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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

H. Sch n kann nun keineswegs als Schüler desselben betrachtet werden, da seine Auffassung und Detailbildung wesentlich anders und weniger universell ist, so dass die Portale der Residenz, der Grottenhof, die Rotunde des Hofgartens u. s. w. die Herkunft von einer Hand nicht verkennen lassen. Wo er aber seine Studien gemacht, ist nicht v llig klar, wenn es auch Verfasser dieses wahrscheinlich dünkt, dass Mantua mit sejnen Bauten des Giulio Romano I besonders Palazzo del Te), in zweiter Linie Sanmichele’s Thorbauten in Verona auf ihn nicht ohne Einfluss gewesen sind. Mit der Bauweise Augsburgs und Nürnbergs in dieser Zeit, wie mit dem Musterwerk des Heidelberger Schlosses erscheint wenig Zusammenhang, wahrend die Einwirkung der Niederl nder durch die ausgedehnte Kunstintendanz P. de Witte’s selbstverst ndlich und auch durch Vergleich mit dortigen Sch pfungen jener Zeit zu belegen ist. — Neben dem stattlichen Residenzbau liess es Maximilian auch nicht an Cultanlagen fehlen, welche wohl umf nglicher und seinem lebhaften Kunstsinne entsprechender gewesen w ren, wenn die Drangsale des dreissigj hrigen Krieges ihn hierin nicht beschr nkt, ja sogar lange Zeit g nzlich behindert h tten. Das erste dieser Werke, das Kapuzinerkloster mit der unter dem Namen des h. Franziskus Seraphicus 1602 geweihten Kirche, welche demnach der Zeit nach dem Schlossbau sogar voraufging, wurde nach der Klosteraufhebung 1803 zugleich mit den Befestigungswerken vor der Herzog Maxburg abgebrochen. Sonst stammt die Renaissancoumgestaltung der Peterskirche wie der Augustinerkirche aus seiner Zeit, welche jedoch, wenn auch namentlich die der letzteren als gediegen anerkannt werden muss, doch vielmehr als bedauerlich zu bezeichnen ist, da die Erhaltung der gothischen Gestalt dieser Kirchen mindestens interessanter gewesen w re. Die Gründlichkeit, mit welcher diese Umwandlungen bewerkstelligt worden sind, liess ausser einem Altar der Peterskirche, welcher in unserer Zeit wieder von der Renaissanceumhüllung befreit worden ist, kaum mehr eine Spur der alten Anlage übrig, welche durch die Ver nderung der Fenster selbst usserlich sich auf ein Minimum reducirte. In der Frauenkirche begnügte man sich wenigstens mit dem Umbau der vor hundert Jahren gesetzten gothischen Alt re. Das Geb ude erfuhr keine andere wesentliche Unbill, als die Weiss- tünchung des Inneren. Denn auch der grosse Bogen, welcher 1604 zu Ehren des h. Benno in die Mitte gesetzt wurde, muss vielmehr ein Altarwerk als ein Architekturstück genannt werden, da er aus Holz und Stuck ziemlich unsolid gebildet, auf h here Bedeutung keinen Anspruch machen durfte und daher wohl nicht mit allzu grossem Unrecht bei der Restauration wieder beseitigt worden ist, Dagegen kann man die Beseitigung des m chtigen Hochaltars mit dem grossen Altargem lde von P. de Witte, welchen der Churfürst zum Andenken an die Schlacht am weissen Berge errichtet, nur als

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