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Bautechnischer Führer durch München 1876

I. Epoche des Mittelalters

Gem cher sowohl des oberen Stockes wie des Erdgeschosses unzweifelhaft erscheinen l sst, dass es nicht blos konomischen Zwecken gedient habe. Wahrscheinlich ist es auch derselbe Burgstall, der 130t schon unter dem Namen der ..Neuen Veste' im Gegens tze gegen die Ludwigsburg oder alte Veste auftritt, und man wird kaum irren, wenn man deren Erbauung mit der Stadterweiterung in Verbindung bringt. Denn wie der Ritter, so konnte auch der Fürst die Einsehliessung durch seine Unterthanen so wenig lieben, als die allzugrosse Entfernung von G rten, Fluren und Jagdgründen, und zwar um so weniger, als damals von Villegiatur und Unterscheidung von Sommer- und Winterresidenz noch keine Rede war. — Diese neue Veste, welche manchmal wohl auch bei Familienzwistigkeiten als eine Art von Trutzwinkel gedient haben mag, wird demnach sonst vielleicht den Zweck gehabt haben, etwa in der heissen Jahreszeit einige Monate Aufenthalt zu gew hren oder als eine Art von Jagdschloss zu dienen, um dem Jagdrevier der ..Hirschau“, jetzt zum Theil englischer Garten, m glichst nahe zu sein. Vor dem Burgstall aber erstreckte sich südw rts der herzogliche Hof(kiiehen) garten bis zur Graggenau oder zu dem jetzigen Strassendamm der Maximiliansstrasse, welcher hier in der L nge des Hoftheaters in der Linie des Stadtgrabens sich hinzieht. Herzog Albert IV. scheint nun bis zum Verzicht seines Bruders Sigismund auf die Mitregierung l ngere Zeit hier gewohnt zu haben, wenigstens erfahren wir, dass Sigismund erst hei seinem Verzicht 1170 ihm die alte Veste abgetreten habo. Das Unbehagen, welches nun Albert IV. an der alten Ludwigsburg fand, mochte ihn bestimmt haben, die herzogliche Residenz überhaupt in das Gebiet des ehemaligen Burgstalls zu verlegen, wozu aber der bisherige Wohnbau desselben nicht genügen konnte. Es wird demnach bald nach der Erlangung der Alleinherrschaft gewesen sein, dass der Neubau der nun im Innern des Stadtgebietes Ludwig des Bayers angelegten Neuen (A 1 bertinischen) Veste begonnen wurde; denn 1476 war dieser bereits vollendet. Die Lage desselben ist ungef hr durch den stlichen Trakt der neuen von Klcnzc erbauten Residenz, von dem stlichen Vorsprung des Festsaalbaues aus bis zur Allerheiligcn- Hofkirche gegeben, wenn auch die übrigens nicht geradlinige Fronte sich mehr schr g von Nordwest nach Südost zog. Die beiden Ecken dieses Hauptbaues wurden von m chtigen Thürmen flankirt, von welchen der eine, wo jetzt <lie k. Hofapotheke in gewaltigen Mauermassen halbkreisf rmig über dio Facade vortretend g nzlich verschwunden*), der kreisrunde Thurm an dem Ostende des Festsaalbaues aber im Erdgeschosse noch erhalten ist **). Von einer sym-


*) Vielleicht die mit einem Erker versehene Rundstube, von welcher fter die Rede und von welcher der „Hofball“ des Kupferstechers Martin Zasinger eine mit 1 00 datirte Innenansicht gibt. (Bartsch No. 13.). **) Angeblich l ngere Zeit Gef ngniss des Herzogs Christoph.

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