig des Strengen geboren, fügte dann den westlichen Flügel (jetzt Staatskasse! an, welcher in seinem ziemlich schmucklosen Acussercn wenig ver ndert ist. Auch das Innere zeigt noch manches von der ursprünglichen Anlage; leider aber ist der, wahrscheinlich nach der Mitte des 15. Jahrhunderts mit Gem lden geschmückte Hauptsaal verbaut worden, so dass man jetzt davon nur mehr ein kleines Stück mit sieben an die Wand gemalten Fürstenbildern sieht, die von einem gewissen Gabriel M chselkircher herrühren. Dieser Kaiserflügel wurde von Ludwig dem Brandenburger verl ngert. Die Ostseite endlich, wo jetzt die Stouerkataster- Oommission, war. wie es scheint, von untergeordneten Baulichkeiten eingenommen, oder vielleicht ursprünglich nur durch eine Mauerlinie abgeschlossen. Die übrigen zur Burg geh rigen Anlagen befanden sich ausserhalb dieses Vierecks. So scldoss sich an die Heinrichsburg, nemlich da, wo jetzt das sog. L weneck. an der Ecke der Burggasse und des Alten-Hofg sschens, dem Sonneneck (Mozart), früher Burgeck gegenüber noch die Erinnerung bewahrt, der L wenzwinger an, so dass Stallungen und W rterhaus die Stelle des jetzt bestehenden neueren


*) Im Nationalmuseum zu München. In Aretin’s Denkmalen des bayerischen Herrscherhauses findet sieh dazu eine Innenansicht der Kapelle.

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