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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

Sühne für das Unrecht entschuldigen, das durch die Errichtung desselben dem vorigen Hochaltar von Gabriel Angler (von 1434) geschehen ist. — Die bedeutendste Sch pfung diosor Zeit in der Frauenkirche ist indess jedenfalls das Epitaph des Kaisers Ludwig des Bayers, das herrliche nach Peter de Witte von Hans Krümper gegossene Werk, an welchem nur zu bedauern ist, dass es, statt selbst ndig errichtet zu werden, die pr chtige Grabplatte des Meisters Hans des Steinmeissels v. J. 1347 nicht blos fast g nzlich dem Auge entzieht, sondern dieselbe auch der Seitenreliefs ganz beraubt hat. Unbedeutender gestaltete sich der Neubau der Kirche zum h. Stephan, welche in Folge des 1638 aus strategischen Gründen gebotenen Abbruchs der von Wilhelm IV. vor Mitte des 15. Jahrhunderts erbauten Kapelle des leidenden Heilands in der Gegend derselben neu gebaut wurde und als Friedhofkirche (am südlichen Friedhofe) noch erhalten ist. Die Ausführung des Klosters und der Kirche der Karmeliten, für welche der Fürst schon 1609 einen Platz in der Gegend der jetzigen Blumenstrasse ausersehen hatte und wozu er sich durch ein Gel bniss vor der Schlacht am weissen Berge (8. November 1620) noch weiter verpHiehtet fühlte, musste sogar noch l ngere Zeit anfgeschoben werden; denn obwohl bereits 1629 Karmeliten von Prag eintrafen, sah sich der Churfiirst doch vorl ufig gen thigt, ihnen die Herzog Maxburg einzur umen und erst 1654 konnte der Nachfolger H. Schün’s, der Hofbaumeister Hans Conrad Asper von Constanz den Bau der neben der Maxburg gelegenen Kirche beginnen. Sie dient jetzt als Studienkirche in der noch nach ihr und dem anstossenden Klostergeb ude genannten Karmelitenstrasse, hat aber nach der Klosteraufhebung 1803 von dem Baudirector Nicolaus v. Schedel eine neue Aussenseite im trockensten Zopfstyl erhalten. Vollst ndig unversehrt ist dagegen das künstlerisch erfreulichste Denkmal der Periode des dreissig- j hrigen Krieges, die Mariens ule auf dem seit 1854 auch Marienplatz genannten ehemaligen Markte oder Schrannenplatze in München. Wie der Hochaltar der Frauenkirche ein an den Sieg am weissen Berge erinnerndes Denkmal, so sollte die Mariens ule ein Ausdruck des Dankes sein für die Erhaltung Münchens bei der Occupation der Hauptstadt durch die Schweden 1632. Wie sehr aber der Mariencult dem Churfürsten am Herzen lag, erhellt aus dem Umstande, dass die Patrona Bavariae nicht blos an der Residenz als Hauptschmuck der Facade angebracht worden war, sondern dass auch die meisten seiner Münzen das Madonnenbild und zum Theil sogar den Churfürsten vor derselben knieend zeigen. Ob Hans Krümper das Denkmal noch entwarf, ist ungewiss; zur Zeit der Herstellung selbst 1636—39 war er nicht mehr am Leben. Die Gruppen an den vier Ecken des Sockels, vier Engel die D mone der Pest, Hungersnoth, Ketzerei und des Krieges als Natter, Basilisk,

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