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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

monden Merian’schen Planes (vgl. den beiliegenden Stich) begreift sich leicht, wie die Anlage eine so namhafte Zeit und so viele Mensclienkriifto (zeitweise 3000) in Anspruch nehmen konnte Leider kann nicht constatirt werden, dass die sch nen Werke einmal erheblichen Nutzen geleistet h tten. — Die Kunstverh ltnisse hatten sich mit dem Tode Maximilians g nzlich ver ndert. Der erste Churfürst hatte die Leitung seiner Anlagen Deutschen oder Niederl ndern übertragen und der Einfluss Italiens wirkte unter ihm nicht unmittelbarer als er überhaupt in der deutschen enaissance bedingt ist. Maximilians Nachfolger, Ferdinand Maria, mit einer italienischen Fürstentochter, Henriette Adelheide von Savoyen, verm hlt, stand dagegen ganz unter italienischem Einflüsse. Zun chst wurde 1658—1662 ein Opernhaus durch den italienischen Architekten Franeisci nach dem Vorbild des Theaters zu Vicenza erbaut, und eine italienische S ngertruppe nach München berufen. Das Theater, westlich von der Salvator- (griechischen) Kirche und dem jetzigen sog. griechischen Markte belegen, ist 1802, nachdem es noch einige Zeit als Volkstheater gedient, demolirt und der Kaum zu Remisen des Hofmarstalls verbaut worden. Gleichzeitig hatte der Bologneser Agostino Darelia der Maximilianischen Residenz den jetzt von dem K nigsbau des K nigs Ludwig I. gedeckten Südflügel angefügt, welcher der Churfürstin die gewohnte heimische Einrichtung gew hren sollte, weshalb der Palast von Turin hier vielfach Vorbild war. Das Lustschloss Schleiss- beim in der Gestalt, wie sie Wilhelm V. demselben gegeben, konnte gleichfalls den Anforderungen der italienischen Prinzessin nicht entsprechen; auf ihren Wunsch und unter dem von ihr gew hlten Namen Nymphenburg liess daher der Churfürst durch denselben A. Barelia 1663 den Grund zu dem umf nglichen Schloss in Kem- nathen bei Neuhausen legen, ein Werk, dessen Vollendung jedoch ein halbes Jahrhundert erforderte. — Das bedeutendste gr ssere Bauwerk Ferdinand Maria’s war aber die beinahe intakt erhaltene Kirche zum li. Kajetan mit dem anstossenden Kloster der Theatiner, in Folge Gel bnisses des churfürstlichen Paares nach der Geburt des Thronfolgers 1662 gegründet. Derselbe Barella, unterstützt von dem Pater Spinelli, leitete auch diesen Bau, welchem nicht blos der churfürstliche Falkenhof und Hundezwinger, sondern auch das Zeughaus bei der Salvatorkirche weichen musste. Das Innere kann, wenn auch der r mische Styl der Alichel-Angelo- und Sangallo - Zeit nicht ohne Nachwirkung erscheint und überhaupt S. Peter theilweise Vorbild war, an Bedeutsamkeit der Wirkung sich nicht mit der Michaelskirche messen, und bei an sich kleineren Dimensionen werden nberdiess die Verh ltnisse auf Kosten der Grossr umigkeit empfindlich gesch digt durch die Ueberscliw ng- lichkeit und Colossalit t der an starken künstlerischen Gebrechen

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