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Bautechnischer Führer durch München 1876

I. Epoche des Mittelalters

metrischen Anlage war keine Rede, wie auch die H he ungleich war und die Zinnen ausser den genannten Thürinen iiberdiess von go- thisclien Thurmspitzen überragt wurden. An diese ostw rts gerichtete Hauptfronte schlossen sicli aber in spitzen Winkeln beiderseits Seitengeb ude an, welche in der Hauptsache den gegenw rtigen grossen Osthof (Küchenhof) umfassten. Oer n rdliche 'Trakt (gegen den jetzigen Hofgarten) scheint die Kapelle des h. Petrus und Paulus, gew hnlich Katharinenkapelle oder ..Kirchenstiibl" genannt, enthalten zu haben, welche wie die jenseits des Hofes stehende S. Georgskapcllo bis znm Brande des Jahres 1750 bestanden. Ob der südliche Trakt einen Zugang, welcher wohl in der Gegend des Brunnenhofes, somit ungef hr in der Richtung der convergirend verl ngerten Burggasse und vorderen Schwabinger- strasse gelegen gewesen w re, geludit habe, ist ungewiss; ein Thorban bestand jedenfalls au der Ostseite. Beider zeigen die dem Verfasser bekannt gewordenen Abdrücke des Volckmerschen Stadtplanes die ganze neue Veste von der Kupferplattc weggoschliffon; ein Abdruck vor dieser Acndcrung würde sehr belehrend sein. War sonach der gr sste Theil des Graggenauer - Viertels von den herzoglichen Geb uden, der Alton und Neuen Veste mit ihren zugeh renden Anlagen und Ged uden eingenommen, so blieb doch der südliche Theil des Viertels von der Lcderergassc bis zum Thal, mithin der Theil, wo auch der Hauptbau des Bathhauscs sich erhob, rein bürgerlich. Von dem hichor geh rigen Theile des Marktplatzes (jetzt Marienplatz) ist schon die Rode gewesen. Hier k mmt nur noch die dem h. Goistspital-Complox gegenüberliegende Nordseite des Thals in Betracht, der breitesten und vielleicht auch verkehr- reichsten Strasse Alt-Münchens, welche wohl auch als der ltest bedeutende Anwachs an die looniniselie Stadt zu betrachten ist. Doch haben sich von den lteren Geb uden nur mehr wenige Spuren erhalten. Dass das magisratischo Haus No. 1 links, in welchem sich jetzt die L den des Consuinvereins befinden, die Burg oder das Haus Heinrich des L wen selbst gewesen sein soll, weil ein Steinreliof der Parade einen L wen (V) zeigt, ist schon deshalb unhaltbar, weil der Herzog unm glich sein Haus ausserhalb des Mauerschutzes gehabt haben kann. Auch stimmt der Kunstcharakter des Reliefs keineswegs-mit der Zeit des Gründers, sondern vielmehr frühestens mit dem 15. Jahrhundert; doch bleibt es ungewiss, ob es vom herzoglichen L wengarten gekommen oder (vielleicht einen Wolf vorstellend?) die wappenartige Hausdocoration eines Privatbesitzers war. Das Haus selbst stammt aus dem TL Jahrhundert. In der Mitte der Strasse auf derselben Seite befand sicli das sogenannte Bruder- schaftshaus der B ckerknechte, welches sie zur Belohnung ihrer Tapferkeit bei Mühldorf von Kaiser Ludwig dem Bayer 1323 erhalten hatten. Die Hochbrückmühle daneben reicht schon ins 13. Jahrhundert hinauf, und war nebst anderen Wasserwerken der Grund der

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