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Bautechnischer Führer durch München 1876

II. Epoche der Renaissance.

strasse. Von seinen übrigen Anlagen, wie die Veterin rschule am englischen Garten, das Armenhaus am Gasteig, das Findelhaus an der Findlingsstrasse, ist nur das Feuerhaus am Anger 1795 deshalb hervorzuheben, weil es bereits starke Symptome jenes reizlosen Classicismus tr gt, der um diese Zeit den Zopfstyl verdr ngte. Von weit mehr Bedeutung und wahrhaft segensreich war aber die Umwandlung des Werdergrundes der Hirschau vor der nord stlichen Bastion in einen Park, zu welcher der Generalmajor Thompson und nachmaliger Graf Rumford, der auch die ganze Anlage mit vollendeter Einsicht leitete, den Churfürsten zu bestimmen wusste. Das umf ngliche AVerk kam jedoch erst unter der folgenden Regierung unter Leitung des verdienten F. v. Sckell (1803) zum Abschluss. Die durchgreifendsten Ver nderungen und einen nicht unerfreulichen künstlerischen Aufschwung brachte die Regierungszeit des Churfürsten Max Joseph IV, als K nig Max Joseph I. 1801 wurde die Aufl sung des Festungscharakters der Stadt neuerdings und definitiv ausgesprochen und schon 1802 mit der Beseitigung von Wall und Graben zwischen dem Karlsthor und Schwabingerthor, d. h. in der ganzen L nge des jetzigen Maximiliansplatzes begonnen. Die politischen Wirren vermochten das Unternehmen nur in zeitweiliges Stocken zu bringen und verhinderten namentlich nicht die h chst planm ssige Absteckung der neuen Stadttheile. Um Ueber- cilungen und Widersprüchen in der Benützung des zur Erweiterung der Stadt vorliegenden Grundes vorzubeugen, ernannte der K nig eine besondere Baucommission, welche den Erweitorungsplan vorerst gegen Westen (1808) und von 1810 an überhaupt rings um die Stadt, wie sie Churfürst Maximilian I. umgr nzt hatte, entwarf. Ein grosser Theil des Strassennetzes von Neumünchen war bereits in dem 1812 genehmigten Erweiterungsplan gegeben, auch hatten zun chst die nordwestlichen und die südwestlichen Vorst dte die Namen Max- und Ludwigs-Vorstadt (nach dem K nig und Kronprinzen) erhalten. Freilich gelangte unter Maximilian nur die Erweiterung nach Nordwesten zur durchgreifenden Ausführung. Schon 1803—1805 war auf den eingeebneten W llen am Maximiliansplatze jene H userreihe entstanden, welche durch ihre Gleichartigkeit allerdings nicht vortheilhaft wirkt, aber auch dadurch nicht unerheblich oingobüsst hat, dass die Arkaden des Erdgeschosses in neuerer Zeit geschlossen, d. li. in L den umgewandelt worden sind. Damit verlor die Pranncrstrasso ihren vorigen Charakter als Sackgasse , zugleich aber feierte der Zopfstyl in dem 1805 vollendeten Max-Joseph-Thor, das nur auf Octroizwecko berechnet, nun die ge ffnete Pranncrstrasso leicht abschloss, mit dem nebenangebauten Thorwachgeb ude einen seiner letzten Triumphe (Architekt N. v. Schedel). L nger dauerte die Ueberw lbung und Auffüllung des Grabens selbst, welche vor dem ehemaligen Frauenthor (Mündung der Pfandhausstrasse) erst 1823 bewerkstelligt, in der ganzen Aus-

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